Möglicherweise sind bei Opel mehr Stellen als von Magna angekündigt bedroht. Betriebsrat: Staatsgeld nicht für Abfindungen nutzen.

Hamburg. Sie haben lange gekämpft, und doch nur einen kleinen Sieg erstritten. Zwar konnten die Mitarbeiter des Autobauers Opel erreichen, dass ihr Unternehmen an den Autozulieferer Magna verkauft wird. Aber im Vorfeld des für heute anberaumten ersten Treffens zwischen den Arbeitsdirektoren und den Betriebsräten von Opel und Magna zeichnen sich auch beim Wunschkandidaten der Belegschaft härtere Einschnitte ab als befürchtet.

Insgesamt will der künftige Opel-Mehrheitseigentümer in Europa 10 560 Stellen streichen, davon 4500 bei Opel in Deutschland. Den Standort Bochum trifft es am härtesten. Dort sollen 2045 Stellen wegfallen, in Kaiserslautern ist von 283 Jobs die Rede und im Werk Rüsselsheim von 717 Stellen. Für den größten Standort von Opel sind weitere Einbußen vorgesehen. Laut "Welt am Sonntag" sollen dort zusätzlich zu den Jobs in der Produktion 1100 Arbeitsplätze in der Verwaltung der Unternehmenszentrale gestrichen werden.

Beim dem Treffen heute dürfte es turbulent zugehen. Schon im Vorfeld kritisierte der Bochumer Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel am Wochenende die Pläne von Magna, das Opel-Getriebewerk in Bochum mit 650 Mitarbeitern zu schließen und die Fertigung nach Österreich zu verlagern. "Das ginge nur über Abfindungen, da Magna keine betriebsbedingten Kündigungen vornehmen will", sagte Einenkel. Die Mittel für Abfindungen würden aber aus dem Überbrückungskredit des Bundes stammen - also werde in einem solchen Fall "Staatsgeld für Job-Verlagerungen missbraucht".

Außerdem widersprach Einenkel Berichten, wonach in Belgien günstiger als in Bochum produziert wird: "Die Bochumer Produktion ist 200 Euro pro Auto kostengünstiger als in Antwerpen", erklärte er. Magna will das belgische Werk schließen.

Die Opel-Fabrik in Eisenach ist - wie berichtet - laut dem Magna-Konzept der einzige deutsche Standort, der von einem Arbeitsplatzabbau verschont bleiben soll. Produktionskapazitäten aus Saragossa in Spanien, wo der Corsa und der Meriva gebaut werden, sollen nach Thüringen verlagert werden. Das sorgte am Wochenende für heftige Proteste in Spanien. Tausende Menschen haben am Sonnabend in Saragossa gegen den möglichen Stellenabbau protestiert. Die Demonstranten forderten den Erhalt des Werkes im nahe gelegenen Figueruelas und drohten mit einem Streik. Zu der Kundgebung in der Stadt im Nordosten Spaniens hatten die Gewerkschaften CCOO und UGT aufgerufen. Sie befürchten, dass in dem Werk rund 1650 der insgesamt 7500 Jobs gestrichen werden. An der Demonstration nahmen auch Vertreter der Regierung der Region Aragonien teil. Zwischenfälle gab es nach Polizeiangaben nicht.

Die Gewerkschaften in Spanien hatten einen Verkauf von Opel an den belgischen Finanzinvestor RHJI befürwortet, weil dessen Pläne weniger Stellenstreichungen in ihrem Land vorsahen. Nach ihren Angaben ist der spanische Opel-Standort der rentabelste und produktivste des Unternehmens in Europa.