Das Ergebnis der Tätigkeit der Arbeitsgruppe, die von der Baubehörde und der Baugesellschaft "Neue Heimat" zur Überprüfung des Projekts Aisterzentrum gebildet wird, soll ein neuer Bebauungsplan für St. Georg sein. Dies kündigte Bausenator Caesar Meister gestern in Anschluß an die Senatssitzung an.

Erwartungsgemäß stimmte der Senat Meisters Vorschlag für die Bildung der Arbeitsgruppe zu. Sie soll, wie der Bausenator sagte, "kein Wasserkopf" sein, sondern als ständige Mitglieder nur 15 bis 16 Mitarbeiter zählen.

Den Vorsitz der Arbeitsgruppe übernimmt Caesar Meister selbst. Die "Neue Heimat" ist durch den Vorsitzenden ihres Vorstandes, Albert Vietor, vertreten. Die Baubehörde wird zur Mitarbeit Vertreter der Finanzbehörde und der Behörde für Wirtschaft und Verkehr heranziehen. Als Berater der Baugesellschaft sind international anerkannte Architekten und Städtebauer wie die beiden Amerikaner Victor Gruen und Bertrand Goldberg sowie der Hamburger Städteplaner Prof. Ernst May vorgesehen.

"Das Projekt St. Georg wird sich so, wie es von der .Neuen Heimat' vorgelegt wurde, nicht verwirklichen lassen", erklärte Senator Meister, "bei einem solchen Projekt sind erhebliche Infrastrukturmaßnahmen erforderlich, die bei der derzeitigen Haushaltslage nicht möglich sind."

Senator Meister: "Wir wollen es uns aber nicht so leicht machen und angesichts dieser Feststellung einfach nach Hause gehen. Denn die ,Neue Heimat' hat mit ihrem Vorschlag für St. Georg eine sehr gute Grundlage geschaffen. Wir möchten mit der Gesellschaft einen Vertrag abschließen, um eine gemeinsame Basis für die Sanierung St. Georgs zu finden. In der Arbeitsgruppe soll aus These und Antithese eine Synthese gefunden werden. Die Kosten für diese Arbeit sollen je zur Hälfte vom Staat und von der Gesellschaft getragen werden."

Der Bausenator stellte einige der Probleme, die in der Arbeitsgruppe erörtert werden sollen, besonders heraus: ? Die Größe des Aisterzentrums. Die Fläche ist zu klein. Sie sollte bis zur Rostocker und Bülaustraße (von 19 auf 35 ha) vergrößert werden.

- Die hohe Bebauung. Da selbst die Experten völlig abweichende Meinungen vertreten, sind die Politiker überfordert, sich auf Anhieb zu entscheiden. ? Der Bau des Aisterzentrums in einem Zug. Weil es immer einige Grundeigentümer gibt, die nicht mitmachen, sollte geprüft werden, ob eine Verwirklichung in mehreren Etappen möglich ist. ? Die Konzentration neuer Gewerbebetriebe. Hier sollten die Auswirkungen auf die bisherigen Verkehrsplanungen und auf geplante andere Einkaufszentren (z.B. Hamburger Straße und Billstedt) untersucht werden.

Bisher hatte der Senat festgelegt, daß die westliche Autobahnumgehung, die City-S-Bahn-Linie und die Elektrifizierung der Strecke nach Harburg Vorrang haben. Für eine Funktionsfähigkeit des neuen St. Georg müßten aber die Kerntangente der Stadtautobahn mit zusätzlichen Fahrbahnen und die Winterhuder U-Bahn-Linie mit einer Verlängerung bis zur Sengelmannstraße fertiggestellt sein. Außerdem seien neben St. Georg auch die Gebiete am Valentinskamp, am Alten Steinweg, St. Pauli Süd und an der Karolinenstraße sanierungsbedürftig. Senator Meister: "Hier müssen wir zu gewissen Rangfolgen kommen."

Der Vorsitzende des Vorstandes der "Neuen Heimat", Albert Vietor, begrüßte die Bildung der Arbeltsgruppe und dankte Senat und Baubehörde für ihre schnelle Stellungnahme. Vietor: "Es ist nicht so notwendig, ob das Projekt in der von uns vorgeschlagenen Form durchgeführt wird. Wir haben eine Arbeit angefertigt, die neue Wege für die Stadtsanierung zeigt. DaB dabei der eine oder andere von uns Federn lassen muß, fort unerheblich."

Mit Nachdruck plädierte Vietor dafür, die Erfahrungen anderer Länder bei der Neugestaltung ihrer Städte zu verwerten. (Siehe auch Leitartikel, Seite 2.) 1.