Der Tourismuskonzern will sich von der Containerschifffahrt trennen. Mit dem Erlös soll das Touristikgeschäft ausgebaut werden.

Hamburg/Hannover. Ein Börsengang von Hapag-Lloyd erscheint als eine Option, wenn sich der TUI-Konzern in absehbarer Zeit von seinen Anteilen an der Hamburger Reederei trennt. Das erfuhr das Abendblatt aus Kreisen des TUI-Aufsichtsrats. Das Kontrollgremium hatte sich am Mittwoch und Donnerstag zu seiner jährlichen Strategiesitzung auf Mallorca versammelt. Dabei ging es auch um die 43-prozentige Beteiligung an der Reederei. TUI will diese Anteile in absehbarer Zeit verkaufen und sich dann endgültig von der Containerschifffahrt trennen.

Die Mehrheit von rund 57 Prozent an Hapag-Lloyd hält das Hamburger Konsortium Albert Ballin um den Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und die städtische Beteiligungsgesellschaft. Kühne will seine Anteile wohl aufstocken. Den anderen Konsortialpartnern fehlt dafür aber das Geld oder der Wille. Die HSH Nordbank und die Bank M.M. Warburg etwa wollen ihre Anteile von 4,76 und 1,9 Prozent an dem Schifffahrtsunternehmen dem Vernehmen nach verkaufen.

TUI kann dem Konsortium seine Anteile Anfang 2012 andienen. Greifen die Miteigner nicht zu, kann TUI seine eigenen Anteile zum Verkauf stellen und obendrein zusätzliche Anteile aus dem Konsortium, die zum Erwerb einer Mehrheit an der Reederei nötig wären.

Ein Börsengang - dem das Konsortium zustimmen müsste - wäre wohl im Sinne aller Beteiligten, sofern TUI für seine Anteile einen guten Preis erzielen würde. Der Touristikkonzern könnte dann aus der Handelsschifffahrt aussteigen, was bereits für das Jahr 2008 geplant war. Dem Hamburger Konsortium fehlten damals aber die Mittel für eine Komplettübernahme von Hapag-Lloyd. Einen Börsengang diskutieren auch die Partner bei Albert Ballin. Wenn die TUI-Anteile breit gestreut würden, käme dem Hamburger Konsortium kein anderer strategischer Investor als Miteigner in die Quere.

Der TUI-Aufsichtsrat tagt vor der Hauptversammlung im Februar noch zweimal, zunächst Ende Oktober. Bei den beiden Sitzungen soll nach Abendblatt-Informationen der Fahrplan für den Hapag-Lloyd-Verkauf konkretisiert werden. Mit dem Erlös aus den Reedereianteilen will der TUI-Vorstand das Touristikgeschäft ausbauen, etwa durch eine Komplettübernahme der britischen Tochter TUI Travel.