Hamburger Reederei erzielt kräftigen Gewinn. Touristikkonzern leidet unter Aschewolke

Hamburg. Es war ausgerechnet die ungeliebte Hamburger Schifffahrtsbeteiligung, die dem TUI-Chef Michael Frenzel gestern aus der Bredouille half. Denn ohne die Containerreederei Hapag-Lloyd hätte Europas größter Reisekonzern im dritten Geschäftsquartal noch höhere Verluste eingefahren. Durch den Gewinn von Hapag-Lloyd konnte jedoch das TUI-Minus auf 36,3 Millionen Euro begrenzt werden. Das bedeutet zwar unverändert rote Zahlen, die aber viel geringer ausfallen als im Vorjahreszeitraum (siehe Grafik).

Weniger Reisen in Großbritannien verkauft und Ausfälle nach Flugverbot

Ein Grund für die Schieflage von TUI ist das siechende Reisegeschäft in Europa. Vor allem in dem nach Deutschland zweitwichtigsten Markt Großbritannien wurden wegen der Finanzkrise weniger Urlaube gebucht. Zudem belasteten die Reisebranche die Flugausfälle infolge der Aschewolken nach dem Vulkanausbruch in Island. Tausende Flieger konnten nicht starten, Pauschalreisende mussten umgebucht oder entschädigt werden. TUI kostete dies 128 Millionen Euro.

Hapag-Lloyd konnte dank eines vorausgegangenen Kostensenkungsprogramms und höherer Frachtraten als einzige TUI-Beteiligung zulegen. Die Reederei steigerte den Quartalsgewinn auf 226 Millionen Euro, nach einem Minus von 193 Millionen im Vorjahr. TUI erwartet wegen des jetzigen Erfolgs der Reederei für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. September endet, sogar einen Jahresgewinn.

Eigentlich wollte der TUI-Konzern Hapag-Lloyd schon 2008 verkaufen. Im Februar 2009 konnte Frenzel dann einen Kaufvertrag mit dem Hamburger Konsortium Albert Ballin um die Stadt Hamburg, Warburg-Bank, HSH Nordbank, die Versicherungen Signal Iduna und HanseMerkur sowie dem Unternehmer Klaus-Michael Kühne unterzeichnen. Nun hält der Tourismuskonzern TUI noch 43,3 Prozent an dem Schifffahrtunternehmen, das wohl auch im nächsten Quartal zulegen wird.

Die Perspektiven für den Containertransport auf hoher See sind gut. Im laufenden Jahr sollen die Exporte aus Deutschland - der weltweit zweitgrößten Exportnation nach China - nach Einschätzung der DIHK um elf Prozent zulegen. "Die Rallye geht weiter. Wir sind wieder auf Wachstumskurs in der Containerschifffahrt", sagte TUI-Finanzvorstand Horst Baier.

Dennoch will der Touristikriese seine Restbeteiligung, die jetzt die TUI-Zahlen verschönert hat, verkaufen. Allerdings gebe es keinen Grund zur Eile, hieß es. Offenbar wartet TUI wegen der besser werdenden Auftragslage bei den Containerreedereien noch ab, um dann einen höheren Kaufpreis erzielen zu können. Wenn dies nicht gelingt, muss die Reisefirma das Hapag-Lloyd-Paket spätestens am 1. Januar 2012 dem Hamburger Konsortium andienen.

Engländer und Russen fahren weniger in Urlaub, Deutsche mehr

Die europäische Reisebranche ist derzeit geteilt. Während Engländer und auch Russen derzeit weniger verreisen, stieg der Buchungsumsatz in den deutschen Reisebüros laut Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband in den Sommermonaten der laufenden Saison nochmals um sechs Prozent. "Die Deutschen profitierten auch davon, dass viele Hotels in Urlaubsregionen ihre Preise um fünf bis acht Prozent senkten, um ihre Häuser nach dem Ausfall etwa von Gästen aus England zu füllen", so Schäfer zum Abendblatt. Der Trend zu mehr Reisen könnte sich fortsetzen. Schäfer verweist auf eine Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), wonach deutsche Reisebüros für diesen Oktober schon elf Prozent mehr Buchungsumsatz haben als im Oktober des vergangenen Jahres.

Konkurrent Thomas Cook rutscht ebenfalls ins Minus

Auch die TUI-Konkurrenz macht Verluste. Der britisch-deutsche Reisekonzern Thomas Cook, der den Hamburger Veranstalter Öger Tours übernehmen wird, fuhr im dritten Quartal ein Minus von 116 Millionen Pfund oder 140 Millionen Euro ein. Der Umsatz sank wegen der Aschewolke und des gekürzten Winterangebots um neun Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Pfund. Für die ersten drei Geschäftsquartale zusammen hat sich nun ein Verlust von knapp 370 Millionen Pfund angehäuft, nach rund 306 Millionen Pfund Verlust im gleichen Vorjahreszeitraum. Der Umsatz ging von 5,9 Milliarden auf 5,5 Milliarden Pfund zurück. Bei TUI addierte sich der Verlust in den vergangenen drei Monaten auf 533,3 Millionen Euro. Der Umsatz sank von 10,7 Milliarden auf 9,8 Milliarden Euro.