Eine Warnung von Mark Hübner-Weinhold

Sie sind immer da: Morgens um Punkt 8.30 Uhr am Schreibtisch. Und vor 20 Uhr verlassen Sie eigentlich nie die Firma, es sei denn, um bei Kundenveranstaltungen präsent zu sein. Ein bisschen Zeit für Ihre Kinder und Ihren Partner haben Sie höchstens noch am Wochenende.

Dafür sind Sie für Ihre Kollegen ständig ansprechbar. Auch spätabends oder wenn Sie mal krank sind - Handy und Internet machen es möglich. Sie haben einen coolen Job, sind oft unterwegs, treffen viele Menschen. Und Sie verdienen mehr als 80 000 Euro im Jahr.

Ein Traumjob? Ja, wenn Sie nur leben, um zu arbeiten. Wenn sich bei Ihnen alles um Projektpläne, Zielvorgaben, Kennzahlen und Abschlüsse dreht. Wenn Sie gern einer der Sklaven der Neuzeit sind. Dann sind 60 und mehr Wochenarbeitsstunden vermutlich genau die richtige Dosis für Sie. So lange, wie Ihr Körper das mitmacht.

Denn im Gegensatz zu Ihnen ist Ihr Körper intelligent. Er verfügt über ein Warnsystem, wenn er erschöpft ist. Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Zahnschmerzen oder Ohrgeräusche sind häufig erste Signale. Dauerstress führt zu ständiger Anspannung und dann zu Rücken- und Muskelschmerzen.

Dann schraubt sich die Erschöpfungsspirale rasch hoch in den seelischen Bereich: Männer neigen zu Reizbarkeit und aggressiven Ausbrüchen. Frauen ziehen sich häufig eher zurück, verstummen und fühlen sich gekränkt. Auch die körperlichen Beschwerden werden stärker.

Jetzt sind Sie im Teufelskreis gefangen: Ausgerechnet durch Mehrarbeit versuchen Betroffene, gegen die Erschöpfung und die nachlassende Leistungskraft anzukämpfen. Persönliche Interessen, Familie und Freunde werden vernachlässigt. Der Job macht keinen Spaß mehr, die Motivation sinkt, der Druck steigt, der Weg zur Depression ist nicht weit.

Werden Sie dereinst auf dem Sterbebett bedauern, nicht mehr Zeit im Job verbracht zu haben? Wohl kaum. Also sollten Sie anfangen, auf Ihren Körper zu hören. Sonst sorgt er nämlich bald dafür, dass Sie ersetzt werden. Im Job ist niemand unersetzlich.