Business mit Stil. Beim Start in den Job warten Fettnäpfchen - in der Teeküche wie in der Kommunikation

"Menschen bilden sich ganz schnell eine Meinung", sagt Elke Stuhlmann, Business-Coach aus Berlin. "Ist mir derjenige, der da zur Tür reinkommt, sympathisch oder unsympathisch? Wirkt er auf mich kompetent oder inkompetent?" Im Handumdrehen hat der Neue in der Firma sein Label weg. "Natürlich kann es revidiert werden", sagt Stuhlmann. "Aber das dauert eine Weile."

Besser also, der Neuling versucht von Anfang an, einen guten Eindruck zu machen - trotz aller Nervosität, die ihn wahrscheinlich begleitet. "Manche werden dann zur grauen Maus und sagen erst einmal gar nichts", so die Erfahrung von Elke Stuhlmann. Andere wirken dagegen schnell überheblich, wenn sie aufgeregt sind.

"Diese zwei Persönlichkeitsmerkmale kommen gern bei Stress zum Vorschein", sagt Stuhlmann, Inhaberin von es-change. "Die meisten Menschen wissen aber, zu welcher Gruppe sie gehören. Dann sollten sie versuchen, dies Verhalten bewusst zu vermeiden." Für den Start in der neuen Firma empfiehlt Stuhlmann: Zuhören und beobachten, welche Regeln im Team herrschen und wer welche Rolle inne hat ("Mutter des Teams", "Sündenbock").

Im Idealfall wird der neue Mitarbeiter vom Vorgesetzten in Empfang genommen, herumgeführt und vorgestellt. "Im besten Fall wird ihm sogar ein Mentor zugewiesen, der ihn in der ersten Zeit unterstützt", sagt Sonja Sturm, Coach aus Hamburg. "Das alles wäre schön - aber erwarten kann man es nicht." Was also tun? "Lassen Sie sich ein Organigramm geben", rät Sturm. "Und dann ergreifen Sie selbst die Initiative und stellen sich vor. Sagen Sie dabei auch kurz, was Sie vorher gemacht haben." Zu viel von sich selbst reden sollte man aber nicht - ganz besonders nicht von den eigenen bisherigen Erfolgen: "Dann wird man schnell als arrogant wahrgenommen", sagt die Kommunikationstrainerin Annette Schulze aus Hamburg.

"Wenn es sich ergibt, fragen Sie die neuen Kollegen auch nach der Historie des Unternehmens", rät Sonja Sturm. "So erfährt man viel über die Firmenkultur." Beste Informanten seien da natürlich die "alten Hasen" einer Firma. "Anfangs darf man auch noch problemlos viel fragen", sagt Coach Elke Stuhlmann. "Aber man muss wissen, wann es genug ist. Immer nur zu fragen, wie macht man dieses oder jenes, das zeigt nicht unbedingt, dass man der Richtige für den Job ist." Sich zu beweisen, dazu gehöre es auch, Aufgaben anzunehmen, die einem übertragen werden. "Lehnen Sie gerade in der Probezeit also besser keine Projekte ab, weil sie Ihnen zu groß erscheinen", sagt Stuhlmann. "Im schlimmsten Fall holen Sie sich externe Unterstützung."

Wer die Regeln einer Firma kennt, kann sie später auch mal bewusst für sich beugen. Am Anfang sollte er das nicht. Zum Beispiel in der Kleiderfrage: "Man orientiert sich am generellen Dresscode der Branche", betont Annette Schulze. "Am ersten Tag kleidet man sich sogar lieber zu formell als zu leger."

Ganz praktisch rät sie dazu, sich gut zu präparieren: "Da man nicht weiß, was das Unternehmen für einen vorbereitet hat, sollte man eine Flasche Wasser und eine Kleinigkeit zu essen dabei haben, um gut über die Runden zu kommen." Und wie findet man möglichst schnell den Draht zu den Kollegen? "Machen Sie einen Perspektivwechsel", sagt Schulze. "Was wünscht sich die andere Seite wohl von dem Neuen?" Dann werde schnell klar: eine freundliche, interessierte, offene Haltung.

Nicht zu vergessen: der "Einstand". "Wenn es in der Firma üblich ist, würde ich selbst auch einen Einstand geben", sagt Elke Stuhlmann. "Am besten, Sie fragen vorher die Assistentin, ob Alkohol angeboten werden darf. Wenn nicht, gibt es Kaffee und Kuchen." Fettnäpfchen gibt es reichlich. Sonja Sturm: "Es ist zum Beispiel auch eines, wenn man sich in der Küche einfach beim Kaffee bedient - ohne zu fragen, ob es eine Kaffeekasse gibt, an der man sich beteiligen kann."

Lesen Sie am nächsten Wochenende: Mein Schreibtisch ist mein Zuhause - wie viel Deko darf sein?

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