Theo Uppenkamp, geboren am 28. Dezember 1923 In Gelsenklrchen-Buer, spielte bei Holstein Kiel, Erle 08 (Westfalen), Hannover 96, P/eußen Münster und schließlich beim Eimsbütteler TV Fußball. Er beendete seine Karrlere 1956, nachdem Eimsbüttel aus der damaligen Oberliga ausgestiegen war. Uppenkamp, gelernter Hotelkaufmann, betreibt heute In Wohldorf-Ohlstedt ein Ausflugslokal.

THEO UPPENKAMP

Sein größtes sportliches Erfolgserlebnis war eigentlich nur zweitrangig. Denn, so sagt er, war es eigentlich die Heirat mit Frau Hildegard, und "die hat über mich Fußball-Verrückten nie geschimpft...". Auf dem Rasen, der ihm trotzdem die Welt bedeutete, ist Theo Uppenkamp nie ein ganz Gro- ßer gewesen. In der Niedersachsenund in der norddeutschen Auswahl hat er gespielt, gewiß, aber sein Ruf war ein anderer: Er war "Theo der Volksheld". Das läßt sich auf vergilbten Zeitungsseiten nachlesen. Heute lacht er darüber.

Aber das sportliche Erfolgserlebnis? Er schwelgt noch heute: "Das war ein tolles Ding." In seinem Privat-Archiv findet sich über dieses "tolle Ding" folgerider Satz: "Und dann kam ein Kernschuß Uppenkamp*, dessen Flugbahn kaum zu verfolgen war . . ." Was da so kernig in journalistischer Fußballsprache wiedergegeben wurde, geschah im Jahre 1954.

Theo Uppenkamp beschreibt es aus der Erinnerung so: "Wir, also der TV Eimsbüttel, spielten gegen den späteren Deutschen Meistor Hannover 98. Hannover führte bis zur 89. Minute mit 1 :0. Und dann kam ich. Der Torwart hat den Ball erst gesehen, als der im Netz lag. Und dann haben wir noch ein Tor geschossen und 2:1 gewonnen."

Die Fußball-Auguren haben damals seine Tore sensationell genannt. Die Treffer eines Verteidigers, der über sich selbst sagt: "Na, ein guter Techniker war ich bestimmt keiner, aber ich hatte eine unheimliche Kondition . . ." Gerade diese veranlaßte ihn, dem Gegner aus meist 30 Metern Entfernung "ein Ding reinzuhauen".

Theo Uppenkamp sagt dies richtig genüßlich. Frau Hildegard wirft ein: "Übertreibe bloß nicht I" Aber es stimmt alles. Auch die Tatsache, daß die Fans ihn auf ihre Art liebten: "Wenn ich auf den Platz kam, habe ich manchmal den Clown gespielt Da haben die alle geschrien: .Theo!' "

Theo Uppenkamp heute: ein Mann, 62 Jahre alt und mit gelichteter Stirn ("Als ich zu Hannover 96 kam, haben sie beim ersten Training gesagt: ,Was will eigentlich der alte Mann hier?'"). Er backt jetzt mit Vorliebe Torten und freut sich über seine Gold- und Silberfasanen-Zucht, hält sich Dompfaffen und exotische Vögel, und er stickt Gobelins. Für manchen benötigt er drei Jahre.

"Früher, da hatte ich mal zwei Kneipen in der Innenstadt. Dann habe ich mich nach Wohldorf zurückgezogen, habe mich als Konditor versucht und es als, gut befunden." Das kann man wohl sagen. Theo Uppenkamps Kirschtorte z. B. ist genau so gut wie ehemals sein Torschuß,

Mit dem Sport hat er nur noch als Zuschauer zu tun und demnächst vielleicht als Trainer und Inhaber eines B-Scheines. Aber da gibt es noch die Zwillingssöhne Theo und Axel (19), die bei Duwo 08 in der Landesliga-Reserve spielen. "Theo", behauptet Theo der Vater, "ist besser. Er ist ja auch zehn Minuten früher geboren." Theo Uppenkamp streicht sich nicht vorhandenes Haar aus der Stirn, lacht und sagt: "Es geht mir heute gut. Ich habe viel Glück gehabt." Und dann strahlt er seine Frau Hildegard an. Die strahlt zurück.

Theo, der Vollksheld, Fasanenzüchter, Konditor aus Leidenschaft, er ist noch auf eine Erinnerung stolz: "Mein erster Trainer war Dettmar Cramer bei Geseke 09. Und der ist ja jetzt wieder im Gespräch . . ." Von 3ÖRG NEUPERT