Völlig verschiedene Menschen – zumindest, was Alter, Beruf und Wohngegend betrifft. Doch eines haben sie gemeinsam: Sie leben lange und gern in der Hansestadt. Die Abendblatt-Redakteure Matthias Schmoock und Regina Gasper haben nachgefragt, was es für sie bedeutet, Stil zu haben. Ein hamburgisches Stimmungsbild

Mit Menschen wie Claus-Günther Budelmann könnte man sich tagelang unterhalten. Der erfolgreiche Banker ist klug und freundlich, er nimmt sich für seine Gesprächspartner nicht nur Zeit, sondern lässt sie auch teilhaben an seinem Humor und dem reichen Erfahrungsschatz. Elegante Möbel zieren sein Arbeitszimmer mit Blick auf die Binnenalster, an der Wand hängt ein Ölgemälde von Anton Melbye. Ist es das, was Stil ausmacht? „Stil ohne Kultur gibt es nicht“, sinniert Budelmann und kritisiert bei dieser Gelegenheit unerwartet deutlich die überstarke Beanspruchung von Nachwuchskräften in vielen Berufen. Kontakte und Freundschaften zu pflegen sei der Schlüssel für ein erfolgreiches, erfülltes Berufsleben, aber dafür müsse man auch ein gebildeter, toleranter Gesprächspartner sein. Vorgesetzte müssten qualifizierten Mitarbeitern viel häufiger die entsprechenden Möglichkeiten verschaffen, davon werde dann schließlich auch das Unternehmen profitieren. Stilvoll findet es Budelmann außerdem, die Gesellschaft am persönlichen Erfolg teilhaben zu lassen. Das sind keine leeren Worte, denn er selbst engagiert sich in unzähligen Bereichen karitativ, vor allem auf den Gebieten Medizin und Kultur.

Churchill-Fan Budelmann ist stark geprägt von britischer Mentalität und Lebensweise und wie kein zweiter als entsprechender Repräsentant in Hamburg geeignet: Er ist Member of the British Empire, Honorarkonsul und Präsident des renommierten Anglo German Club am Harvestehuder Weg. Britisches Understatement hat er verinnerlicht. Dazu ist ihm folgende süffisante Bemerkung zu entlocken: „Je höher jemand in England aufgestiegen ist, desto stärker nimmt er sich selbst zurück. In Deutschland ist es leider meistens genau umgekehrt.“