Business mit Stil: Warum Frauen auch mal Rot tragen sollten und abgelaufene Sohlen der Karriere schaden

Den einen richtigen Kleidungsstil gibt es nicht. Was Berufstätige tragen, wird ihnen von ihrer Branche diktiert: Im Kreativumfeld fällt die Klamotte gern trendy und lässig aus, in Bankerkreisen herrscht eher feiner Zwirn. Doch es sind die Nuancen dazwischen, die Berufstätigen das Leben schwer machen können.

Immer richtig gekleidet ist Mann im klassischen Business-Umfeld auf jeden Fall mit Hemd und Jackett, dazu eine Hose aus Wolle oder Baumwolle. "Keine Jeans", sagt Etikette-Expertin Elisabeth Bonneau. Wobei auch dieser Rat natürlich branchenabhängig sei.

Immer schön bedeckt halten: Nackte Schultern zu zeigen ist tabu im Büro

Frauen sind sowohl im Kostüm als auch im Hosenanzug auf der sicheren Seite. "Zunehmend sind auch schicke Business-Kleider akzeptiert." Allerdings sollten diese vielleicht noch durch einen Blazer oder ein Top ergänzt werden, um nicht zu viel Haut zu zeigen - ein Tabu im Geschäftsalltag.

Noch größere Stil-Sünden sind jedoch ungepflegte Fingernägel, ein knittriges Jackett, ungeputzte Schuhe oder abgelaufene Sohlen. "Menschen neigen zur Verallgemeinerung", weiß Bonneau. Beim Chef, Kunden oder Geschäftspartner könne das zum Gedanken führen: "Wer es mit der Körper- und Kleidungspflege nicht allzu genau nimmt, ist vielleicht auch bei der Arbeit ähnlich nachlässig."

Signale senden auch die Farben aus, die wir tragen, weiß Karriereexpertin Carolin Lüdemann. "Dunkle und gedeckte Töne drücken Seriosität und Kompetenz aus. Es ist ein elementarer Unterschied, ob ich im schwarzen Hosenanzug oder im beigefarbenen Kleid komme."

Viele Menschen unterschätzen immer noch die Macht des ersten Eindrucks. Dafür blieben nur 0,3 bis drei Sekunden Zeit, sagt Lüdemann, die auch Mitglied des Deutschen Knigge-Rats ist, in dem Trends in den modernen Umgangsformen diskutiert werden. "Es ist die nonverbale Kommunikation, die wirkt." Frauen, die sich in einer Männerdomäne behaupten wollen, empfiehlt sie deshalb das seriöse Schwarz in Kombination mit Rot, das autoritär wirke und damit die Durchsetzungsfähigkeit unterstreiche. "Wenn es dagegen um eine kommunikative Tätigkeit geht, ist Dunkelbraun passender. Das wirkt immer noch kompetent, schafft aber weniger Distanz", erklärt die Stilexpertin. "Wer wiederum am Empfang arbeitet, ist im eleganten und freundlichen Beige bestens gekleidet."

Oftmals herrsche innerhalb einer Branche, in Unternehmen oder in einer Abteilung ein ungeschriebener Dresscode, sagt Carolin Lüdemann. Den kann man an den Kollegen sehen - und sich an ihm orientieren. Darüber hinaus gilt: "Je höher die Position, desto dunkler die Farbe." Und wer sich zu höheren Aufgaben berufen fühlt, dem empfiehlt sie, sich schon heute so zu kleiden, wie es die Position von morgen verlangt. Generell raten die Experten: Besser over- als underdressed - also lieber eine Nuance zu schick als zu leger. Die Wahl der passenden Kleidung demonstriert auch: Ich weiß, was der jeweiligen Situation angemessen ist.

Unpassende Kleidung irritiert andere – und torpediert die Kontaktaufnahme

So sagt zum Beispiel Business-Coach Susanne Westphal: "Es ist unmöglich, allein über Kleidung eine Beziehung aufzubauen. Aber es ist sehr wohl möglich, über die falsche Kleidung den Beziehungsaufbau zu behindern."

Vor dem Einsatz von sexy Kleidung oder auffälligem Parfüm warnt die Autorin von "Einfach becircend. Die Typologie weiblichen Erfolgs". Von zu viel Weiblichkeit könnten sich andere Frauen unbewusst bedroht fühlen, glaubt sie. Und Männer könnten meinen, hier werde mangelnde Kompetenz kaschiert. "Darum die weibliche Note eher subtil einsetzen. Etwa durch einen taillierten Hosenanzug oder durch hohe, geschlossene Schuhe." Etwas - allerdings nicht zu viel - Hals zu zeigen, sei hingegen eine gute Idee, sagt Westphal. "Das transportiert körpersprachlich Vertrauen, Offenheit und ein Freundschaftsangebot."

Zum Tragen von auffälligen Accessoires oder Farbakzenten sagt Westphal: "Gern - wenn ich etwa eine Netzwerk-Veranstaltung besuche und in der Masse unterzugehen drohe. Stehe ich aber bei einer Präsentation im Rampenlicht, lenkt jedes auffällige Kleidungsstück oder Accessoire nur unnötig ab."

Lesen Sie am nächsten Wochenende: Die Kunst des kleinen Gesprächs - der Smalltalk

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