Das Angebot, an der New Yorker Metropolitan Opera im November, Dezember und Januar als Stolzing in den "Meistersingern", Florestan in "Fidelio" sowie als Bajazzo zu gastieren, hat Arturo Sergi dieser Tage abgelehnt, weil er den Stolzing ab Dezember in Hamburg singen will. "Wenn meine Verwandten in Amerika diesen Entschluß auch nicht verstehen werden: Zuerst kommt das eigene Haus!" sagt der aus den USA stammende Tenor. Er ist seit drei Jahren fest an der Hamburgischen Staatsoper, und Intendant Liebermann hat gerade jetzt einen neuen Fünfjahresvertrag mit ihm abgeschlossen. Den Stolzing sang Arturo Sergi bisher nur auf englisch an der Londoner Conventgarden Opera; und er freut sich nun ungemein auf die Partie in deutscher Sprache. Darauf hat er sich gründlich vorbereitet. Der Sänger schwärmt von der bevorstehenden Zusammenarbeit mit Regisseur Professor Lindtberg und Generalmusikdirektor Ludwig. Die "Met" könne ruhig noch ein bißchen warten, meint er.

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Die Aktion "Adler" bei der Deutschen Bundesbahn hat einen deutlich sichtbaren Erfolg zu verzeichnen: Starke Nervosität im Theater im Zimmer. Inken Sommer, die weibliche Hauptdarstellerin in "Gib acht auf Amelie" fährt seit Donnerstag jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe mit dem D-Zug nach Düsseldorf zu Proben für Paul Burkhards "Feuerwerk". Am Abend muß sie zu den Vorstellungen im Haus an der Alsterchaussee pünktlich zurück sein. Das soll noch bis einschließlich 26. August so gehen; bis das Stück vom Spielplan abgesetzt wird. Mit "Feuerwerk" will der Direktor der Berliner Schaubühne, Hellmuth Duna, Mitte September in der nordrhein-westfä- '.ischen Landeshauptstadt ein neues Theater eröffnen. Erik Ode inszeniert die bekannte Operette des Schweizer Komponisten mit Inken Sommer in der Rolle der Anna, die Romy Schneider in dem gleichnamigen Film verkörperte. *

Das Thalia-Theater und die Bühnen der Stadt Köln werden Mit-

te Oktober am gleichen Tage Tennessee Williams "Die Nacht des Leguans" als deutsche Erstaufführung herausbringen. In diesem Stück, das am Broadway einen sensationellen Erfolg hatte, wird Heinz Bennent, den wir hier zuletzt in "Die Nashörner" sahen, den Reverend Shannon und Inge Meysel die Maxine Faulk spielen. Für die Rolle der Hanna Jelkes konnte sich Intendant Willy Maertens, der auch Regie führen wird, von seinem Berliner Kollegen Boleslaw Barlog eine Schauspielerin ausleihen, die lange nicht in Hamburg auftrat, deren Name uns jedoch aus vielen hiesigen Aufführungen bestens vertraut ist: Gisela Mattishent. Ihre "Doppelgängerin" in Köln ist Grete Mosheim.

Armas Sten Fühler wird uns in Hamburg zum erstenmal auf der Bühne begegnen. Zuerst indirekt: Als Regisseur der Albee-Einakter "Der Tod von Bessie Smith" und "Der amerikanische Traum" im Theater im Zimmer und dann in der zweiten Premiere des Gmelin-Theaters, in Wolfgang Hildesheimers "Verspätung" als Professor in der männlichen Hauptrolle.

Bald nachdem Fühler seine Doktorarbeit über das Mannheimer Nationaltheater geschrieben hatte, ging er vor dem Kriege als Schauspieler, Dramaturgie- und Regieassistent an diese berühmte Bühne.

Der in Helsinki geborene, in Hamburg und Mannheim aufgewachsene Sohn eines Deutschen und einer Finnin schwedischer Abstammung ist ein recht vielseitiger Mann. So hat er für den Funk Kabarell- und Unterhaltungssendungen, Features sowie Hörspiele verfaßt, und sogar zwei Theaterstücke stammen aus seiner Feder, zwei Capriccios: "Der Geliebte meiner Frau" und "Schachzug der Liebe".

WILLI PAETSCH