Apps machen Handys zu Wegweisern. Einige navigieren besser als Navis.

Wer ein gutes Smartphone besitzt, braucht kein Navigationsgerät mehr. Navigations-Apps rüsten Smartphones zu Navigationsgeräten auf. Manche Apps führen besser zum Ziel als reine Navigationsgeräte, zeigt ein Test der Stiftung Warentest. Grund: Gute Smartphones besitzen deutlich bessere Bildschirme und Prozessoren als Navis. Das wird schon bei der Routenberechnung deutlich: Die meisten Apps zeigen 100-Kilometer-Routen nach 2 bis 4 Sekunden an. Die günstigen Navis von a-rival, Medion und Mio brauchen für die gleiche Route 11 bis 15 Sekunden. An einer 1 000-Kilometer-Route rechnet Mio mehr als 50 Sekunden. Zudem reagieren Navi-Bildschirme meist schwerfälliger auf Berührungen.

Am besten lotst die TomTom-App durch den Verkehr – sogar etwas besser als das Navigationsgerät TomTom Go Live 825. Ebenfalls gut navigieren die Apps von Garmin, Navigon und Sygic. Ans Ziel führen auch die Billig-Apps von Skobbler und die kostenlosen Anwendungen von Google und Nokia. Allerdings weniger komfortabel. Ihnen fehlt ein Spurassistent. An kniffligen Abzweigungen nimmt der Fahrer leicht die falsche Ausfahrt. Nokia und Skobbler lesen außerdem keine Straßennamen vor. Sie haben keine Vorlesefunktion. Alle übrigen Apps und Geräte im Test sagen Straßennamen an. Das erleichtert die Orientierung.

Klingelt unterwegs das Smartphone, sind bei den meisten Apps zwei Fingertipps erforderlich: einer, um den Anruf anzunehmen, ein zweiter, um den Lautsprecher einzuschalten. Schlecht für Ortsfremde: Fahranzeigen verschwinden meist beim Gespräch. Dafür laufen die Ansagen weiter – bei vielen Apps in leisem Ton. Doch bei den Android-Apps von Navigon und Sygic tönt die Ansage unverdrossen weiter. Das stört sowohl den Fahrer, als auch den Anrufer, der alles mithört.

Fast alle Apps speichern die Karten an Bord des Smartphones, Onboardnavigation genannt. Das erfordert Speicherplatz: zwischen 2 und 4 Gigabyte. Google dagegen ruft die Karten für jede Route von Rechnern ab (offboard). Vorteil: Die Berechnung nutzt neueste Karten. Nachteil: Das Smartphone kann ohne Datenverbindung nicht navigieren. Auf Testfahrten von 150 Kilometern verursachte die Offboardnavigation bis zu 1 Megabyte Datenverkehr. Wer eine Offboardnavigation nutzt, braucht einen passenden Datentarif. Erst recht im Ausland. Innerhalb der EU dürfen Datenverbindungen ab 1. Juli höchstens 84 Cent je Megabyte kosten. Doch wer in die Schweiz fährt, zahlt bei manchen Anbietern 15 Euro je Megabyte.

Einige Apps senden zu Beginn der Routenführung Gerätekennung und Standort – ohne Wissen des Nutzers. Für die Navigation ist das unnötig. Das nutzt höchstens dem App-Anbieter. So kann er Bewegungsprofile erstellen. Die Warentester bewerten das kritisch. Sogar sehr kritisch bewerten sie den Datenschutz bei ALK und Sygic: Beide übertragen die E-Mail-Adresse unverschlüsselt, ALK auch das Passwort. Bei Garmin, Google und TomTom haben die Tester keine überflüssigen Datenströme festgestellt.