Berlin. Die Welt fieberte mit dem Fußballteam aus Thailand. Bei Flüchtlingen auf dem Mittelmeer ist das anders. Warum, erklärt ein Psychologe.

Die Anteilnahme am Schicksal der Jugendfußballmannschaft aus Thailand war riesig. Menschen weltweit hofften mit ihnen. Die ganze Welt freut sich über die Rettung der zwölf Jungen und ihres Trainers.

„Zum ersten Mal unterstützt die ganze Welt dasselbe Sportteam und es ist einfach wunderbar“, twitterte eine Nutzerin, als der Rettungseinsatz noch lief. Der Tweet wurde zwar mittlerweile gelöscht, doch die Worte beschreiben das Gefühl – das Mitgefühl – der Menschen weltweit äußerst treffend.

Woher kommt aber diese große Solidarität mit zwölf Jungen und ihrem Trainer? Welche Faktoren beeinflussen, warum wir mit der Gruppe bangten und hofften? Und warum ist das Mitgefühl für Menschen, die über das Mittelmeer flüchten, bei weitem nicht so groß wie für die Jungen in der Höhle in Thailand? Peter Walschburger, Professor für Psychologie an der Freien Universität Berlin, spricht über das Phänomen.

Peter Walschburger, Professor für Psychologie an der Freien Universität Berlin.
Peter Walschburger, Professor für Psychologie an der Freien Universität Berlin. © Peter Walschburger | privat

Warum berührt uns das Schicksal der Jungen und ihres Trainers so sehr?

Peter Walschburger: Die weltweite öffentliche Aufmerksamkeit wird im Grunde aus zwei Hauptquellen gespeist. Zum einen lenken die Medien erhöhte Aufmerksamkeit auf die Ereignisse. Das verstärkt eine in uns schlummernde Lust an der Aufregung, die auch als Gaffer-Mentalität beschrieben wird. Die andere Komponente ist die hohe Bereitschaft von Menschen in sozialen Gruppen, Mitgefühl zu zeigen.

Das müssen Sie genauer erklären. Zeigen wir alle bloß Empathie, weil wir sensationslustig sind?

Walschburger: Keineswegs. Aber der Rettungseinsatz für die Jungen in Thailand hat alle Ingredienzen eines spannenden Dramas, eines Aufregers. Und die Leute werden davon mächtig angezogen, von einem Gruselerlebnis, das sie aus sicherer Entfernung vom Fernsehsessel aus verfolgen können. Dafür braucht es konkrete Bilder – dramatische Bilder.

Hinzu kommt, dass das Höhlen-Drama verspricht, eine Heldengeschichte zu werden. Das passt zur wachsenden Sehnsucht vieler Menschen nach einer guten Botschaft.

