Mae Sai. Nach 17 Tagen Bangen: Alle zwölf Jungen und ihr Trainer konnten aus der Höhle in Thailand geborgen werden. So lief die Rettung ab.

Die Augen unter der olivgrünen Kappe von Hauptmann Pacharapon Sukpeng leuchten, als er über die Rettung der Jugendfußballgruppe „Wildschweine“ aus ihrem unterirdischen Verlies in der thailändischen Tham-Luang-Höhle erzählt: „Dem ersten Jungen, der am Eingang angekommen ist, sind vor Erleichterung die Tränen nur so aus den Augen geschossen.“

Es gab noch mehr Tränen der Erleichterung: Am Dienstag konnten in einem weiteren stundenlangen und hochgefährlichen Taucheinsatz die letzten vier von den Wassermassen eingeschlossen Jungen aus der Höhle befreit werden.

Auch ihr Trainer wurde gerettet. „Unsere Wildschweine sind wieder da“, twitterte die Spezialeinheit der thailändischen Navy Seals und löste mit der Nachricht landesweit Jubel aus. Seit dem 23. Juni saß die zwölfköpfige Jugendfußballmannschaft im Labyrinth der Höhle fest, in das sie sich bei einem Ausflug verirrt hatte. Alle Jungen befinden sich nun in der Klinik.

Alle 20 Meter standen Sauerstoffflaschen

Das glückliche Ende des Höhlendramas grenzt für viele an ein Wunder. Auch Experten hatten es kaum für möglich gehalten, dass das Jugendteam aus seinem Zufluchtsort in vier Kilometer Tiefe sicher nach draußen gebracht werden kann. „Wir konnten nicht viel mehr als unsere Hände sehen.

Die Steine und die scharfen Kanten machen das Tauchen gefährlich, alles ist eng“, beschreibt einer der Taucher, die die Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren ins Schlepptau genommen hatten. Einsatzleiter Nattawut Piriyachitta schildert: „Die Jungen und der Trainer haben während der Bergung ein Beruhigungsmittel eingeatmet, damit sie nicht in Panik geraten konnten.“ Alle 20 Meter standen Sauerstoffflaschen für die Geretteten bereit.

