Der Streit um den neuen Tarifvertrag bei Hamburgs größtem Arbeitgeber droht zu eskalieren. 12.800 Beschäftigte sind zu Warnstreiks aufgerufen.

Hamburg. Im Ringen um einen Zukunftstarifvertrag haben die Betriebsräte die 12.800 Beschäftigten von Airbus in Hamburg zu Warnstreiks aufgerufen. Die betriebliche Tarifkommission beschloss gestern Arbeitsniederlegungen an den Standorten Hamburg, Bremen, Buxtehude und Stade.

"Am Verhandlungstisch kommen wir ohne Druck der Beschäftigten nicht weiter", teilten der IG-Metall-Verhandlungsführer Daniel Friedrich und der Airbus-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Johann Dahnken mit. "Das Gros der Belegschaft ist wirklich sauer", sagte Gewerkschaftssprecher Heiko Messerschmidt dem Abendblatt.

Airbus will die Arbeitskampfmaßnahmen nicht hinnehmen: "Rechtlich gibt es dafür keine Grundlage", sagte Firmensprecher Florian Seidel dem Abendblatt. Schließlich liege ein ungekündigter Tarifvertrag vor. Günter Butschek, Deutschland-Chef des Flugzeugbauers, hatte in dieser Woche in einem Abendblatt-Gespräch erklärt, man werde sich "mit allen rechtlichen Mitteln" gegen Warnstreiks wehren.

Messerschmidt sieht dafür wenig Erfolgschancen: "Wir haben Forderungen aufgestellt, die in keinem bestehenden Tarifvertrag geregelt sind." Allerdings ist es aus Sicht des Konzerns fraglich, wie viele Mitarbeiter die Gewerkschaft für Streiks mobilisieren kann. "Das Unverständnis ist auch in der Belegschaft groß", sagte Seidel.

In der am vergangenen Freitag ergebnislos abgebrochenen Verhandlungsrunde hatte Airbus - wie von der Arbeitnehmerseite gefordert - eine Sicherung der Arbeitsplätze bis zum Jahr 2020 angeboten. Voraussetzung dafür seien jedoch Einsparungen von 1,1 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum über eine steigende Produktivität - und an diesem Punkt sind die Tarifparteien zerstritten. Denn nach Auffassung des Betriebsrats und der IG Metall summieren sich die vom Konzern verlangten Einsparungen bis 2020 auf insgesamt gut 5,5 Milliarden Euro. Damit komme man auf eine jährliche Produktivitätssteigerung von acht Prozent. "Das ist unseren Kolleginnen und Kollegen nicht zuzumuten", sagte Dahnken.

Airbus lässt diese Sichtweise nicht gelten. Tatsächlich sei der Unterschied zwischen dem Angebot der IG Metall und der Forderung des Unternehmens "nicht so groß", sagte Seidel.

Bereits Anfang Juni hatte ein Teil der Belegschaft an einer Kundgebung vor dem Tor des Werks auf Finkenwerder teilgenommen und zeitweilig die Arbeit ruhen lassen. Damals war es vor allem um die vom Betriebsrat verlangte Begrenzung der Leiharbeit gegangen. In den Verhandlungen darüber haben sich die Positionen der Tarifparteien jedoch inzwischen angenähert.

Den bislang letzten umfangreicheren Warnstreik am Airbus-Standort Hamburg hatte es im Jahr 2007 im Kampf um höhere Gehälter gegeben. In den französischen Werken legten erst im April vorigen Jahres mehrtägige Streiks die Produktion lahm.