Für viele Kunden ist ein Wechsel der Hausratversicherung sinnvoll.

(ftd) Oft lohnt sich der Wechsel der Hausratversicherung, wenn sich Lebenssituation und Hausrat verändert haben. Für den neuen Bedarf kann ein anderes Unternehmen günstiger sein als bisher. Das ist das Ergebnis der aktuellen Untersuchung in der Zeitschrift Finanztest. Die Preisunterschiede für ein und denselben Versicherungsschutz sind sehr groß. Durch einen Tarifwechsel sparen Versicherte manchmal 200 bis 400 Euro im Jahr, im Extremfall sind es sogar fast 1 000 Euro – jeweils für den gleichen Wohnort und die gleiche Lebenssituation.

Finanztest hat die Tarife von 54 Hausratversicherern für drei Lebenssituationen und Wohnorte verglichen und den günstigsten Versicherungsschutz für junge Leute, eine Familie und ein Seniorenpaar ermittelt.

Auffällig: Oft ist dieselbe Versicherungsgesellschaft in manchen Städten und Lebenssituationen besonders günstig, für einen anderen Haushalt an einem anderen Ort hingegen besonders teuer.

Die BGV Badische Allgemeine bietet zum Beispiel in der Stadt Hof jungen Leuten einen günstigen Tarif – in Frankfurt am Main ist der Versicherer für Senioren teuer. Auch Tarife der Versicherer Arag und Ovag zählen in manchen Modellfällen zu den zehn günstigsten, in anderen zu den teuersten.

Viele sind unterversichert

Doch der Preis der Versicherung ist nicht alles. Wichtig ist auch, dass die Versicherungssumme stimmt. Viele Kunden unterschätzen die Werte, die sich im Laufe eines Lebens ansammeln, und sind unterversichert. Im Idealfall entspricht die Versicherungssumme genau dem Betrag, den ein Kunde braucht, um nach einem Totalschaden seinen vorherigen Wohnstandard wiederherzustellen. Längst nicht alle Kunden prüfen aber alle paar Jahre, ob sie optimal versichert sind.

„Vor zwölf Jahren habe ich meine Hausratpolice das letzte Mal in den Händen gehabt“, sagt die 44-jährige Barbara Essig aus Berlin. Damals hatte sie sich nach dem Umzug in das neue Haus um einen guten Hausratschutz für die Familie gekümmert. Seitdem haben Essigs viel in das Haus investiert, zwei Kinderzimmer ausgebaut, einige Elektronikgeräte und vier wertvolle Fahrräder angeschafft. Finanztest empfiehlt, den Schutz zu überprüfen. Die Essigs können dann auch die neuen Fahrräder gegen Diebstahl mitversichern.

Manche Kunden setzen die Versicherungssumme auch bewusst zu niedrig an, um Versicherungsbeiträge zu sparen, weiß Finanztest aus Leserzuschriften. Sie denken wohl nicht daran, dass das bei jedem Schaden Folgen hat: Wenn der Wert des Hausrats höher ist als die Versicherungssumme, zahlt der Versicherer auch nach geringen Schäden nur einen Teil des verlorenen Wertes.

Beispiel Die Wohnungseinrichtung hat einen Wert von 60 000 Euro, die Hausratversicherung lautet auf 30 000 Euro. Muss wegen eines Wasserschadens der Wohnzimmerteppich für 2 000 Euro ersetzt werden, zahlt der Versicherer wegen der Unterversicherung nur 1 000 Euro.

Wert hat sich mehr als verdoppelt

Über das Thema Unterversicherung macht sich das Ehepaar Georg aus dem Schwarzwald keine Gedanken. „Seit 36 Jahren kommt unser Versicherungsvertreter regelmäßig auf uns zu und passt den Vertrag neuen Bedingungen an“, sagt der fast 76-jährige Helmut Georg. „Die Versicherungssumme haben wir im Laufe der Jahre immer wieder erhöht.“ Gründe dafür gab es genug: „Wir haben das Haus ausgebaut, neue Möbel angeschafft und den Wintergarten verglast.“

Beim Einzug in das neue Haus im Jahr 1976 lag die Versicherungssumme der Georgs bei 100 000 Mark. Der Schutz kostete rund 123 Mark im Jahr. Der Hausrat war gegen Feuer, Einbruchdiebstahl, Leitungswasser, Sturm, Glasbruch und Raub versichert. Grundlage waren die Versicherungsbedingungen aus dem Jahr 1974.

