Wenn es keinen gibt: Schreiben Sie doch Ihren eigenen Einarbeitungsplan. So meistern Sie locker die ersten Tage.

Sie haben es geschafft: Die Aufregung über das Auf und Ab der Jobsuche liegt hinter Ihnen. Sie haben einen neuen Job gefunden, und der Arbeitsvertrag ist unterschrieben. Aber es wartet noch eine Hürde auf Sie: die ersten Tage in der neuen Firma.

Im Idealfall ist der Arbeitsplatz vorbereitet, ein Blumenstrauß signalisiert "Du bist uns willkommen", die Kollegen wissen, dass ein Neuer kommt, und der Vorgesetzte geht mit Ihnen im Laufe der ersten Tage durch die Abteilung, um Sie dem Team vorzustellen. Doch oft genug hapert es an diesen Starthilfen, weiß Frank Ickert, Inhaber der Hamburger Beratung Ickert Personalkonzepte. Er sieht Versäumnisse aber nicht nur auf Seiten der Arbeitgeber. "Viele neue Mitarbeiter gehen nicht aktiv auf andere zu", hat er beobachtet. "Viele sind zu unbeholfen, trauen sich nicht, die alten Hasen anzusprechen, die in ihrer Tagesroutine stecken - so passieren Fehler." Dabei sei es das gute Recht eines Neuankömmlings, Informationen einzufordern. "Das gehört zu meinen Aufgaben, ich signalisiere damit mein Interesse an dem Beruf und der Tätigkeit", sagt der Personalberater.

Erhält der Neuling vom Vorgesetzten keinen Einarbeitungsplan, empfiehlt Friederike Frey, Inhaberin des Hamburger Beratungsunternehmens Frey & Partner, selbst aktiv zu werden. "Sprechen Sie den Chef an, fragen Sie, was Sie wissen müssen, in welche Themen Sie sich als Erstes einarbeiten sollten." In einem richtigen Einarbeitungsplan ist aufgelistet, welche Bereiche des Unternehmens man in welcher Reihenfolge kennenlernen sollte. Zu jedem Thema wird einem ein Ansprechpartner mit Kontaktdaten genannt. Und schließlich enthält der Plan Termine, bis wann die jeweilige Aufgabe erledigt sein sollte. Friederike Frey glaubt, dass Einarbeitungspläne für jeden sinnvoll sind - "vom Azubi bis zum Vorstand". Wer keinen erhält, sollte sich also besser selbst eine solche To-do-Liste aufstellen und sie nach und nach abarbeiten.

Und wovor sollte man sich beim Start in einer neuen Firma besser hüten? "Protzen Sie nicht mit Ihren Fähigkeiten", warnt Frank Ickert. Jeder sei in einer neuen Firma schließlich erst einmal ein Lernender. "Besser ist, Sie überzeugen nach und nach durch Ihre Leistung und Ihr Verhalten", sagt der Karriereberater. Denn Prahlen mache nicht nur unsympathisch - es führe auch nicht zum Ziel: "Der Arbeitgeber will Ergebnisse sehen und nicht nur hören, was jemand angeblich so gut kann." Und so wichtig es auch ist, Fragen zu stellen: Ein Zuviel an Fragen kann Kollegen stören. Was nicht sofort geklärt werden muss, könne man sich auch erst einmal notieren, rät Friederike Frey. "Nach sechs Wochen haben sich einige Fragen bereits erledigt, weil wir das System im Unternehmen besser verstehen." Auch mit Kritik sollte man sich erst einmal zurückhalten. "Wertschätzen Sie auch die Dinge, die Sie vielleicht erst einmal gar nicht mögen - jedes System hat Vorteile."

Die Beraterin empfiehlt den Neulingen in der Firma, selbstbewusst aufzutreten. "Aber machen Sie sich klar, dass Sie jetzt eine neue Rolle innehaben." Gut zuhören, sich Notizen machen, immer präsent und aufmerksam sein sei die beste Strategie beim Start im neuen Job. "Wie netzwerken die Leute in der Firma, wie ist die Kultur?" - so etwas könne man durch Beobachten sehr gut herausfinden. Aber jetzt ist auch der richtige Moment, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Friederike Frey gibt Beispiele: Wie führe ich mich selbst und andere? Wie ist es um meine Kritikfähigkeit bestellt? Wie gehe ich mit Konflikten um?" Und sie rät: "Seien Sie weder überheblich, noch vorlaut und lassen Sie sich auch nicht von den ewigen Nörglern und Schwarzsehern vereinnahmen. Entgegnen Sie ihnen lieber: Und wie können wir es besser machen?"

Frank Ickert rät dazu, möglichst schnell die ungeschriebenen Gesetze eines Unternehmens zu entdecken. "Zum Beispiel: Wann beginnt man eigentlich morgens, wenn man die Freiheit der Gleitzeit hat?" Außerdem sei es hilfreich, wenn der Neue gleich zu Beginn mit Kollegen und Vorgesetztem dezent, aber klar anspricht, dass er gern Feedback haben würde. "Das hilft bei der Eingewöhnung", sagt Ickert. "Schließlich ist man in der Anfangszeit ja eher unsicher - und so eine Rückkoppelung kann einem sehr vieles erleichtern."

Lesen Sie ab nächstem Wochenende unsere neue Serie "Ich werde ..." Auszubildende berichten von ihrer Lehre und ihren Zukunftsplänen.