Eigentlich stören Mitarbeiter: Sie kosten offenbar Zeit und passen irgendwie nie in den Kalender.

Hamburg. Ein Klient, Topmanager, verantwortlich für den Vertrieb eines internationalen Handelsunternehmens, freundlich, aufgeschlossen, erfolgreich, 41, seufzte kürzlich: "Wenn nur die Mitarbeiter nicht wären! Sagen Sie mir einen Weg, wie es ohne Mitarbeiter geht, und ich wäre der glücklichste Mann auf Erden." Er bezeichnete - ernsthaft betroffen - seine Mitarbeiter als die größten Zeitfresser. Ohne sie würde er viel effizienter arbeiten können. Das spiegelt eine Haltung wider, in der sich auch menschenfreundliche Führungskräfte immer häufiger wiederfinden und die deren Mitarbeiter auch genau so wahrnehmen: Sie kosten offenbar Zeit, passen irgendwie nie in den Kalender. Ihre Gespräche mit dem Chef werden immer als erste verschoben, ihre Bedürfnisse als Mensch, als soziales Wesen, zählen nicht.

Führungskräfte planen für Führung zu wenig Zeit ein. Ich behaupte sogar: gar keine Zeit. Man geht davon aus, dass Führung nebenbei funktioniert. Denn der Kalender ist voll mit "wirklich wichtigen" Meetings und Sachaufgaben mit Priorität A. Und dann will auch der eigene Chef noch etwas von der Führungskraft - und so stecken die meisten in der ungemütlichen Sandwichposition. Da qualifizierte Mitarbeiter jedoch immer knapper werden, die Ansprüche an Führungskräfte auch durch öffentliches Hinschauen steigen, die Aufgaben komplexer werden und es unabdingbar geworden ist, sich aufeinander verlassen zu können, ist es Zeit, aufzuwachen. Sich der eigenen Rolle bewusst zu werden, ein bestimmtes Zeitkontingent von mindestens 20 Prozent auf der untersten Führungsebene den Führungsaufgaben einzuräumen.

Darin enthalten: Mitarbeitergespräche, positives oder kritisches Feedback, Informationsrunden und kleine menschliche Kontakte zwischendurch: Smalltalk, Trösten, Motivieren, Nachfragen. Je weiter oben in der Hierarchie, umso größer sollte die Bedeutung der Führungsaufgabe werden.

Und nun rechnen Sie nach: 20 Prozent wären acht Stunden in jeder Woche. Wie viele Mitarbeiter kann man da erreichen! Und dann können in den verbleibenden 32 Stunden alle Beteiligten umso effizienter arbeiten, weil sie sich motiviert fühlen und so informiert sind, dass sie ihren Job selbstständiger und besser machen!

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