Der Flugzeugbauer bietet 120 zusätzliche Kita-Plätze in Hamburg an. Außerdem soll die Zahl der weiblichen Azubis deutlich erhöht werden.

Hamburg. Airbus will als größter industrieller Arbeitgeber in Hamburg auch Vorbild bei der Frauenförderung sein. Dazu weitet der Flugzeugbauer das Angebot für die Betreuung von Kindern seiner Beschäftigten erheblich aus: Zusätzlich zu den 40 Plätzen in der bereits bestehenden Betriebs-Kita werden bis Ende nächsten Jahres 120 weitere Plätze geschaffen. Sie entstehen in Kooperation mit der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten in den ihr angeschlossenen Einrichtungen im Stadtgebiet. "Es handelt sich dabei um Plätze, die für Kinder unserer Mitarbeiter neu eingerichtet werden", sagt Joachim Sauer, Geschäftsführer und Personalleiter von Airbus in Deutschland. "Wir wollen keine bestehenden Plätze für uns beanspruchen."

Airbus werde sich die Ausweitung des Betreuungsangebots jährlich mehr als 600.000 Euro zusätzlich kosten lassen, erklärt Sauer. Dies entspricht einem Zuschuss zu den Kita-Gebühren von gut 400 Euro pro Kind und Monat.

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"Während andere vor allem über Frauenquoten im Topmanagement sprechen, wollen wir den Frauenanteil auf allen Hierarchiestufen erhöhen", sagt der Airbus-Personalchef. "Als eine wesentliche Voraussetzung dafür sehen wir an, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern."

Airbus erhoffe sich, durch diese Bemühungen als attraktiverer Arbeitgeber angesehen zu werden und offene Stellen - in Hamburg gibt es aktuell mehr als 200 - schneller besetzen zu können. Zwar bekommt der Konzern bislang den gerade von Industriebetrieben beklagten Fachkräftemangel weniger stark zu spüren als mittelständische Firmen. Im Hinblick auf die absehbaren Engpässe bei qualifiziertem Nachwuchs will das Unternehmen aber durch einen höheren Frauenanteil das Arbeitskräftepotenzial besser ausschöpfen. Bei den Lehrstellen für technische Berufe und den dualen Studiengängen hat sich Airbus ein konkretes Ziel gesetzt: Der Anteil der Ausbildungsanfängerinnen am Standort Hamburg soll von derzeit 13 Prozent auf 20 Prozent im nächsten Jahr steigen. Darüber hinaus will Airbus das Angebot von Telearbeitsplätzen ausweiten und Teilzeitmodelle im Management erproben: Zwei Frauen sollen sich eine Position mit erheblicher Personalverantwortung teilen.

Beim Industrieverband Hamburg (IVH) sieht man eine Tendenz hin zur mehr Frauenförderung, besonders in Firmen mit technischen Berufen. "Es hat sich gezeigt, dass sich in gemischten Teams die Mitarbeiter besser ergänzen", sagt IVH-Sprecher Marc März. "Zudem gibt es keinen Grund, weshalb Frauen für gewisse Bereiche weniger qualifiziert sein sollten als Männer."

Der Hamburger Kupferproduzent Aurubis würde gerne mehr für die Frauenförderung tun, jedoch bewerben sich relativ wenige Frauen auf die angebotenen Stellen. "Die naturwissenschaftlichen und technischen Studiengänge sind immer noch von Männern dominiert. Dies hat zur Folge, dass nur wenige Frauen mit entsprechenden Qualifikationen für uns infrage kommen", erklärt Sprecherin Michaela Hessling. Stolz ist Aurubis auf eine Betriebsleiterin, die seit Kurzem in der Hütte arbeitet. Sie übt einen Beruf aus, der von vielen als ein typischer Männerberuf angesehen wird. Doch in der Belegschaft werde der Wandel begrüßt, sagt Hessling: "Wir bekommen die Rückmeldung, dass die Zusammenarbeit mit der Kollegin sehr angenehm ist, das Betriebsklima ist sogar besser geworden."

Auch Siemens ist in dieser Richtung aktiv. "Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu garantieren, haben wir spezielle Angebote wie die Babysitter-Börse eingeführt, es gibt eine Kinderferienbetreuung und wir kümmern uns verstärkt um mehr Krippenplätze, damit unsere Mitarbeiterinnen schnellstmöglich wieder in den Beruf zurückkehren können", sagt Konzernsprecher Michael Friedrich. Derzeit bietet Siemens deutschlandweit 600 Plätze an, die bis Ende des Jahres auf 800 Plätze aufgestockt werden sollen. "Gerade in den technischen Berufen sind die Frauen immer noch stark unterrepräsentiert - und dem wollen wir entgegenwirken." Aktuell sei rund ein Viertel der Mitarbeiter weiblich. "Bei Neuanstellungen ist der Anteil an Frauen jedoch höher - eine positive Tendenz also."

Der Nivea-Produzent Beiersdorf ist in dieser Hinsicht schon deutlich weiter: Bei ihm sind nach eigenen Angaben 51 Prozent der Beschäftigten Frauen.