Die Gespräche bei Airbus sind abgebrochen worden. Management nennt Überstundenblockade brandgefährlich. Warnstreiks drohen.

Hamburg. Bei Airbus wird es in den nächsten Tagen zu Warnstreiks kommen. Die Verhandlungen zwischen der IG Metall, den Betriebsräten und der Geschäftsführung des Flugzeugbauers wurden gestern erneut ohne Ergebnis abgebrochen. Den Beschluss für die Warnstreiks hatten die Betriebsräte und Vertrauensleute von Airbus bereits am vergangenen Mittwoch gefasst. Er wird nach dem Scheitern des Treffens wirksam. Über den genauen Zeitpunkt und das Vorgehen bei den Aktionen in den vier Werken wird Meinhard Geiken, der Bezirksleiter der IG Metall Küste, entscheiden. "Es ist nicht auszuschließen, dass erste Warnstreiks noch diese Woche stattfinden", sagte gestern der Sprecher der IG Metall Küste, Heiko Messerschmidt, dem Abendblatt.

Das Treffen im Hamburger Airbus-Werk endete gestern kurz nach 13 Uhr, nach gut zwei Stunden. "Durch die Drohungen der Geschäftsführung, Produktion aus den Werken zu verlagern, waren heute keine konstruktiven Verhandlungen möglich. Anscheinend braucht die Gegenseite den Druck der Belegschaft", sagte der Verhandlungsführer der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. "Die Gewerkschaft hat ihre Forderungen erläutert, jedoch ohne darüber zu verhandeln", entgegnete Airbus-Sprecher Florian Seidel. Wichtig sei aber gewesen, dass sich die Parteien wieder an einem Tisch gesetzt hätten.

Besprochen wurden gestern die Forderungen der Arbeitnehmer nach mehr Mitbestimmung beim Einsatz von Leiharbeitern sowie bei der Arbeitsorganisation. Dabei geht es unter anderem darum, wie unabhängig einzelne Gruppen ihre Aufgaben erfüllen können oder wie viel Zeit für einzelne Fertigungsschritte zur Verfügung steht.

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+++ Airbus will Warnstreiks notfalls gerichtlich untersagen lassen +++

+++ Den Bogen nicht überspannen +++

Den Anteil der Leiharbeiter wollen die Betriebsräte in der Serienfertigung auf 15 Prozent begrenzen. Airbus geht von 20 Prozent aus und will sich bei der Einführung neuer Flugzeugtypen die Möglichkeit offenhalten, mehr Leiharbeiter einzusetzen. Bei beiden Themen habe es aber bei den Gesprächen keine Ergebnisse gegeben, teilte die IG Metall Küste gestern mit. Airbus hält weiter daran fest, die Zukunft der Werke durch einen Tarifvertrag abzusichern. Darin wird eine Beschäftigungssicherung bis 2020 gegen eine über die Jahre steigende Produktivität angeboten. "Über Einzelheiten kann noch verhandelt werden", sagte Seidel. Allerdings sind beide Seiten bisher uneins darüber, wie stark die Produktivität steigen kann.

Verhandlungsführer Friedrich geht davon aus, dass die Warnstreiks dieses Mal länger dauern werden als im Juni. Damals hatten Arbeitnehmer aller vier deutschen Werke erstmals für eine Stunde für einen neuen Zukunftstarifvertrag demonstriert. Auch bei den jetzt geplanten Aktionen werden wohl alle Standorte - neben Hamburg, Bremen, Stade und Buxtehude - zum gleichen Zeitpunkt einbezogen sein. Insgesamt arbeiten 16 600 fest angestellte Mitarbeiter für den Flugzeugbauer.

Das Vorgehen der Betriebsräte, die derzeit kaum mehr Überstunden genehmigen, nannte der Airbus-Sprecher gestern "brandgefährlich". Es könne nicht im Interesse der Arbeitnehmer sein, Liefertermine und das Vertrauen der Kunden in das Unternehmen zu gefährden. Trete dies ein, könnte als "ultimative Konsequenz" Produktion aus den Werken verlagert werden. "Die Genehmigung von Überstunden sollte von den Gesprächen über die Zukunftssicherung abgekoppelt werden", sagte Seidel. Bisher plant Airbus, die Fertigung im Hamburger Werk bis Ende 2012 auszubauen.