Roland Hülskath am Sonntag sechs Mal am Start; Erkenntnis eines Champions: „Ein müder Fahrer bringt den Besitzern nichts“

Hamburg. Auf den ersten Blick ist der kommende Sonntag (11. November 2012) einer der beliebten Familien-Renntage auf der Trabrennbahn Hamburg. Neun Rennen finden ab 13.30 Uhr statt und wie immer zum Ende des Jahres spitzen sich die Kämpfe um die verschiedenen Championate zu. Auch an diesem Sonntag sind wieder zwei Klassefahrer in Hamburg am Start, die häufig ein Gastspiel in Bahrenfeld geben: Roland Hülskath (37, Mönchengladbach) und Michael Nimczyk (26, Willich). Die beiden Fahrer aus dem Westen teilten sich das Championat der Berufsfahrer in den letzten vier Jahren brüderlich auf: jeder von ihnen gewann je zweimal die begehrte Meisterschaft. Im laufenden Rennjahr sind die Verhältnisse zumindest zwischen diesen beiden klar: Nimczyk weist aktuell 110 Jahressiege auf und ist in der Statistik damit uneinholbar Dritter, während Hülskath bislang 130 Erfolge feiern konnte und sich um ein neues Championat weiterhin mit dem Berliner Thorsten Tietz (131) duelliert.

Entschieden ist wenige Wochen vor dem Saisonende noch nichts. Um so erstaunlicher erscheint da die entspannte Einstellung des Titelverteidigers Hülskath: „Ich bin ein Familienmensch“, erzählt der Europameister von 2008, „ich brauche einfach meine Auszeiten mit Frau und Tochter und will und kann nicht immer nur auf Achse sein. Deshalb lasse ich auch mal einen Renntag aus, um Kraft zu sammeln, ein müder Hülskath bringt den Besitzern schließlich auch nichts.“ In der Ruhe liegt die Kraft: Das zeigte sich am vergangenen Wochenende in Gelsenkirchen, wo ein topfitter Roland Hülskath die begehrte „Breeders Crown“ der Dreijährigen mit einem Riesenaußenseiter holte. „Außenseitersiege sind die schönsten“, strahlte der Gewinner von fast 3.000 Rennen (das Jubiläum ist im Frühjahr fällig), „als geschlagener Favorit wird man schnell zum Deppen.“ Sprach‘s, und nahm noch auf dem Geläuf Töchterchen Katja (4) voller Stolz auf den Arm.

Duell der Spitzenfahrer

Sechs Mal steigt Hülskath am Sonntag in den Sulky, hat dabei überwiegend reelle Chancen, aber keinen der oft voreilig als „unschlagbar“ titulierten Traber – die dann doch nicht gewinnen. „Ich kämpfe um jeden Sieg, doch wenn es in diesem Jahr mit der Titelverteidigung nicht klappen sollte, geht die Welt nicht unter. Dann wird 2013 neu angegriffen.“

Neben der Entscheidung im deutschen Championat steht auch noch der Titel des „Hamburger Fahrer des Jahres“ aus. Hier hat Michael Nimczyk mit 40 Siegen die Nase gegen Hülskath (32) derzeit klar vorn, so dass der „Hamburger Champion“ auf jeden Fall aus Westdeutschland kommen wird. „Das sieht nach viel aus, ist es aber nicht“, weiß der vor zehn Jahren als Amateur in den Trabrennsport eingestiegene Nimczyk, der sich danach schnell für ein Weitermachen im Profibereich entschied. „Am letzten Renntag habe ich einen Zähler gegenüber Roland eingebüßt, wenn das so weitergeht, kann es noch eng werden.“ Hellwach will er bleiben, um das große Ziel, auf Deutschlands schönster Trabrennbahn zu regieren, zu verwirklichen.

Begleitfahrten für alle – der Hit in Bahrenfeld

Auch in der kalten Jahreszeit ist es auf der Trabrennbahn dank verglaster und beheizter Tribüne gemütlich. Wer Pferde und Fahrer aus einer ganz besonderen Perspektive hautnah erleben will, sollte an den regelmäßig angebotenen Parallelfahrten teilnehmen. Ein Bus begleitet die Pferde während des Rennens im
55 km/h-Tempo und vermittelt den staunenden Mitfahrern die ganze Rasanz des Trabrennsports. Dieser spezielle Service ist in Deutschland einmalig.

Wie an jedem Sonntag-Renntag erhalten die ersten 350 Besucher kostenlos Kaffee und Kuchen.