Im Interview kommt es auch auf Details an: zum Beispiel den Smalltalk vorweg und höfliche Gesten.

Sie sind zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen? "Dann ist die erste Hürde genommen", sagt Annette Schulze, Coach und Trainerin aus Hamburg. Fachlich würden im Bewerbungsgespräch nur noch Reste abgefragt. "Jetzt kommt es auf Ihren persönlichen Auftritt an, darauf, ob Sie es schaffen, einen Draht zum Gesprächspartner herzustellen."

Für den guten ersten Eindruck empfiehlt die Hamburger Businesstrainerin Susanne Sehrt einen sanften Einstieg ins Gespräch. "Dazu gehört es, zu lächeln und intelligenten Smalltalk zu machen." Zum Beispiel, indem man etwas sagt, was noch nicht mit dem Thema Bewerbung, aber wohl mit der Firma zu tun hat. "Was für eine schöne Anfahrt, diese Allee hinauf." Oder: "Ich habe gesehen, Sie bauen an - was wird denn dorthin verlagert?"

Wer und wie viele Personen dem Bewerber gegenübersitzen, ist unterschiedlich. "Für einen Job an der Basis hat man vielleicht nur einen Personaler als Ansprechpartner", erklärt Trainerin Sehrt. Aber je höher man auf der Karriereleiter rückt, desto mehr werden es - manchmal sogar bis zu zehn Personen. Dabei sind dann Vertreter der Personalabteilung, des Fachbereichs und der Geschäftsleitung. "Haben Sie mehrere Gesprächspartner, denken Sie daran, ihnen allen während des Gesprächs Aufmerksamkeit zu schenken", betont Sehrt. "Blicken Sie beim Reden von einem zum anderen, lächeln Sie auch jeden mal an", rät sie. An Unterlagen sollte man eine Kopie seiner Bewerbungsmappe sowie ein DIN-A5-Büchlein für Notizen dabeihaben. "Wenn man noch ein Referenzschreiben hat, kann man auch das jetzt vorlegen", sagt Annette Schulze. "Als I-Tüpfelchen."

Den Anfang jedes Jobinterviews macht in der Regel einer der Unternehmensvertreter, indem er die Firma oder die Abteilung kurz präsentiert. Meist folgt die Bitte: "Jetzt stellen Sie sich doch mal vor." "Kurz und prägnant sollte das ausfallen", betont Unternehmensberaterin Annette Schulze. "Beschreiben Sie Ihren beruflichen Werdegang und unterstreichen Sie Ihre Kompetenzen in Bezug auf die neue Stelle." Anschließend stellt ein Unternehmensvertreter Fragen. "Antworten Sie präzise und nicht länger als zwei bis drei Minuten", rät Schulze. Im Idealfall entsteht ein Gespräch auf Augenhöhe.

Auch Mimik und Gestik der Kandidaten werden währenddessen beobachtet. Sich Bewegungen an- oder abzutrainieren, hält Susanne Sehrt dennoch nicht für Erfolg versprechend. "Ehrliches und individuelles Verhalten - das ist es, was Ihre Persönlichkeit zeigt." Annette Schulze rät dennoch dazu, sich wenn möglich vorab einmal selbst zu filmen, während man einer Videokamera seinen Berufsweg skizziert. Manche Menschen haben zum Beispiel ein ganz starkes Spiel mit den Augenbrauen, das auf andere irritierend wirken kann. Oder sie stellen erst durch den filmischen Mitschnitt fest, dass sie eigentlich nie lächeln. "Dann kann man im Vorfeld des Bewerbungsgesprächs ja noch ein bisschen lächeln üben", regt die Trainerin an.

Werden Getränke angeboten, nimmt man an. "Abzulehnen wäre ein Fehler", weiß Annette Schulze. "Es geht doch darum, eine gute Beziehung aufzubauen - und wenn man diese positive Geste des Personalers nicht akzeptiert, kann das ein kleines Minus geben." Zum Abschluss ist wie eingangs Smalltalk angesagt. "Und schließlich dankt man für das informative, angenehme Gespräch, drückt seine Freude darüber aus, dass man sich kennengelernt hat und fragt - so das noch nicht Thema war - nach dem weiteren Vorgehen", erklärt Annette Schulze.

Übrigens dürfen Personaler den Bewerber nicht alles fragen, was ihnen in den Sinn kommt. Fragen nach dem Glauben, der sexuellen Ausrichtung oder einer Parteipräferenz verletzten die Persönlichkeitsrechte. Werden sie trotzdem gestellt, darf gelogen werden. Das gilt auch für Frauen, die nach ihrer Familienplanung gefragt werden. Sich über eine solche Frage offen zu empören, ist jedoch ungeschickt. "Nehmen Sie die Frage auf und gehen Sie souverän damit um", sagt Susanne Sehrt: "Vielen Dank für Ihre ehrliche Frage. Das ist natürlich wichtig für Ihr Unternehmen. Aber nein, Kinder sind derzeit kein Thema für mich." Gelogen? Macht nichts.

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