Am Sonntag wählt Hamburg eine neue Bürgerschaft. Sie wird die Geschicke der Hansestadt für die nächsten vier Jahre bestimmen. Nicht jeder hat Zeit, um sich auf Wahlversammlungen ein Vergleichsbild über die Ziele und Versprechen der Parteien zu machen“ , Das Hamburger Abendblatt hat deshalb für seine große Lesergemelude die drei Parteien der Bürgerschaft befragt. Fünf brennende Probleme hat da* Hamburger Abendblatt angeschnitten. Lesen Sie hier, was die beiden Regierungsparteien SPD und FDP und die CDU-Opposition dazu xu sagen haben.

Nevermann (SPD):

Die Hamburger Politiker sollten dem Hamburger Abendblatt dafür danken, daß es den Spitzenkandidaten Gelegenheit gibt, sich über ihr Arbeitsprogramm für die nächsten vier Jahre zu äußern. Meine Antwort wird entscheidend dadurch erleichtert, daß meine Partei ganz konkrete Regierungsleitsätze erarbeitet hat. Die Fragen des Abendblattes beziehen sich auf fünf Hauptaufgaben:

Straßenbau:

DieVollbeschäftifeung hatte uns zunächst

gezwungen, dem Wohnungsbau die erste Dringlichkeitsstufe zu geben. In der letzten Zeit waren Wohnungsbau

J erden Vfelw**^4j*iij*st"ß> & erste yrtcor+tMTjesi&M/Spi. Te HauRtafprkerifsstraflen ihre und Verkehr gleichrangig In Zukunft werden VfeleeW*Mjnd snaßenbauten erirte ?rico:"St~be9i^"".%lleri un- .sere Haupdjfprkerif sstrajßen ihre Aufgabe erfüllen, dann muß möglichst viel Verkehr unter die Straßendecke verlegt werden. Deshalb beschleunigte Fertigstellung der U-Bahn-Linie nach Wandsbek-Gartenstadt und rasche Inangriffnahme der U-Bahn-Linien Billstedt ? Stellingen und nach Altona sowie der Schnellbahn nach Harburg. Sicherheit aber auch für den Fußgänger, deshalb die dritte Ebene: Fußgängertunnel und Fußgängerbrücken. Bau von Stadtautobahnen und kreuzungsfreien Straßen.

Darlrnläfio ? Zur Entlastung der raiH|liai£6i Straßen vom ruhenden Verkehr planen wir in der nächsten Legislaturperiode den Bau von mindestens vier weiteren Groß-Parkhäusern in der Innenstadt. Die Herab-

Paul Nevermann

zonung der Wohndichte und die offene Bauweise hatten manche Kritik gefunden. Jetzt sehen es auch unsere Kritiker ein: Die vermehrten Neuzulassungen von Kraftwagen schaffen selbst in den Wohnbezirken wachsende Parkprobleme, die nur bei Fortführung der lichten Bauweise gelöst werden können. Damit steht u. a. auch das Problem der Sicherheit für unsere Kinder in Verbindung. Die Schaffung von ausreichendem Grün und in ihnen ausreichende

Kinderspielplätze:

Unser neuer Aufbauplan

weist deshalb so stark erweiterte Wohngebiete aus, weil das Grün in diesen Wohngebieten genug Flachen für Kinderspielplätze einbeziehen jJfegciL VerkehrsstraflgtH iWi. tattHk "& platze, deshalb dihrilf'TOjft sere Kinder ungefährdet spielen un4 aufwachsen können.

KranlfPnltäll(Pr lDie Erweiterung niailllClllialllCI w un d Modernisierung unserer Allgemeinen Krankenhäuser und des Universitätskrankenhauses Eppendorf werden mit großer Energie fortgesetzt. Der 85-Millionen- Bau des neuen Allgemeinen Krankenhauses in Altona ist bereits in Angriff genommen. Andere Brweiterungs- und Neubauten werden Zug um Zug entstehen. Im Anschluß an die Schaffung von 1000 Wohnungen für Krankenschwestern wird der Bau von eigenem Wohnraum für das Pflegepersonal tatkräftig fortgesetzt. Auch das ist ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung des menschlichen Klimas in unseren Krankenhäusern, das allen Patienten zugute kommen wird.