Fußballer aus Höhle in Thailand gerettet

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© REUTERS | REUTERS / SOE ZEYA TUN
Die Sorge um die Vermissten war bei Angehörigen und Freunden groß. Schüler der Mae-Sai-Prasitsart-Schule in Nordthailand beteten vor Schulbeginn für sechs ihrer Schulkameraden, die zu der eingeschlossenen Jugendfußballmannschaft gehörten.
Die Sorge um die Vermissten war bei Angehörigen und Freunden groß. Schüler der Mae-Sai-Prasitsart-Schule in Nordthailand beteten vor Schulbeginn für sechs ihrer Schulkameraden, die zu der eingeschlossenen Jugendfußballmannschaft gehörten. © REUTERS | REUTERS / SOE ZEYA TUN
© dpa | Thai Navy Seals
Wechselbad der Gefühle: Familienangehörige erfahren am 2. Juli die frohe Botschaft, dass die Vermissten gefunden wurden.
Wechselbad der Gefühle: Familienangehörige erfahren am 2. Juli die frohe Botschaft, dass die Vermissten gefunden wurden. © dpa | Sakchai Lalit
Ein junger Familienangehöriger freut sich sehr über die guten Nachrichten.
Ein junger Familienangehöriger freut sich sehr über die guten Nachrichten. © dpa | Sakchai Lalit
Doch ob die Rettung gelingen kann, bleibt lange ungewiss. Familienangehörige harren in der Nähe der Tham-Luang-Höhle aus.
Doch ob die Rettung gelingen kann, bleibt lange ungewiss. Familienangehörige harren in der Nähe der Tham-Luang-Höhle aus. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
Zunächst werden die Jugendlichen und ihr Trainer mit Lebensmitteln versorgt. Sie müssen zu Kräften kommen und auf den Befreiungstauchgang vorbereitet werden. Sie haben massiv an Gewicht verloren. Viele der Jungen sind Nichtschwimmer.
Zunächst werden die Jugendlichen und ihr Trainer mit Lebensmitteln versorgt. Sie müssen zu Kräften kommen und auf den Befreiungstauchgang vorbereitet werden. Sie haben massiv an Gewicht verloren. Viele der Jungen sind Nichtschwimmer. © REUTERS | HANDOUT
Die zwölf Jungen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren und ihr Trainer wickeln sich in Alufolie ein, um sich warm zu halten.
Die zwölf Jungen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren und ihr Trainer wickeln sich in Alufolie ein, um sich warm zu halten. © REUTERS | REUTERS TV
Tagelang wird nach dem besten Weg gesucht, die Eingeschlossenen zu retten.
Tagelang wird nach dem besten Weg gesucht, die Eingeschlossenen zu retten. © dpa | -
Helfer bereiten kleine Tauchmasken vor, die die Jungen bei ihrer Rettung tragen sollen. Es besteht die Gefahr, dass die Jungen bei ihrem Tauchgang aus der Höhle eine Panikattacke erleiden.
Helfer bereiten kleine Tauchmasken vor, die die Jungen bei ihrer Rettung tragen sollen. Es besteht die Gefahr, dass die Jungen bei ihrem Tauchgang aus der Höhle eine Panikattacke erleiden. © Getty Images | Linh Pham
Weitere Regenfälle erschweren die Bergungsarbeiten. In der Region am 20. nördlichen Breitengrad ist zwischen Juni und Oktober Regenzeit.
Weitere Regenfälle erschweren die Bergungsarbeiten. In der Region am 20. nördlichen Breitengrad ist zwischen Juni und Oktober Regenzeit. © REUTERS | ATHIT PERAWONGMETHA
Welchen enormen Gefahren Retter und Eingeschlossene ausgesetzt sind, beweist ein dramatischer Zwischenfall am 5. Juli: Bei den Rettungsbemühungen kommt ein Taucher ums Leben. Der 37-Jährige starb aufgrund von Sauerstoffmangel. Das ehemalige Mitglied der thailändischen Spezialeinheit Navy Seals wollte Behälter mit Atemluft in der Höhle platzieren und verlor auf dem Rückweg das Bewusstsein. Dennoch müssen die Vorbereitungen für die Rettung der Jungen weitergehen.
Welchen enormen Gefahren Retter und Eingeschlossene ausgesetzt sind, beweist ein dramatischer Zwischenfall am 5. Juli: Bei den Rettungsbemühungen kommt ein Taucher ums Leben. Der 37-Jährige starb aufgrund von Sauerstoffmangel. Das ehemalige Mitglied der thailändischen Spezialeinheit Navy Seals wollte Behälter mit Atemluft in der Höhle platzieren und verlor auf dem Rückweg das Bewusstsein. Dennoch müssen die Vorbereitungen für die Rettung der Jungen weitergehen. © REUTERS | ATHIT PERAWONGMETHA
Narongsak Osatanakorn, Gouverneur von Chiang Rai, erklärt bei einer Pressekonferenz, dass die Jungen und ihr Trainer körperlich und seelisch für die Rettung bereit seien. Das Zeitfenster für den Rettungsversuch ist klein, weil wieder starke Regenfälle erwartet werden.
Narongsak Osatanakorn, Gouverneur von Chiang Rai, erklärt bei einer Pressekonferenz, dass die Jungen und ihr Trainer körperlich und seelisch für die Rettung bereit seien. Das Zeitfenster für den Rettungsversuch ist klein, weil wieder starke Regenfälle erwartet werden. © dpa | Uncredited
18 Rettungstaucher sind an dem Einsatz beteiligt, fünf aus Thailand, 13 aus anderen Ländern. Jeder der Eingeschlossenen soll von zwei Tauchern auf dem Weg aus der Höhle begleitet werden.
18 Rettungstaucher sind an dem Einsatz beteiligt, fünf aus Thailand, 13 aus anderen Ländern. Jeder der Eingeschlossenen soll von zwei Tauchern auf dem Weg aus der Höhle begleitet werden. © REUTERS | TYRONE SIU
Es geht los: Medienvertreter und alle Rettungskräfte, die nicht unmittelbar für die Rettung im Einsatz sind, müssen das Areal verlassen.
Es geht los: Medienvertreter und alle Rettungskräfte, die nicht unmittelbar für die Rettung im Einsatz sind, müssen das Areal verlassen. © dpa | Sakchai Lalit
Nach Stunden dann die Nachricht: Die ersten Jungen sind gerettet.
Nach Stunden dann die Nachricht: Die ersten Jungen sind gerettet. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
Sie werden mit Rettungswagen und Helikoptern ins Krankenhaus gebracht.
Sie werden mit Rettungswagen und Helikoptern ins Krankenhaus gebracht. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
Die letzten Gefangenen können die Höhle zwei Tage später verlassen. Das glückliche Ende des Höhlendramas grenzt für viele an ein Wunder. Auch Experten hatten es kaum für möglich gehalten, das Team des Fußballvereins „Wildschweine“ aus ihrem Zufluchtsort in vier Kilometern Tiefe sicher nach draußen zu bringen.
Die letzten Gefangenen können die Höhle zwei Tage später verlassen. Das glückliche Ende des Höhlendramas grenzt für viele an ein Wunder. Auch Experten hatten es kaum für möglich gehalten, das Team des Fußballvereins „Wildschweine“ aus ihrem Zufluchtsort in vier Kilometern Tiefe sicher nach draußen zu bringen. © Getty Images | Lauren DeCicca
17 Tage lang waren zwölf Jugendfußballer und ihr Trainer in einer Höhle in Thailand eingeschlossen. Sie waren am 23. Juni von schweren Regenfällen überrascht worden. Weil die Höhle durch die Wassermassen überflutet wurde, war der Rückweg aus der Höhle abgeschnitten. Die Fußballer mussten sich immer tiefer in die Höhle zurückziehen. Die Rettung verlief dramatisch. Schließlich konnten die Rettungskräfte am 10. Juli alle Eingeschlossenen befreien. Wir zeigen die Bilder der Rettung.
17 Tage lang waren zwölf Jugendfußballer und ihr Trainer in einer Höhle in Thailand eingeschlossen. Sie waren am 23. Juni von schweren Regenfällen überrascht worden. Weil die Höhle durch die Wassermassen überflutet wurde, war der Rückweg aus der Höhle abgeschnitten. Die Fußballer mussten sich immer tiefer in die Höhle zurückziehen. Die Rettung verlief dramatisch. Schließlich konnten die Rettungskräfte am 10. Juli alle Eingeschlossenen befreien. Wir zeigen die Bilder der Rettung. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
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Entgegen vorheriger Pläne wurden die am meisten geschwächten Jungen zuerst gerettet. Das waren laut Armeearzt Totsathep Boonthang die vier ältesten Jungen im Alter von 14 bis 16 Jahren, die am Sonntag befreit wurden: „Zwei von ihnen litten an Lungenentzündung und Unterkühlung.“ Als Vorletzter des Teams kam der Jüngste nach draußen. Er ist erst elf.

