Hamburg. Wer kennt sie nicht, diese unsäglichen "Killerphrasen"? "Das haben wir aber noch nie so gemacht! Und wenn die Idee was taugen würde, wäre doch schon längst jemand darauf gekommen!" Jemand? Wer? Der Sprecher selbst?

Weil es anstrengend ist, sich neuen Herausforderungen zu stellen und sich mit veränderten Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen, werden viele gute Vorschläge einfach und schnell abqualifiziert oder wichtige Initiativen erstickt. Der Ideengeber soll sich beim nächsten Mal zurückhalten, sonst drohen ihm gleich wieder die obigen oder vergleichbare Killerphrasen. K-i-l-l-e-r- Phrasen? Ja, sie sollen ein unbequemes Argument tatsächlich erledigen, indem sie den Sprecher mundtot machen.

Es wird höchste Zeit, dass die sprachliche "Aufrüstung" in der Berufswelt zurückgefahren wird. Seit Jahren ist unsere Sprache ständig aggressiver geworden. Wir lesen immer häufiger von erbitterten Preiskriegen, knallharten Rabattschlachten, prall gefüllten Kriegskassen. Wir sprechen aber auch vom täglichen Kleinkrieg im Büro, und so manche Strategie soll kriegsentscheidend gewesen sein. Und dann hören und lesen wir zunehmend auch noch vom Krieg der Generationen und vom Krieg um die knapper werdenden Talente ("war for talents"). Das Wort "Krieg" scheint auch im Berufsleben hoffähig geworden zu sein. Und das, bevor nun auf ganz anderem Feld über kriegsähnliche Zustände oder sogar über wirklichen Krieg gestritten wird. Wer weiß denn eigentlich, was Krieg in der Realität bedeutet?

Wenn jeder Interessenkonflikt, jede Konkurrenz und jede Auseinandersetzung, jeder Streit und jede Gegnerschaft immer gleich zum Krieg hochstilisiert wird, fallen vernünftige Lösungen und tragfähige Kompromisse immer schwerer. Darum plädiere ich für sprachliche "Abrüstung". Jeder kann damit bei sich persönlich und in seinem Umfeld beginnen. Vielleicht taugt der Vorschlag, im beruflichen Alltag ganz bewusst auf die kriegerische Sprache und damit auch ausdrücklich auf "Killerphrasen" zu verzichten, eben doch eine ganze Menge. Egal von wem die Idee stammt.

( www.seminare-hegels.de ).