Business mit Stil. Gute Umgangsformen entscheiden heute auch im Berufsleben übers Vorankommen

Hamburg. Gute Umgangsformen - antiquiert? Bestimmt nicht. "Etikette ist im Geschäftsleben wieder wichtiger geworden", hat Sabine Blecken, Inhaberin der Hamburger Firma Takt und Tafel, beobachtet. Beim Arbeitsessen - egal ob mit Kunden oder dem Vorgesetzten - sollte man deshalb ein paar Regeln kennen.

Die ersten Unsicherheiten ergeben sich für so manchen Mann schon beim Eintritt ins Restaurant. Muss ich der Dame die Tür aufhalten? Doch Ladys first gilt im Geschäftlichen nicht mehr. "Frauen behandelt man inzwischen genauso wie Männer", sagt Bettina Geißler, Trainerin für souveränes Auftreten in Norderstedt. Es ist also kein Fauxpas, wenn der Mann der Frau nicht den Vortritt lässt - falls er dies nur tut, eben weil sie eine Frau ist. Aus reiner Höflichkeit darf natürlich noch immer jeder jedem die Tür aufhalten.

Ob zur Begrüßung die Hand gereicht wird, entscheidet derjenige, der in der Firmenhierarchie weiter oben steht. Bei gleichem Rang zählt die Dauer der Firmenzugehörigkeit, dann das Alter. Sind unbekannte Personen dabei, sollte man sich bei der Begrüßung mit Vor- und Nachnamen sowie Aufgabenbereich in der Firma selbst vorstellen.

Als Erster betritt der Gastgeber das Restaurant und geht voraus. "Der Gast bekommt den besten Platz", sagt Bettina Pöltl vom Image Institut Berlin. Das ist der mit Blick in den Raum. Man kann aber den Gast auch selbst wählen lassen. Den Ehrenplatz rechts neben dem Gastgeber erhält die wichtigste Person. Ab sechs Personen ist eine Sitzordnung sinnvoll. Sie verhindert unbeholfenes Herumstehen. Pöltl rät dazu, diese nach Interessen und Sprache zusammenzustellen. Schließlich lebe das Treffen auch von der Unterhaltung (s. Kasten).

Um Wartepausen zu vermeiden, sollten alle Anwesenden gleich viele Gänge ordern. Gäste orientieren sich dabei hinsichtlich des Preises am Gastgeber. "Nimmt er einfache Spaghetti, sollte man selbst nicht das Lammfilet aussuchen", sagt Etikette-Trainerin Blecken. Grundsätzlich gilt: Nichts Kompliziertes bestellen. Spaghetti mit Soße, Hummer, Fisch mit Gräten aber auch das Croissant mit Puderzucker können für unliebsame Ausrutscher sorgen. "Muss man zusätzlich mit dem Essen kämpfen, kommt keine entspannte Stimmung auf", sagt Geißler.

Alkohol? "Bei dieser Frage passen Sie sich am besten dem Gastgeber an", sagt Expertin Pöltl. Wer keinen Alkohol trinkt, darf aber auch ablehnen und zum Wasser greifen. Das Handy wird beim Essen ausgeschaltet. "Wer einen wichtigen Anruf erwartet, kann es auf lautlos und Vibration stellen", sagt Blecken. Die eleganteste Lösung: Das Handy an der Rezeption abgeben. Dieser Service wird in einigen Restaurants bereits angeboten. Trifft der erwartete Anruf ein, wird der Gast benachrichtigt.

Seinem Knigge stur zu folgen, sei aber oft zu viel des Guten, gestehen auch die Stil-Expertinnen zu. "Etikette muss immer zur Situation passen", sagt Geißler. Einem Handelsvertreter gegenüber kann man sich lockerer geben, als seinem Vorstandschef. In jedem Fall kommt man mit Freundlichkeit und Wertschätzung gut an. Ein Missgeschick kann jedem passieren. "Mit Charme lässt sich aber fast jeder Fauxpas überspielen", sagt Sabine Blecken.

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