Fergie ist ein Pinselohrschwein. Das Schicksal hat es in letzter Zeit nicht gut mit ihr gemeint. Seit einem Jahr ist Fergie Witwe.

Hamburg. Fergie? Wie die Sängerin von der Band Black Eyed Peas? Tony Kershaw lacht. "Nein, wie die Herzogin von York, Sarah Ferguson", sagt der Revierleiter in Hagenbecks Tierpark. "Die beiden haben die gleiche Haarfarbe." Wer, wenn nicht ein gebürtiger Engländer, hätte den Humor, ein Schwein nach einem (zugegebenermaßen ehemaligen) Mitglied des britischen Königshauses zu benennen?

Nun ist Fergie nicht irgendein Schwein. Die 14 Jahre alte Schönheit, die aus dem Zoo in Duisburg nach Hamburg kam, ist ein Pinselohrschwein. Die im westlichen und zentralen Afrika beheimateten Tiere bestechen durch ihre kupferrote Grundfärbung, den weißen Aalstrich, das schwarz-weiße Gesicht und vor allem durch die namensgebenden Büschel an den großen Ohren.

Das Schicksal hat es in letzter Zeit nicht gut mit Fergie gemeint - was sie ebenfalls mit der Herzogin von York gemein hat, bedenkt man deren aktuellen Ausrutscher, als sie Kontakte zu ihrem Ex-Ehemann gegen Zahlung einer größeren Geldsumme anbot und dieses der Öffentlichkeit bekannt wurde: Erst vor einem Jahr ist Pinselohrschwein Fergie Witwe geworden, als ihr Partner Rufus starb. Dass die Schweinedame dennoch nicht ihre markanten Ohren hängen lässt, liegt an Maggie, der zweiten Pinselohrsau bei Hagenbeck. "Durch den Tod von Rufus ist der Damenverein wesentlich enger zusammengerückt", sagt Kershaw. Generell leben Pinselohrschweine gesellig in größeren Gruppen. Deshalb hätte sich der Tierpark aus Platzmangel auch bewusst gegen die Zucht entschieden, sagt Kershaw.

Im richtigen Alter wären Fergie und die achtjährige Maggie dafür ja. Doch so gehen die beiden Schweine, die im Freiland vorwiegend nachtaktiv sind und tagsüber in selbst gegrabenen Mulden versteckt in dichter Vegetation verbringen, bei Hagenbeck hauptsächlich ihrer Lieblingsbeschäftigung nach: der Futtersuche. Obst, Gemüse und gekochtes Fleisch bekommen die Allesfresser von Kershaw und seinen Kollegen serviert, doch ein besonderes Vergnügen (Kershaw spricht von dem "Lieblingshobby" der beiden Pinselohrschweine) bereitet ihnen die Suche nach dem Körnerfutter, das in den Teich geworfen wird. "Dann rennen sie bis zum Bauch rein, stecken den Kopf unter Wasser und holen das Futter vom Grund hoch", erklärt der Tierpfleger. Kein Wunder, dass die Wasser liebenden Tiere im Englischen auch "river hog", also Flussschwein genannt werden.

Trotz ihres putzigen Aussehens sollte man Pinselohrschweine nicht unterschätzen. Beide Geschlechter der bis zu 1,50 Meter langen, 80 Zentimeter hohen und bis zu 120 Kilogramm schweren Tiere haben Hauer und verteidigen sich damit im Zweifel auch gegen Raubkatzen. Kershaw: "Alle Schweine sind in der Haltung als 'gefährlich' eingestuft." Zwar würden die Pfleger zu ihnen ins Gehege gehen, denn die beiden seien "eher passiv, wenn auch neugierig". Doch ein wenig Vorsicht sei immer geboten.

Die Mitbewohner von Fergie und Maggie können bisher nicht klagen: Je ein Paar Gelbschnabelenten und Mandarinenten teilen sich mit den Schweinedamen das Gehege, das gleich an die Afrika-Steppe anschließt. Und auf der Schweinefan Kershaw - "alle Schweine sind toll!" - sich noch um ein Warzenschwein kümmern darf. Das jedoch, im Gegensatz zu den Pinselohrschweinen, ein Einzelgänger ist.

Früher wurden die beide in Afrika beheimateten Pinselohr- und die Buschschweine als eine gemeinsame Art betrachtet. Heute sieht man sie aufgrund der unterschiedlichen Verbreitungsgebiete und des weniger farbenfrohen Äußeren der Buschschweine als separate, wenn auch eng verwandte Arten an.

Fergie und Maggie kann man übrigens gut auseinanderhalten: Maggie fehlt eine Ohrspitze. Doch es gibt noch eine zweite Möglichkeit, und dabei muss man Kershaw nur ganz genau auf die Finger schauen: Maggie lässt sich von ihm lieber kraulen als Fergie. Wobei die Freude daran auf der einen Seite überwiegt - muss der Revierleiter hinterher doch zusehen, wie er das rote Hautfett der Tiere wieder von den Händen bekommt. Aber wer sein Schwein liebt, der gibt.

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