Toten“ (1973) vorgestellt hat. Die deutsche Stimm“ leiht Klaus Schwarzkopf dem pfiffigen Gnom mit dem Glasauge und dem ewig zerknitterten Regenmantel. Wir haben ihn bei den Synchronarbeiten im Studio Hamburg besucht. Mit einer vielversprechenden Krimiserie made in USA startet die ARD am 27. Februar. Im Mittelpunkt steht der Mörderjäger Inspektor “Columbo“, der sich im 1. Programm bereits mit den Spielfilmen “Mord nach Rezept“ (1969) und ?Lösegeld für einen

9 Uhr 47. Auf der großen Leinwand im abgedunkelten Raum erscheint ein Mann: "Mister Casini, kann ich Sie mal sprechen? Ihre Sekretärin hat mich hergeschickt." Der Mann ist untersetzt, hat volles Schwarzhaar über breitem Gesicht, starren Blick auf einem Auge, die zerbissene Zigarre wedelt in der Hand. Aber eine Stimme ? wie j,Tatort"-Kommissar Finke aus Kiel. "Klaus, ein bißchen schleppender, bitte", tönt es hinter der schalldichten Glasscheibe am Ende des Raumes hervor.

9 Uhr 48. Wieder der kleine Mann auf der Leinwand, schwarzhaarig, Glasauge, Zigarre: "Mister Casini, kann ich Sie mal sprechen . . .", diesmal schleppender. Und wieder diese Stimme ? wie Kommissar Finke aus Kiel. "Weltklasse! Bitte Aufnahme", kommt es von jenseits der Scheibe.

9 Uhr 50. Leinwand, ein rotes Licht daneben mahnt zur absoluten Ruhe, kleiner Mann, Zigarre, das Übliche: "Mister Casini, kann ich Sie mal . . ." Kein Zweifel: Die Stimme gehört Kommissar Finke. Selbstverständlich. Klaus Schwarzkopf (53) synchronisiert seinen amerikanischen Kollegen

Peter Falk (48), der als Inspektor "Columbo" von der Mordkommission Los Angeles am 27. Februar im ARD-Programm Einzug hält.

"Columbo ist eine eigenwillige Type' 1 , sagt Klaus Schwarzkopf in einer kurzen Pause, während Volker Lechtenbrink im Halbdunkel des Synchronstudios verschwindet. ?Er ist ein absoluter Einzelgänger, ein reiner Kopfarbeiter, der sein Licht ständig unter den Scheffel stellt, oft den Trottel spielt und dabei eine Unmenge von Tricks auf Lager hat, mit denen er seine Gegenspieler in die Falle lockt. In der Columbo-Serie kennt der Zuschauer den Täter von vornherein. Und so macht nicht die Jagd auf den Unbekannten den Reiz aus, sondern die Art, wie Columbo .seinen' Mördern auf die Schliche kommt."

Klaus Schwarzkopf weiß, wovon er redet. Immerhin hat er bereits sieben "Columbo"-Folgen synchronisiert, die im 3. Programm des Bayerischen Rundfunks gespielt und dort gleichermaßen von Publikum und Kritikern bejubelt wurden. Jetzt noch sechs weitere Synchron-Fassungen ? insgesamt hat die ARD bisher 13 Filme vorgesehen, die jeweils am Donnerstag um 21 Uhr ausgestrahlt werden sollen.

Synchronarbeit ist harte Arbelt und verlangt äußerste Konzentration ? das weiß Klaus Schwarzkopf schon seit über zwanzig Jahren: "Damals, in meiner Berliner Zeit, habe ich oft synchronisiert. Van Johnson etwa oder Douglas Fairbanks. Heute komme ich kaum noch dazu, aus Zeitgründen. Es steht nun wieder ein .Tatort' an von Herbert Lichtenfeld, Regie Wolf gang Petersen; das Drehbuch kenne ich noch nicht, und wenn ich es wüßte, würde ich es natürlich nicht sagen. Wenn ich aber zwischendurch Zeit habe, synchronisiere ich furchtbar gern."

Mit vollem Recht. Denn auch auf diesem Gebiet ist Schwarzkopf ein Meister: Zwei, drei Sprechproben, manchmal nur eine, und "Columbo"-Synchronregisseur Werner Bruhns (46, selbst ein erfahrener Synchronsprecher, z. B. als "Mannix") bricht immer wieder in Jubelstürme aus. Es ist tatsächlich beeindruckend, wie Klaus Schwarzkopf mit einem Flachs auf den Lippen '("Nun wollen wir doch mal keine Doktorarbeit draus machen") sich an das Pult begibt und dem kleinen Mann namens Columbo auf der Leinwand seine Stimme leiht. Im gleichen Tonfall, in der gleichen Lippenbewegung, in der gleichen Aussage ? nur eben in einer anderen Sprache. In Deutsch.

Aber auch in den Pausen ist Schwarzkopf, dem die Rolle des Kommissars Finke auf den Leib und die des Inspektors Columbo auf die Stimmbänder geschneidert zu sein scheinen, ein nicht nur von Reportern gefragter Mann: "Sag mal, Kläuschen, bist du bibelfest?" stürmt Werner Bruhns aus dem Regieraum, dessen Tür aussieht wie der Eingang zu einem Kühlraum. "Wie heißt das: Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen oder so?" Darauf Klaus Schwarzkopf, gelassen wie immer: "Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen. Der Herr sei gelobt. Hiob 1." Und zu mir gewandt: "Die wissen das alle nicht mehr. Das liegt wohl daran, daß ich hier der Älteste bin." UWE LINGNAU