Berlin. Nächster Akt im Hollywood-Rosenkrieg: Angelina Jolie will vier Jahre nach der Trennung von Brad Pitt das alleinige Sorgerecht haben.

Lange galten Angelina Jolie und Brad Pitt als das lässigste denkbare Paar. Mit ihren drei eigenen und drei adoptierten Kindern waren sie auf dem ganzen Globus zu Hause. Sie bedienten sich ihrer Privilegien und setzten sich zugleich für die Entrechteten dieser Welt ein. Zwischendurch drehten sie ausgewählte Filme, um mal wieder ein paar Millionen in die Haushaltskasse zu spülen.

Man dachte: Falls die beiden sich jemals trennen, regeln sie das ebenso, wie sie augenscheinlich zusammenleben: großzügig, gelassen, mit Sinn für Gerechtigkeit. Es kam anders. Ihr Rosenkrieg ist einer der zähesten Hollywoods. Viereinhalb Jahre nach der Trennung sind nun Gerichtsdokumente einsehbar, die belegen: Jolie fährt neue Geschütze auf. Sie verlangt das alleinige Sorgerecht für die Kinder.

Jolie wirft Pitt Gewalttätigkeit vor

Dafür will die 45-Jährige beweisen, dass Pitt während der Ehe gewalttätig war. Die Kinder sollen als Zeugen aussagen. Dabei geht es um einen Vorfall von 2016. Der Vater soll im betrunkenen Zustand bei einer Auseinandersetzung im Privatjet handgreiflich gegen den damals 15-jährigen Maddox geworden sein.

Dass Jolie nun diesen Schritt gehen will, breche Pitt das Herz, zitiert die „New York Post“ einen Freund. Der 57-Jährige habe volle Verantwortung für sein Verhalten während der gemeinsamen Zeit übernommen und aufgehört, Alkohol zu trinken und Drogen zu nehmen.

Fühlt sich isoliert: Brad Pitt bei der Oscar-Gala.
Fühlt sich isoliert: Brad Pitt bei der Oscar-Gala. © picture alliance / abaca | Hahn Lionel/ABACA

Bereits 2019 hatte Pitt in der „New York Times“ geschildert, dass er nach der Scheidung anderthalb Jahre die Anonymen Alkoholiker aufsuchte. Das Jugendamt und sogar das FBI hatten den Vorfall von 2016 bereits untersucht und keine juristischen Maßnahmen in die Wege geleitet. Pitt fühle sich zunehmend isoliert von seinen Kindern, sagt der Freund weiter.

Pitt vermute nun, dass Jolie selbst die Gerichtsdokumente der Presse zugespielt hat, um Stimmung gegen ihn zu machen. Das Ex-Paar teilt sich derzeit das Sorgerecht für Pax (17), Zahara (16), Shiloh (14) und die Zwillinge Knox und Vivienne (12).

Doch einige Kinder legen keinen großen Wert auf Kontakt zum Vater: Maddox (19) soll in dem Rechtsstreit bereits in der Vergangenheit seinen Vater belastet haben und will dessen Nachnamen nicht mehr verwenden, berichten US-Medien. Jolie unterstütze das aber nicht. Auch Shiloh hat den Namen ihres Vaters abgelegt.

Jolie zieht es ins Ausland

Nachdem sie 2016 die Scheidung eingereicht hatte, bekam Jolie zunächst das alleinige Sorgerecht zugesprochen. Schließlich erhielt Pitt das Besuchsrecht. Allerdings musste bei Treffen ein Familientherapeut anwesend sein. Ende des Jahres kam es zum ersten Schlagabtausch.

Pitt wollte, dass Gerichtsdokumente unter Verschluss bleiben, Jolie bestand auf Transparenz. Pitt habe Angst, dass „die Wahrheit“ ans Licht käme, so Jolies Team. Letztendlich einigten sie sich darauf, dass die Dokumente uneinsehbar blieben. Jolie wurde damals durch Anwältin Laura Wasser vertreten. Sie gilt als scharf, aber sachlich. Wenn Rachelust ihren Mandanten die Entscheidungskraft vernebelt, findet sie klare Worte. 2018 wurde bekannt, dass sie Jolie nicht mehr vertritt.

Pitt soll sich in der Ehe daran gestört haben, dass Jolie auch mit sechs Kindern weiter als UN-Sonderbotschafterin in Krisengebiete reiste. Die Rastlosigkeit ist Jolie geblieben. „Ich will wieder im Ausland leben und werde das auch, sobald alle Kinder 18 sind“, sagte sie 2019 im Interview mit „Harper’s Bazaar“. In Los Angeles wohne sie nur, weil der Vater ihrer Kinder sich entschieden habe, dort zu leben. Mit alleinigem Sorgerecht bräuchte sie auf derartige Bestimmungen keine Rücksicht mehr zu nehmen.