Hambuirg. Mein Onkel Willi ist Autohändler. Und ein Fuchs. Wenn sich ein Mann für ein Auto interessiert, sagt er stets: "Schau dir den Wagen in Ruhe an und dann kommst du mit deiner Frau vorbei." Wenn der Kunde dann ein, zwei Tage später mit seiner Partnerin wiederkehrt, spricht Willi zwar mit dem Mann über die technischen Details des Fahrzeugs, plaudert aber vor allem mit der Frau fröhlich drauflos - und macht am Ende den Abschluss mit ihr. Willi weiß instinktiv: Die Frau entscheidet über den Kauf des Autos.

Glaubt man den Marktforschern, so treffen Frauen in Beziehungen rund 80 Prozent der Kaufentscheidungen. Sie sind die wahren Herrscherinnen der Konsumwelt. Doch diese Erkenntnis scheint in vielen Branchen noch nicht wirklich durchgedrungen zu sein; schon ein Blick in die Autohäuser und Elektrofachmärkte der Republik beweist es.

Doch darf das niemanden wundern, schließlich sind unsere Unternehmen nach wie vor überwiegend männlich geprägt, nicht nur im Top-Management, sondern auch in der Unternehmenskultur, in der Produktgestaltung und im Marketing.

Was das im Berufsalltag bedeutet, spüren Tag für Tag vor allem Mütter (und seltener mutige Väter). Da wird zwar öffentlichkeitswirksam proklamiert, wie familienfreundlich ein Unternehmen sei. Doch will eine Mitarbeiterin nach ihrer Elternzeit wieder in Teilzeit einsteigen, stehen dem allzu oft fadenscheinige Gründe im Weg. Zu umständlich, zu teuer, dem Team nicht zumutbar, heißt es dann. Oft werden Teilzeitkräfte regelrecht gemobbt. Oder es werden ihnen realitätsferne Arbeitszeiten aufgebrummt. Dabei sind zwei Teilzeitkräfte, die sich einen Job teilen, in der Summe meistens viel leistungsfähiger und engagierter als ein Vollzeitmitarbeiter.

Die Unternehmensberatung McKinsey prognostiziert, dass die Bedeutung von Teilzeit und von flexiblen Arbeitszeiten in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird. Und damit auch die Bedeutung von Frauen in den Unternehmen. Wünschenswert wäre es, weil damit auch eine weniger an Zahlen und mehr an Menschen orientierte Kultur eine Chance hat.