Hamburg. Ein Diplom-Betriebswirt verliert nach mehr als zehn Jahren seinen Job. Seine Bewerbungen bleiben erfolglos, drei Jahre lang ist er arbeitslos. Der Mann, nennen wir ihn Niklas, absolviert in dieser Zeit einen Sprachkursus in Niederländisch und findet 2009 im Nachbarland sogar kurzzeitig eine Anstellung, bevor der Auftragsmangel infolge der Wirtschaftskrise auch diese Perspektive zerstört. Doch Niklas steckt nicht auf. Er bewirbt sich auf eine Pförtnerstelle in den Niederlanden und übt bis heute diese Tätigkeit aus.

Das ist der erste Teil der Geschichte - und sie nötigt mir großen Respekt ab. Hier hat jemand seine Hände nicht in den Schoß gelegt, sondern sich gezielt weitergebildet. Niklas hat nach drei Jahren Arbeitslosigkeit und zig enervierenden Absagen von Arbeitgebern einen neuen Job in einem anderen Land gefunden.

Und auch einen weiteren Tiefschlag hat er überwunden, indem der Betriebswirt eine Aufgabe übernommen hat, die weit unter seiner Qualifikation liegt. "Diese Stelle habe ich angetreten, um nach mehrjähriger Arbeitslosigkeit wieder eigenes Geld zu verdienen, der Gesellschaft nicht länger zur Last zu fallen und um Erfahrungen im Ausland zu sammeln", schreibt Niklas in einem Brief ans Abendblatt.

An dieser Stelle beginnt der zweite Teil der Geschichte. Niklas ist mit dem Job als Pförtner natürlich unterfordert und deshalb unzufrieden. Ihm fehlt in der Fremde auch sein soziales Umfeld. Klar, dass er wieder einen qualifizierten Job in der Heimat anstrebt. "Und da liegt das Problem: Wie stelle ich die derzeit ausgeübte Tätigkeit im Lebenslauf als auch im Anschreiben dar?", fragt er die Redaktion.

Ganz offensiv, lautet meine Antwort - auch nach reiflicher Überlegung. Denn das, was Niklas geleistet hat, zeugt von Mut, Engagement und Flexibilität - also genau jenen Eigenschaften, die Personalentscheider in ihren Inseraten immer so gern von Bewerbern fordern. Jetzt sind die Arbeitgeber gefordert! Oder wird hierzulande ein Kandidat doch aussortiert, weil er einen Job gemacht hat, der nicht in einen gradlinigen Lebenslauf passt?