Große Reedereien schreiben wieder Gewinn, die Frachtraten steigen. Der bislang größte Containerfrachter erreicht den Hamburger Hafen.

Hamburg. Dieses Schiff sieht anders aus als die anderen - kompakter, wuchtiger und wesentlich größer. Majestätisch lief die " Christophe Colomb " gestern Abend zum Sonnenuntergang in den Hamburger Hafen ein. Es war eine mehrfache Premiere. Das Flaggschiff der französischen Reederei CMA CGM ist zum ersten Mal in Hamburg, es ist das bislang größte Containerschiff , das hier festmacht und das erste dieses neuartigen Bautyps. Die Tragfähigkeit der "Christophe Colomb" liegt bei 13 800 Containereinheiten (TEU). Die bislang größten Containerschiffe mit Ziel Hamburg können rund 11 300 TEU tragen. Die deutlich höhere Kapazität erreichen die "Christophe Colomb" und ihre Schwesterschiffe weniger durch ihre Länge und Breite als vor allem durch die relativ weit vorn stehende Brücke. DieseKonstruktion erlaubt es, die Container auf Deck durchgehend höher zu stapeln als bei älteren Schiffstypen.

Ankunft der "Christophe Colomb" ist für die Stadt ein willkommenes Signal

Lange vor der Wirtschaftskrise gaben Linienreedereien wie CMA CGM oder MSC aus der Schweiz, aber auch deutsche Charterreeder wie Claus-Peter Offen solche Riesenschiffe bei südkoreanischen Werften in Auftrag. Das erste dieses Typs lief nun in Hamburg ein. Für die Stadt ist es ein willkommenes Signal für den Aufschwung am Schiffsmarkt und für die Leistungsfähigkeit des Hafens, der speziell beim Containerumschlag seit 2008 schwer unter Druck geraten war. Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU), Port-Authority-Chef Jens Meier und HHLA-Vorstand Stefan Behn wollen die "Christophe Colomb" deshalb heute Vormittag an ihrem Liegeplatz am Burchardkai besuchen.

Die Containerschifffahrt hatte seit Ende 2008 einen Absturz erlebt, weil der Welthandel erstmals seit Jahrzehnten schrumpfte. Wirtschaftlich zuvor erfolgreiche Linienreedereien wie Hapag-Lloyd, Maersk, CMA CGM und deren Konkurrenten häuften Milliardenverluste an. Bauprogramme für neue Schiffe bei Linien- und Charterreedereien gerieten ins Wanken, zahlreiche Aufträge wurden storniert oder verschoben. So abrupt, wie die Rezession in der Schifffahrt begonnen hatte, kam in den vergangenen Wochen aber auch der Wiederaufschwung. "Die Erholung ist deutlich stärker als noch vor zwei Monaten erwartet", teilte die weltgrößte Linienreederei Maersk vergangene Woche mit. Der Mischkonzern AP Møller-Maersk hob seine Gewinnprognose für dieses Jahr deutlich an. Der TUI-Konzern, mit 43 Prozent größter Anteilseigner bei Hapag-Lloyd, hatte dies kurz zuvor getan und von einem "signifikanten operativen Beitrag" von Hapag-Lloyd zum Konzernergebnis gesprochen.

Der Reederei sei ein "Neustart par excellence" gelungen, sagte der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne dem Abendblatt. Ihm gehören 15 Prozent der Hapag-Lloyd-Anteile. 2009 mussten die Eigentümer mit einer Kapitalaufstockung von rund 900 Millionen Euro und mithilfe staatlicher Bankbürgschaften Hapag-Lloyd noch aus einer Existenzkrise retten. Die Bürgschaften wurden nicht in Anspruch genommen, stattdessen wirkt nun das 2009 aufgelegte Sparprogramm, mit dem die jährlichen Kosten der Reederei um mehrere Hundert Millionen Euro gesenkt wurden. Hinzukommt der Aufschwung. Kühne: "Die wirtschaftliche Belebung wird anhalten, auch die Perspektiven für 2011 sind gut."

Die Frachtraten stiegen innerhalb eines Monats um bis zu 64 Prozent

Die Linienreedereien profitieren davon, dass die Warenströme zwischen Asien, Europa und Amerika wieder anschwellen. Sie konnten in den vergangenen Monaten deutlich höhere Frachtraten, die Transportpreise für Container, durchsetzen. Die Charterreeder wiederum vermieten ihre Schiffe an die Linienreedereien. Auch auf diesem Markt ist der Aufschwung deutlich zu sehen. Ein Containerschiff mit 2500 TEU Kapazität etwa kostete laut Fachdienst "Alphaliner" im Mai rund 6700 Dollar am Tag, im Juni waren es bereits 11 000 Dollar. Der Preis für ein 4000-TEU-Schiff stieg in dieser Zeit von 20 000 Dollar auf 22 000 Dollar.

Das Hamburger Unternehmen Hansa Treuhand, Charterreederei und Schiffsfinanzierer, verzichtete angesichts der Marktlage auf die Auflage eines neuen Fonds zur Eigenkapitalverstärkung von Seeschiffen. "Seit Jahresbeginn ist der Charterratenindex um gut 80 Prozent gestiegen", teilte die Reederei mit. Auch deshalb, weil die Zahl der Schiffe ohne Ladung, der sogenannten Auflieger, im Containerschiffsmarkt von 580 im Dezember 2009 auf 230 Mitte Juni gesunken sei. "Es geht weiter aufwärts", sagte Hansa-Treuhand-Vorstand Sönke Fanslow.

So hofft auch der Hamburger Hafen auf eine Trendwende. Hauptkonkurrent Rotterdam hat bereits im Frühjahr wieder das Niveau des Rekordjahres 2008 erreicht. Seit März steigt der Containerumschlag auch an der Elbe wieder an. Getragen werden soll der Aufschwung auch von neuen Riesenschiffen wie der "Christophe Colomb". Der Frachter und einige seiner Schwesterschiffe sollen laut CMA CGM Hamburg von nun an regelmäßig anlaufen.