Warten Sie nicht auf die richtige Stellenanzeige: Suchen Sie sich Ihre neue Firma doch selbst aus.

"Die erfolgreichste Jobsuche findet nach wie vor über den Stellenmarkt statt", sagt Ursula Thieme, Personalberaterin aus Großhansdorf. Andere Trainer, etwa Susanne Jochimsen, Jobcoach aus Hamburg, glauben, dass der verdeckte Arbeitsmarkt, den man über Initiativbewerbungen, Personaldienstleister oder seine Netzwerke erreicht, die interessanteren Positionen zu bieten habe. Aber so oder so, Bewerber sollten sich bei der Jobsuche nicht nur auf die ausgeschriebenen Stellen konzentrieren, sondern jede Chance ergreifen - zum Beispiel mit einer Initiativbewerbung.

Die Karriereautoren Jürgen Hesse und Hans Christian Schrader empfehlen die Initiativbewerbung gerade den nicht ganz jungen Bewerbern: "Damit umgehen Sie das Risiko, nur des Alters wegen unter Hunderten von Bewerbungen aussortiert zu werden." ("Erfolgreich bewerben mit 45plus", Eichborn-Verlag) Doch auch für alle anderen kann eine Bewerbung zur rechten Zeit an die richtige Adresse ein echter Türöffner sein.

Die Betonung aber liegt auf "richtiger Adresse": "Schicken Sie Ihre Unterlagen nicht einfach wahllos an irgendwelche Firmen", warnt Personalberaterin Thieme. Schließlich wartet dort niemand darauf, und die Wahrscheinlichkeit, dass die unverlangt eingesandte Bewerbung darum unbeachtet bleibt, ist groß. Doch die Gefahr wird umso geringer, je besser der Bewerber aufzeigen kann, dass er ein wirklicher Gewinn für das Unternehmen wäre, möglicherweise sogar eine Lücke füllt.

"Initiativbewerbungen sind immer gut, wenn man etwas Besonderes zu bieten hat", erklärt Beraterin Ursula Thieme. Das könne im fachlichen, aber ebenso im Bereich der Soft Skills sein. Passende Unternehmen für eine Initiativbewerbung findet man oft schon während der Recherche, die man im Vorfeld seiner Jobsuche betrieben hat. Denn wenn es darum geht, wo die persönlichen Stärken liegen, welche Stellenbeschreibungen zu einem passen und mit welchen Aufgaben man künftig zu tun haben möchte, besucht man unter anderem auch eine Reihe von Firmenseiten im Internet. Und mit etwas Glück trifft man dabei schon auf die eine oder andere Wunschfirma. Übrigens kann eine solche Bewerbung auch zeitverzögert noch Früchte tragen: Passt der Bewerber mit seiner Qualifikation grundsätzlich zu der angesprochenen Firma, wird man seine Unterlagen wahrscheinlich dortbehalten, bis es eine Vakanz gibt. "Denn Ihre Einladung zu einem Gespräch kann der Firma zur gegebenen Zeit sicher viel Mühe und Kosten ersparen", heben Hesse/Schrader hervor.

Gute Anlaufstellen für Initiativbewerbungen finden Jobsuchende auch im Wirtschaftsteil der Zeitungen. Ursula Thieme: "Halten Sie die Augen offen. Wo eröffnen neue Firmen oder Niederlassungen? Vielleicht haben die Unternehmen dafür noch gar keine Stellen ausgeschrieben. Das könnte dann Ihre Chance sein."

Über die Initiativbewerbung hinaus gibt es weitere Wege: "Zum Beispiel den Besuch einer Jobmesse", regt Susanne Jochimsen an. Eigene Stellenanzeigen können ebenfalls Reaktionen auslösen. Ebenso wie die "Jobbörse On Air", eine Möglichkeit bei Radio Hamburg, bei der sich Bewerber jeweils 30 Sekunden lang den Hörern - und potenziellen Arbeitgebern - präsentieren können ( www.radio-hh.de ). "Die meisten bekommen darauf tatsächlich Angebote", sagt Jobtrainerin Jochimsen.

"Knüpfen Sie Netzwerke", empfiehlt Personalberaterin Ursula Thieme. Dazu gehört, ältere Kontakte wieder aufzugreifen: ehemalige Studienfreunde oder Kollegen etwa. "Vielleicht weiß jemand von einem passenden Job in seiner Firma - dann geben Sie ihm einfach mal Ihre Mappe und bitten ihn, sie dem zuständigen Personaler zu überreichen."

Außerdem kann man sich an Personalberater wenden. "Man findet sie am leichtesten in der Beraterdatenbank ihres Berufsverbands - auf www.bdu.de . "Aber sprechen Sie sie nicht gleich direkt an", sagt Ursula Thieme. "Gucken Sie erst mal auf deren Internetseiten nach passenden Stellen." Dann hat man einen Anlass fürs Telefonat oder fürs Zusenden von Bewerbungsunterlagen. Allerdings: "Dieser Weg eignet sich eher für Berufseinsteiger", sagt die Personalexpertin. "Wer als Fach- oder Führungskraft zu viele Personalberater anspricht, kann sich leicht den Ruf kaputt machen."

Auch die Agentur für Arbeit ist eine Anlaufstelle - auch für diejenigen, die dort nicht als arbeitssuchend registriert sind ( www.jobboerse.arbeitsagentur.de ). Die Angebote sind öffentlich, und die Kontaktdaten der ausschreibenden Unternehmen bekommt jeder zu sehen.

Lesen Sie am nächsten Wochenende: Teil 6 - Das Anschreiben formulieren