Heute würde ihr Versicherer Hausrat im Neuwert von 120 500 Euro ersetzen. Das ist mehr als das Doppelte von damals. 205 Euro zahlen Georgs für den Schutz im Jahr. Der Glasbruch ist in den aktuellen Bedingungen jedoch nicht mehr mitversichert. Dafür hat das Ehepaar eine Extrapolice für rund 55 Euro im Jahr abgeschlossen.

Finanztest hat für die Georgs eine persönliche Analyse gemacht und ausgerechnet, wie viel sie durch einen Wechsel des Versicherers sparen können: Es sind etwa 120 Euro im Jahr. Denn rund 84 Euro verlangt der günstigste Versicherer.

Unterschiedliche Tarifzonen

Wichtig ist die Hausratversicherung für Menschen, die der Verlust ihres Hausrats finanziell hart treffen würde. Auf das Konto von Einbrechern gingen im Jahr 2009 rund 440 000 Versicherungsfälle in der Hausratversicherung – Fahrraddiebstahl eingeschlossen. Die Versicherer wissen anhand von Kriminalitätsstatistiken, in welchen Städten und Regionen Diebe oft unterwegs sind, und kalkulieren dies in die Tarife ein. Deshalb haben sie Deutschland in vier – manchmal in sechs – Tarifzonen unterteilt, die sich am Einbruchrisiko orientieren.

Einwohner von Orten mit dem niedrigsten Einbruchrisiko wie dem bayerischen Hof zahlen geringere Beiträge als Menschen in Städten mit hohem Risiko wie Frankfurt am Main, Bremen oder Berlin.

Die Modellfamilie im Test vom Finanztest zahlt für ihren Hausratschutz in Hof im günstigsten Fall 58 Euro, in Dessau 146 Euro und in Frankfurt am Main 211 Euro. Fahrräder im Wert von insgesamt 2 000 Euro sind gegen „einfachen Diebstahl“ versichert, sie dürfen nur nachts zwischen 22 Uhr und 6 Uhr nicht draußen stehen.

Wertsachen und Überspannung

Häufig kommen bei einem Einbruch Wertsachen weg. Dazu gehören Bargeld, Sparbücher, Schmuck, Münzen, Gold, Silberbesteck und Kunstwerke. Die Versicherer erstatten dafür oft nur 20 Prozent der für den gesamten Hausart vereinbarten Versicherungssumme, im Modellfall sind das meistens 15 600 Euro.

Schäden durch Blitzschlag in Hausratgegenstände sind immer versichert. Ausgeschlossen sind jedoch oft Kurzschluss- und Überspannungsschäden an elektrischen Geräten wie Fernseher, Computer oder Kühlschrank. Gerade solche Schäden sind aber häufig die Folge von Gewittern. Schlägt der Blitz in der Nachbarschaft ein, kann ein Stromstoß in elektrische Geräte gelangen. Finanztest nennt im Test nur Tarife, bei denen ein Versicherer auch für Überspannungsschäden aufkommt.

Finanztest-Tipps:

Bedarf. Eine Hausratversicherung sollten Sie haben, wenn Sie den Verlust Ihres Hausrats finanziell nicht verkraften können. Prüfen Sie regelmäßig, ob der Wert Ihres Hausrats noch der Versicherungssumme in Ihrem Vertrag entspricht. Wenn nicht, stocken Sie die Summe auf. Oft ist ein neuer Preisvergleich sinnvoll. Bei einer anderen Versicherungssumme kann ein anderer Versicherer viel günstiger sein.

Auswahl. Familien, die Fahrräder im Wert von 2 000 Euro mitversichern wollen, finden zum Beispiel bei den Versicherern Grundeigentümer und Docura sowohl in der Modellstadt Dessau als auch in Frankfurt am Main günstigen Hausratschutz (siehe Tabelle).

Wertermittlungsliste. Sie können mit der Finanztest-Wertermittlungsliste systematisch die Versicherungssumme Ihres Hausrats ermitteln. Die Liste gibt es kostenlos im Internet unter www.test.de/zusatztabelle-hausrat

Persönliche Analyse. Finanztest ermittelt für Sie einfach und bequem für 12 Euro eine günstige Hausratversicherung. Den Kupon für die Auswertung finden Sie im Internet unter www.test.de/analyse-hausrat