Die Baubehörde will mit einer großen Aufklärungsaktion für die Osttangente werben. Die vierspurige Stadtautobahn soll von Ochsenzoll parallel zur Langenhorner Chaussee bis zur Sengelmannstraße gebaut werden. Bürgerinitiativen hatten sich dagegen ausgesprochen, weil ein Teil der Trasse durch

Bausenator Rolf Bialas begründete den geplanten Bau der Osttangente in einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt: "Der öffentliche Nahverkehr hat zwar Vorrang, aber wir können nicht zu Autofeinden werden. Wir dürfen dem Bürger nicht sein Auto vermiesen. Dazu gehört auch der Wirtschaftsverkehr, von dem diese Stadt lebt."

Der Sinn von Stadtautobahnen ? so Bialas ? kann nur sein, den Verkehr aus Wohnzentren herauszuziehen. Das belaste natürlich die Anwohner der Stadtautobahnen. Man müsse sie also gegen Lärm und Abgase schützen. Der Senator: "Die Fehler, die beim Bau der Westautobahn gemacht wurden, werden wir nicht wiederholen. Im übrigen halte ich eine Stadtautobahn für besser als nicht kreuzungsfreie Schnellstraßen, auf denen im Vergleich fünfmal so viele Unfälle geschehen und die nicht annähernd so leistungsfähig wie Autobahnen sind."

Von der Ortsumgehung Langenhorn-Fuhlsbüttel, dem Nordabschnitt der Osttangente, verspricht sich die Baubehörde besonders viel. Auf der Langenhorner Chaussee, heute 45 000 Fahrzeuge täglich, werde der Verkehr ? so heißt es ? auf die Hälfte schrumpfen. Im Süden soll die Osttangente vorerst an der Kreuzung Sengelmannstraße/Alsterkrugchaussee enden. Die Sengelmannstraße muß dann allerdings vierspurig ausgebaut werden.

Der Senator räumt ein, daß dieser Endpunkt der Osttangente ein neuralgischer Punkt werden könne. Denn eine Straße ist nur so leistungsfähig wie ihre engste Stelle. Später könne man ? so Bialas ? die Osttangente bis zum Jahnring verlängern. Ursprünglich war sie bis zur Homer Autobahnauffahrt geplant. Im dazwischenliegenden, dichtbevölkerten Barmbek hatte es denn auch die massivsten Proteste gegen das Projekt gegeben. Heute meint die

bebautes Gebiet in Fuhlsbüttel und Langenhorn führen sollte. Die Baubehörde hat jetzt eine andere Trassenführung vorgeschlagen: durch überwiegend unbebautes Gelände am Flughafen. Auch SPD und FDP sind bisher gegen die Osttangente. Das Thema kommt in Kürze vor die Bürgerschaft.

Baubehörde, der Abschnitt Jahnring-Horn sei vielleicht gar nicht nötig.

Auf Ablehnung bei SPD und FDP stießen bisher auch die Pläne, von der Osttangente einen Abzweiger zur Autobahn Hamburg?Kiel zu bauen. Beide Parteien befürchten, daß dann von der Kieler Autobahn her der Osttangente ungleich stärkerer Verkehr drohe ? und das ständige Chaos an der Sengelmannstraße sei vorprogrammiert.

Andererseits: wenn der Abzweiger gebaut wird, zahlt der Bund alles. Andernfalls muß Hamburg 40 Prozent der geschätzten 260 Millionen aufbringen, also etwa 100 Millionen Mark.

Seit Jahren laufen mehrere Bürgerinitiativen gegen die Osttangente Sturm. Protestierende Hamburger verweisen immer wieder darauf, daß heute leistungsfähige Straßen nur zusätzlichen Verkehr anziehen, ohne die berührten Stadtviertel spürbar zu entlasten. Außerdem sinke die Wohnqualität großer Stadtbereiche und "gewachsene" Wohnviertel würden zerschnitten. Genau das ? so verspricht Senator Bialas ? solle aber nun vermieden werden. Von den Bürgerschaftsparteien meint zur Zeit nur die CDU, man dürfe sich nicht die Zukunft verbauen, indem man die Osttangente für immer ablehne. Rückhaltlos für die Stadtautobahn sind ADAC und Handelskammer.

"Mit gezielter Aufklärung", erläutert Bialas, "wollen wir jetzt die Bevölkerung über die Vorteile der Osttangente informieren. Wir werden Versammlungen abhalten sowie Anlieger befragen und um ihr Verständnis bitten. Dazu drucken wir Flugblätter. Die Bewohner der Langenhorner Chaussee brauchen wir nicht zu fragen ? die sind ohnehin für die Osttangente."

Wie stehen Sie, liebe Leserinnen und Leser, zur Osttangente? Sind Stadtautobahnen wichtig für Hamburg? Schreiben Sie bitte Ihre Meinung unter dem Stichwort "Osttangente" an das Hamburger Abendblatt, Lokalredaktion, Kaiser-Wilhelm-Straße 6, 2000 Hamburg 36.