Der Quickborner Versorger E.on Hanse gibt Fehler in der Elektronik zu. Die Wettbewerber sprechen von einem Wiederholungsfall.

Hamburg. Der Brief ist eindeutig. Die Stadtwerke Wedel teilen einem Großteil ihrer Gaskunden mit, dass sie die fällige Jahresrechnung nicht erstellen können. Denn der Quickborner Versorger E.on Hanse habe dem Unternehmen die dazu erforderlichen Daten nicht geliefert. 14.000 Gasbezieher müssen deshalb weiter auf ihre Abrechnung warten. "Allein in Hamburg sind 10 000 Kunden betroffen", sagte Marek Wilken, Vertriebsleiter der Stadtwerke Wedel, dem Abendblatt. Die restlichen 4000 Betroffenen leben im Umland der Hansestadt. "Wir prüfen derzeit juristische Schritte gegen E.on Hanse", so Wilken.

Die Stadtwerke sind kein Einzelfall. Auch der Hamburger Biogasanbieter LichtBlick, der allein im Hamburger Stadtgebiet 6000 Kunden zählt, gab gestern im Gespräch mit dem Abendblatt an, dass das Unternehmen seit gut einem Monat keine Informationen mehr von dem Netzbetreiber E.on Hanse erhalten habe. Für Torsten Zipperling, Direktor der Stadtwerke Elmshorn ist das Problem ebenfalls nicht neu. "Auch in der Vergangenheit hat E.on Hanse in 50 Prozent der Fälle entweder die erforderlichen Daten gar nicht geliefert oder zumindest unvollständig. Wir haben deshalb bereits ein Schätzverfahren erarbeitet, damit wir unseren Kunden trotz der fehlenden Daten ihre Jahresrechnung zukommen lassen können." 3000 Kunden in Schleswig-Holstein, aber außerhalb von Elmshorn, sind betroffen.

Konkret geht es um die Angaben zum Brennwert des Gases, das die Kunden der Stadtwerke in Wedel und Elmshorn oder von LichtBlick im vergangenen Jahr zum Heizen und für Warmwasser verbrannt haben. Denn nur mit dem Brennwert, der je nach Qualität des Gases variiert, kann errechnet werden, wie viele Kilowattstunden der Kunde in einem Jahr exakt verbraucht hat.

Alle drei Anbieter nutzen das Verteilnetz von E.on Hanse. Deshalb liefern sie die entsprechende Gasmenge an die Netzgesellschaft des Quickborner Unternehmens, welche das Gas wiederum an die entsprechenden Kunden weitergibt. Da sich Gas nicht durch Farben oder Gerüche unterscheiden lässt, ist es unwahrscheinlich, dass genau die Menge, die von Wedel, Elmshorn oder LichtBlick eingespeist wurde, auch wirklich an deren Kunden ging. Doch anderes Gas kann einen anderen Brennwert haben. "Nur E.on Hanse Netz weiß, welches Gas zu welchem Brennwert unsere Kunden bekommen haben", begründet Wilken, warum seine 14 000 Kunden immer noch nicht wissen, ob sie für 2009 eine Nachzahlung leisten müssen, oder ob es Geld zurückgibt.

"Es gab einen Fehler im elektronischen System", gibt Ove Struck, Sprecher von E.on Hanse Netz, im Gespräch mit dem Abendblatt zu. Die Panne sei aber vor wenigen Tagen behoben worden. Die Stadtwerke sollen die benötigten Angaben nun bekommen. "Das glauben wir erst, wenn wir die Daten von E.on Hanse haben", sagen Wilken und Zipperling. "Die ganze Angelegenheit ist für uns ärgerlich, weil die Kunden den Verdacht haben könnten, wir würden zu ihren Lasten handeln", so Wilken. Er hat sich jetzt auf ein neues Datenverfahren mit E.on Hanse geeinigt. Anders als das bisherige kostet dies aber Geld.