CnAvt* In einem Kontaktgespräch jpVIla mit den Vertretern von 30 Sportverbänden habe ich mich über die Wünsche des Sports genauestens informiert und werde nach meiner Wiederwahl diese enge Verbindung wahren, 'damit alle unsere Maßnahmen dem Gesamtinteresse des Sports dienen können. Wir werden auch weiterhin den Goldenen Plan der Deutschen Olympischen Gesellschaft erfüllen. Ein wichtige" Projekt ist die sportgerechte neue 50-m-Schwimmhalle an der Sechslingspforte, sind Schwimmhallen in Bergedorf und auf dem Dulsberg, ist der Bau einer gro- ßen Sporthalle und auch die Erleichterung der Kinder- und Jugendarbeit unserer Sport- und Turnvereine, denen Schulturnhallen unentgeltlich zur Verfügung stehen werden.

Engelhard (FDP): Straßenbau:

. Straßenbau ist neben dem Wohnungsbau für die FDP Aufgabe Nr. 1. Dazu gehört auch der schnelle Ausbau des U-Bahn-Netzes, der 1955 auf Vorschlag des FDP-Senators Plate begonnen wurde. Jede neue U-Bahn-Linie entlastet die Straßen von öffentlichen Verkehrsmitteln. Das ist eine weltstädtische Verkehrslösung, wie sie neben Berlin in Deutschland nur Hamburg aufweist. Wir werden weitere "doppelstöckige" Kreuzungen bauen. Am Berliner Tor, an der Nordrampe und an der Südrampe der Eibbrücken sowie bei der Kreuzung Wilhelmsburger Reichsstraße/Mengestraße fließt der Vorkehr bereits in zwei Ebenen. Als Vorläuferin der Stadtautobahnen besitzt Hamburg mit der Wilhelmsburger Reichsstraße das Beispiel einer vierspurigen kreuzungsfreien Hauptverkehrsader. Ein Teilstück der Stadtautobahn ist bei Eidelstedt in Bau. Sobald wie möglich wollen wir weitere Strecken beginnen. Daneben will die FDP Wohnstraßen und deren Beleuchtung verbessern. Schließlich möchte ich, daß noch mehr für die Sicherheit der Fußgänger durch ampelgeschützte Straßenflbergänge, Fußgängerbrücken und Unterführungen getan wird.

Alle diese Bauvorhaben können am besten einheitlich durch die Baubehörde gelenkt werden. Durch Planungsaufträge an private Ingenieurbüros sollte, wie bisher, die Planungskapazität noch weiter vergrößert werden. Eine Zwisciienstelle, etwa in Form einer' Planungsgesellschaft, würde dagegen den zugigen Arbeitsablauf nur stören. Kö4r " u-Bähn-cau privaten iffifpffs^pfpaui < ie Baubehörde üDenragtu' wurden. Und gerade auf Schnelligkeit kommt es der FDP an beim Wettlauf des Straßenbaues mit der Motorisierungswelle! DarkniäfTO 1 Parkende Autos am rdIR|lldl£Ci Straßenrand machen die Straßen enger, als sie sind. Deshalb sind in der Innenstadt vordringlich weitere Parkhäuser und Tiefgaragen zu bauen. Es wird jedoch der Tag kommen, an dem ? selbst bei

großzügigstem Straßen- und Parkplatzbau ? nicht alle, die zur Arbeit mit dem Auto fahren möchten, einen Abstellplatz in der Innenstadt finden. Daher fordert die FDP, bei den Stationen der U- und S-Bahn am Rande des Stadtkerns große Auffangparkplätze zu bauen.

Kinder joielolätze:

Der Bau weiterer

Kinderspielplätze ist für uns selbstverständlich. Die FDP hält mehr pädagogisch beaufsichtigte Kinderspielplätze für wünschenswert. Wir wollen auch dafür sorgen, daß bei Spielplätzen an Hauptstraßen ampelgesicherte Fußgängerüberwege mit seitlichen Schutzgittern geschaffen werden.

Krankenhäuser: Jg SÄ 1 für die Verbesserung und den Neubau öffentlicher sowie privater gemeinnütziger Krankenhäuser einsetzen. Wir wollen besonders auch Schwesternhäuser bauen. Die FDP befürwortet bessere Arbeitsbedingungen für Assistenzärzte und Pflegekräfte. tllllri" Die deu tschen Spitzenvers)|)U!li bände des Sports haben die Sportförderung durch den Senat in Hamburg öffentlich als vorbildlich an-

Edgar Engelhard

erkannt. 43 Millionen DM sind seit 1958 für Sportstätten und Sportförderung von Senat und Bürgerschaft bereitgestellt worden. Mindestens die gleiche Summe will die FDP auch in den nächsten vier Jähren für den Sport aufwenden. Vordringlich sind darüber hinaus das Sportbad Sechslingspforte und die große Sporthalle. FUr beide Projekte haben die Vorarbeiten bereits begonnen.