Erneut war es gestern der tropische Regen, der den Kindern fast zum Verhängnis geworden wäre. Stundenlang prasselte er auf den zerklüfteten Berg nieder. „Laut Meldungen aus der Höhle ist der Wasserstand noch okay“, hatte Gouverneur Narongsak Osottanakorn Dienstag erklärt, „die Retter können weitermachen. Wir haben Leute auf dem Berg, die alle Stellen verschließen, wo es Wassereinbrüche geben könnte.“

Eltern mussten zunächst noch Abstand halten

Nach ersten Angaben der Ärzte haben die Geretteten die lange Zeit in ihrem Gefängnis verhältnismäßig gut überstanden. Noch rund eine Woche sollen sie in der Klinik bleiben. Einer der vier Jungen, die am Montag gerettet wurden, war bei der Ankunft am Eingang der Höhle nach Informationen dieser Zeitung bewusstlos. Inzwischen geht es auch ihm wieder gut.

Am Dienstag konnten die ersten acht befreiten Jungen, die alle noch Sonnenbrillen tragen müssen, ihren Eltern zuwinken – aus Angst vor Infekten zunächst durch eine Scheibe. Für Dienstagabend war eine erste direkte Begegnung geplant – solange Mutter und Vater mindestens zwei Meter Abstand hielten. Es gab sogar das erste richtige Essen für die Knaben – freilich noch ohne die scharfen Chili-Böhnchen, die in Thailand so beliebt sind. Die Mägen der Jungen seien dafür nach der Zeit des Hungerns noch nicht bereit, hieß es.

Das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft am Sonntag, zu dem der Fifa-Präsident die Jungen eingeladen hatte, kommt aber noch zu früh. Doch der Weltverband beruhigte: Man werde ein anderes Ereignis finden, um die Jungen zu feiern.