Der Plan, nördlich des Stadtparks eine zweite City für Hamburg zu bauen ? das Hamburger Abendblatt konnte bereits über dieses kühne Vorhaben berichten ? nimmt überraschend schnell Formen an. Gestern, bei den Abschlußberatungen des neuen Aufbauplans, hat der Senat mit raschem Entschluß auch diesem Mammutprojekt zugestimmt. Steil aufragende Kontorhäuser ? Arbeitsplätze für 35 000 Menschen ? so zeichnet sich das Zukunftsbild zwischen Stadtpark und Alsterdorf/Ohlsdorf.

Eine zweite City, gut halb so groß wie die jetzige City ? das ist ein weittragender Entschluß, der das Hamburger Stadt- und Wirtschaftsbild nachdrücklich ändern wird. ?Wir haben diesen

Wir haben diesen Plan unter dem Eindruck schwerwiegender Argumente gefaßt", sagten gestern Bausenator Dr. Nevermann und

Oberbaudirektor Prof. Hebebrand.

Seit Jahren nämlich drohen in Hamburg ansässige Konzerne, die ihre Betriebsgebäude erweitern wollen, mit Wegzug. Weil sie kein geeignetes Gelände für ihre neuen

Bauvorhaben finden können. Und neue Firmen, die vielleicht nach Hamburg kommen möchten, geben aus dem gleichen Grund ihren Plan wieder auf ;

Das kann sich' die "Hansestadt" ? in ihrer Randlage, in ihrer scharfen Konkurrenz mit anderen Häfen ? nicht leisten. Sie braucht die Kraft vieler gVoßer Unternehmen. Sie braucht krisenfeste Arbeitsplätze für ihre Menschen. Jetzt hat man also den Ausweg aus dem bisherigen Dilemma gefunden: die City Nummer zwei, die einer stattlichen Zahl von Gesellschaften, Konzernen, Unternehmungen günstigen Raum bietet.

So wird diese neue City auf dem Gelände zwischen Jahnring, Hindenburgstraße, der U-Bahn nach Ochsenzoll und der S-Bahn aussehen :

- 16geschossige Kontorhäuser am Jahnring und zur Saarlandstraße hin. 12geschossige Kontorhäuser an der U-Bahn- Linie. Diese Abstufung muß mit Rücksicht auf die Flugschneise erfolgen. ? Läden, Kinos, Hotels, Gewerbehof

und Warenhaus inmitten des Geländes. ? Raum für einen Hubschrauberlandeplatz, den man vielleicht später dort einmal anlegen wird.

- Tiefgaragen für die Fahrzeuge der dort arbeitenden Menschen. Prof. Hebebrand: "Wir wollen bei dieser neuen Stadt das Problem gleich richtig anfassen und den ebenerdigen Parkraum ausschließlich für die Besucher freihalten." ? Eine Reihe von Sportplätzen und eine neue Bauschule (auf dem Streifen entlang der S-Bahn). ? Das alles in sehr aufgelockerter Bauweise, mit Grünstreifen und einbezogenen Parks.

Aber wird diese neue City ? gebaut werden, muß sie schließlich von privaten Bauherren ? auch genügend Interessenten finden?

Die Stadtplaner haben sich für sie viele Vorzüge errechnet: Die unmittelbare Nähe der S- Bahn (mit den Staf tionenStadtpark und Rübenkamp). Die ebenso nah vorbeiführende U-BäSn mit der Station Alsterdorf (wobei man noch den Bau einer neuen U-Bahn-Station zwischen Alsterdorf und: Ohlsdorf plant). Und eine die neue City direkt berührende Stadtautobahn, die vom Norden kommend über Zeppelinstraße, Sengelmannstraße und etwa in Fortsetzung der Saarlandstraße zum Wiesendamm führt, wo sie auf einer weiteren Stadtautobahn Anschluß nach Barmbek und nach Eppendorf bekommt.

Außerdem wird zwischen der alten und der neuen City, gleichsam als Verbindungsstück, das neue Geschäftsviertel der zukünftigen Hamburger Straße liegen.

Das gesamte Gelände für die neue City ? das wird ihren Baustart beschleunigen ? ist bereits im Besitz des Staates. Prof. Hebebrand :"Hier kann eine mustergültige neue Stadt entstehen. Alle Großstädte Europas werden uns um diese Chance, eine zweite City errichten zu können, gewiß beneiden."

Eine kleine Kehrseite allerdings noch: Auf dem Gelände der neuen City befinden sich jetzt noch Kleingärten und 800 Behelfsheime. Bausenator Dr. Nevermann: "Ihre Bewohner werden Schritt um Schritt, wie die City wächst, in neue Wohnungen im benachbarten Steilshoop umgesiedelt werden müssen. Allerdings gibt es dort, das will ich nicht verschweigen, zur Zeit auch noch Behelfsheime, die erst abgerissen werden müssen. Aber wir werden genügend Neubauwohnungen schaffen können."

Den gesamten Aufbauplan ? das Hamburger Abendblatt hat seine Leser bereits über die wichtigsten Teilstücke uhterrichtet ? hat der Senat gestern einmütig beschlossen. Bausenator Dr. Nevermann: "Das war ein entscheiden-" der Tag im Senat. Es wurde mit großem Ernst und gegenseitigem Verständnis der Standpunkte beraten. Ich glaube, wir haben damit eine Art städtebauliches Grundgesetz für Hamburg geschaffen."

Der noch vor einigen Monaten sehr umstrittene Plan von Stadtautobahnen wurde gestern ohne Diskussion in den Aufbauplan übernommen. Ein Stadtautobahn-Netz von 400 Kilometern Länge ist für das Hamburg der Zukunft vorgesehen.

Und noch ein abschließendes Wort des Bausenators: "Ich glaube, wir haben im Endergebnis mit dem neuen Auf bauplan sowohl dem notwendigen städtischen Grün als auch aufgelockerten Wohnund Gewerbegebieten ihren richtigen Platz zugeordnet."

Gleich nach den Parlamentsferien, wahrscheinlich schon am 16. September, wird sich die Bürgerschaft mit dem neuen Aufbauplan befassen. Sie hat das letzte Wort darüber. Aber ehe es gesprochen werden kann, wird man gewiß noch über viele Punkte diskutieren.