Sieveking (CDU): Straßenbau:

im Straßenbau ist für uns Schwerpunkt

der Ausbau des kreuzungsfreien Wallrings. Schon heute bildet sich an den Kreuzungen Ferdinandstor/ Ballindamm, Neuer Jungfernstieg/Esplanade, am Stephansplatz und auch an der Kreuzung .a^cteFock-Wall/Caf famacherreihe in" den Hauptverkehrszeiten ein unerträglicher Stau. Wie soll das in den nächsten Jahren werden, wenn die Zahl der motorisierten Verkehrsteilnehmer ständig zunimmt? Ich kann nur hoffen, daß die Pläne für diese Verkehrsbauten fertig in der Schublade liegen, damit sie sofort in Angriff genommen werden können. Wenn man allerdings eine noch im September vorgelegte Senatsmitteilung liest, kann man gelinde Zweifel bekommen, ob hier das Nötige vorbereitet ist.

In den Außenbezirken sind die Inangriffnahme der Westtangente mit Untertunnelung der Elbe bei Teuf eisbrück und der immer wieder versprochene Ausbau der Osdorfer Landstraße, eine Ausfallstraße von großer Bedeutung, auf den die dortige Bevöl-

Krankenhäuser:

kerung nun schon seit 4 Jahren wartet, das Dringendste.

DarlrnläflA ? Was die Parkplatznot r Ol H|liauC ? in der Innenstadt anlangt, so kann man ihr zum Teil durch den vermehrten Bau von Parkhochhäusern beikommen, Es wird aber auch zu prüfen sein, ob im Zuge der Untertuhnelung der Außenalster an geeigneten Stellen Tiefgaragen angelegt werden können.

Es ist aber auch notwendig, der aus den Außenbezirken mit Kraftwagen in die Innnenstadt strömenden Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, ihre Wagen bei den S- und U-Bahnhöfen abzustellen. Der erforderliche Parkraum muß dort geschaffen werden. Man kann, wenn man die S-Bahn und die U-Bahn richtig kombiniert, heute schon trockenen Fußes von den Bahnhöfen der Außenbezirke an sämtliche wichtige Stellen der Innenstadt kommen. Wenn die S-Bahn und die U- Bahn eine Betriebsgemeinschaft eingehen und beide ihren Betrieb verstärken würden, und die Bevölkerung sich in größerem Umfang als bisher dann dieses einheitlichen Verkehrsnetzes bedienen würde, dann wären wir mit der Meisterung des Verkehrsproblems in der City schon einen großen Schritt weiter. Hier liegen zweifellos noch erhebliche Reserven an Verkehrskapazität, die man nutzbar machen kann. Kinderspielplätze: b n urg Ha ": chen die vorhandenen Kinderspielplätze nicht aus. Dankenswerterweise hat sich der Deutsch-Amerikanische Frauenbund und die ?Gesunde Jugend", deren Vorsitzende die CDU- Abgeordnete Frau Fera ist, in Zusammenarbeit mit der Aktion Kinderparadies sehr dafür eingesetzt, daß dieser Notstand etwas gemildert werden konnte. Bei Neuerrichtung von Kinderspielplätzen muß dafür Sorge getragen werden, daß diese ein Spielhaus erhalten und eine pädagogische Kraft, die die Kinder beaufsichtigt. In Hamburg gibt es noch viele berufstätige Mütter, die halbtags arbeiten.

Es besteht in Hamburg immer noch ein erheblicher Bedarf an Krankenbetten. Deshalb muß jetzt zunächst einmal alles darangesetzt werden, daß das Altonaer Krankenhaus, dessen Baubeginn sich Jahre verzögert hat, rasch fertiggestellt wird. Das gleiche gilt für die chirurgische Klinik des Krankenhauses Harburg, die ebenfalls längst fertig sein müßte. {?Wirf' Zum Sport sei erwähnt, daß j|fllMi die Vereine, die eine anerkannte gute Jugendarbeit leisten, von staatlicher Seite besonders gefördert werden sollten. Vereine, die durch staatliche Maßnahmen ihre Sportstätten aufgeben mußten, müssen vom Staat so entschädigt und gestützt werden, daß sie ihre neuen Sportstätten selbst wiedererstellen können.