Es gibt sie, die berührenden Geschichten von Mitarbeitern, die in hohem Maße loyal, redlich und engagiert sind und zwar teilweise sogar unabhängig davon, dass der Arbeitgeber sie bereits auf dem Papier auf die Straße gesetzt hat.

Ein Arbeiter, Anfang 50, nach 32 Jahren gekündigt, sein Unternehmen schließt den Standort, an dem er tätig ist. Sein Bruder liegt im Sterben, und er bittet den Chef darum, ob er ein paar Tage Gleitzeit nehmen dürfte, um den Bruder zu begleiten. Eine Angestellte, Mitte vierzig, ebenfalls gekündigt, krebskrank, zwei OPs liegen hinter ihr. Sie engagiert sich für die eigene Weiterbildung und wird sich an einen 350 km weiter entfernten Standort versetzen lassen. Ein Team, Alter gemischt, geht zum Chef und berichtet mit leuchtenden Augen, es habe sich überlegt, wie es Arbeitszeit und Gehalt für den Arbeitgeber sparen kann.

Es gibt sie, die berührenden Geschichten von Mitarbeitern, die in hohem Maße loyal, redlich und engagiert sind und zwar teilweise sogar unabhängig davon, dass der Arbeitgeber sie bereits auf dem Papier auf die Straße gesetzt hat. Und es ist die breite Masse, wenn wir der Normalverteilung glauben. Die meisten unserer Mitarbeiter sind die Leistungsträger, halten den Laden am Laufen, bringen die Leistung, die Unternehmen benötigen. Leider werden sie in der Führung häufig vernachlässigt. Denn die Aufmerksamkeit fordern High Potentials, die man nicht verlieren will, und die Low Performer, die für Ärger sorgen.

Ich plädiere dafür, öfter mal das "einfache Funktionieren" anzuerkennen und auch diesen Menschen Wertschätzung und Anerkennung zuzuwenden. Jemand, der sich einen Kopf darum macht, wie er die freien Tage so legt, dass es gut in den Ablauf passt, obwohl er persönlich in einer schwierigen Lage steckt; jemand der so viel Energie aufwendet, nach vorn zu schauen, wenn um ihn herum die Scherben liegen - von diesen Menschen können wir lernen. Sie sind oft im Kleinen Beispiel dafür, wie wir alle öfter sein wollen, sie verkörpern die Werte, denen wir häufig nachtrauern. Sie verhalten sich oft vorbildlicher als so mancher Manager. Wir wissen aus Untersuchungen, dass Wertschätzung und Anerkennung das stärkste Instrument sind, um Mitarbeiter zu Produktivität und Loyalität zu bewegen - also nutzen wir es. Insbesondere, weil es nicht mal was kostet, es zu bemerken und auszusprechen: "Herr Müller, ich bin beeindruckt, dass Sie sich in Ihrer schwierigen persönlichen Lage so viele Gedanken machen, wie Sie freinehmen können. Das ist vorbildlich - vielen Dank."