Fußballer aus Höhle in Thailand gerettet

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Die Sorge um die Vermissten war bei Angehörigen und Freunden groß. Schüler der Mae-Sai-Prasitsart-Schule in Nordthailand beteten vor Schulbeginn für sechs ihrer Schulkameraden, die zu der eingeschlossenen Jugendfußballmannschaft gehörten.
Die Sorge um die Vermissten war bei Angehörigen und Freunden groß. Schüler der Mae-Sai-Prasitsart-Schule in Nordthailand beteten vor Schulbeginn für sechs ihrer Schulkameraden, die zu der eingeschlossenen Jugendfußballmannschaft gehörten. © REUTERS | REUTERS / SOE ZEYA TUN
© dpa | Thai Navy Seals
Wechselbad der Gefühle: Familienangehörige erfahren am 2. Juli die frohe Botschaft, dass die Vermissten gefunden wurden.
Wechselbad der Gefühle: Familienangehörige erfahren am 2. Juli die frohe Botschaft, dass die Vermissten gefunden wurden. © dpa | Sakchai Lalit
Ein junger Familienangehöriger freut sich sehr über die guten Nachrichten.
Ein junger Familienangehöriger freut sich sehr über die guten Nachrichten. © dpa | Sakchai Lalit
Doch ob die Rettung gelingen kann, bleibt lange ungewiss. Familienangehörige harren in der Nähe der Tham-Luang-Höhle aus.
Doch ob die Rettung gelingen kann, bleibt lange ungewiss. Familienangehörige harren in der Nähe der Tham-Luang-Höhle aus. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
Zunächst werden die Jugendlichen und ihr Trainer mit Lebensmitteln versorgt. Sie müssen zu Kräften kommen und auf den Befreiungstauchgang vorbereitet werden. Sie haben massiv an Gewicht verloren. Viele der Jungen sind Nichtschwimmer.
Zunächst werden die Jugendlichen und ihr Trainer mit Lebensmitteln versorgt. Sie müssen zu Kräften kommen und auf den Befreiungstauchgang vorbereitet werden. Sie haben massiv an Gewicht verloren. Viele der Jungen sind Nichtschwimmer. © REUTERS | HANDOUT
Die zwölf Jungen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren und ihr Trainer wickeln sich in Alufolie ein, um sich warm zu halten.
Die zwölf Jungen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren und ihr Trainer wickeln sich in Alufolie ein, um sich warm zu halten. © REUTERS | REUTERS TV
Tagelang wird nach dem besten Weg gesucht, die Eingeschlossenen zu retten.
Tagelang wird nach dem besten Weg gesucht, die Eingeschlossenen zu retten. © dpa | -
Helfer bereiten kleine Tauchmasken vor, die die Jungen bei ihrer Rettung tragen sollen. Es besteht die Gefahr, dass die Jungen bei ihrem Tauchgang aus der Höhle eine Panikattacke erleiden.
Helfer bereiten kleine Tauchmasken vor, die die Jungen bei ihrer Rettung tragen sollen. Es besteht die Gefahr, dass die Jungen bei ihrem Tauchgang aus der Höhle eine Panikattacke erleiden. © Getty Images | Linh Pham
Weitere Regenfälle erschweren die Bergungsarbeiten. In der Region am 20. nördlichen Breitengrad ist zwischen Juni und Oktober Regenzeit.
Weitere Regenfälle erschweren die Bergungsarbeiten. In der Region am 20. nördlichen Breitengrad ist zwischen Juni und Oktober Regenzeit. © REUTERS | ATHIT PERAWONGMETHA
Welchen enormen Gefahren Retter und Eingeschlossene ausgesetzt sind, beweist ein dramatischer Zwischenfall am 5. Juli: Bei den Rettungsbemühungen kommt ein Taucher ums Leben. Der 37-Jährige starb aufgrund von Sauerstoffmangel. Das ehemalige Mitglied der thailändischen Spezialeinheit Navy Seals wollte Behälter mit Atemluft in der Höhle platzieren und verlor auf dem Rückweg das Bewusstsein. Dennoch müssen die Vorbereitungen für die Rettung der Jungen weitergehen.
Welchen enormen Gefahren Retter und Eingeschlossene ausgesetzt sind, beweist ein dramatischer Zwischenfall am 5. Juli: Bei den Rettungsbemühungen kommt ein Taucher ums Leben. Der 37-Jährige starb aufgrund von Sauerstoffmangel. Das ehemalige Mitglied der thailändischen Spezialeinheit Navy Seals wollte Behälter mit Atemluft in der Höhle platzieren und verlor auf dem Rückweg das Bewusstsein. Dennoch müssen die Vorbereitungen für die Rettung der Jungen weitergehen. © REUTERS | ATHIT PERAWONGMETHA
Narongsak Osatanakorn, Gouverneur von Chiang Rai, erklärt bei einer Pressekonferenz, dass die Jungen und ihr Trainer körperlich und seelisch für die Rettung bereit seien. Das Zeitfenster für den Rettungsversuch ist klein, weil wieder starke Regenfälle erwartet werden.
Narongsak Osatanakorn, Gouverneur von Chiang Rai, erklärt bei einer Pressekonferenz, dass die Jungen und ihr Trainer körperlich und seelisch für die Rettung bereit seien. Das Zeitfenster für den Rettungsversuch ist klein, weil wieder starke Regenfälle erwartet werden. © dpa | Uncredited
18 Rettungstaucher sind an dem Einsatz beteiligt, fünf aus Thailand, 13 aus anderen Ländern. Jeder der Eingeschlossenen soll von zwei Tauchern auf dem Weg aus der Höhle begleitet werden.
18 Rettungstaucher sind an dem Einsatz beteiligt, fünf aus Thailand, 13 aus anderen Ländern. Jeder der Eingeschlossenen soll von zwei Tauchern auf dem Weg aus der Höhle begleitet werden. © REUTERS | TYRONE SIU
Es geht los: Medienvertreter und alle Rettungskräfte, die nicht unmittelbar für die Rettung im Einsatz sind, müssen das Areal verlassen.
Es geht los: Medienvertreter und alle Rettungskräfte, die nicht unmittelbar für die Rettung im Einsatz sind, müssen das Areal verlassen. © dpa | Sakchai Lalit
Nach Stunden dann die Nachricht: Die ersten Jungen sind gerettet.
Nach Stunden dann die Nachricht: Die ersten Jungen sind gerettet. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
Sie werden mit Rettungswagen und Helikoptern ins Krankenhaus gebracht.
Sie werden mit Rettungswagen und Helikoptern ins Krankenhaus gebracht. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
Die letzten Gefangenen können die Höhle zwei Tage später verlassen. Das glückliche Ende des Höhlendramas grenzt für viele an ein Wunder. Auch Experten hatten es kaum für möglich gehalten, das Team des Fußballvereins „Wildschweine“ aus ihrem Zufluchtsort in vier Kilometern Tiefe sicher nach draußen zu bringen.
Die letzten Gefangenen können die Höhle zwei Tage später verlassen. Das glückliche Ende des Höhlendramas grenzt für viele an ein Wunder. Auch Experten hatten es kaum für möglich gehalten, das Team des Fußballvereins „Wildschweine“ aus ihrem Zufluchtsort in vier Kilometern Tiefe sicher nach draußen zu bringen. © Getty Images | Lauren DeCicca
17 Tage lang waren zwölf Jugendfußballer und ihr Trainer in einer Höhle in Thailand eingeschlossen. Sie waren am 23. Juni von schweren Regenfällen überrascht worden. Weil die Höhle durch die Wassermassen überflutet wurde, war der Rückweg aus der Höhle abgeschnitten. Die Fußballer mussten sich immer tiefer in die Höhle zurückziehen. Die Rettung verlief dramatisch. Schließlich konnten die Rettungskräfte am 10. Juli alle Eingeschlossenen befreien. Wir zeigen die Bilder der Rettung.
17 Tage lang waren zwölf Jugendfußballer und ihr Trainer in einer Höhle in Thailand eingeschlossen. Sie waren am 23. Juni von schweren Regenfällen überrascht worden. Weil die Höhle durch die Wassermassen überflutet wurde, war der Rückweg aus der Höhle abgeschnitten. Die Fußballer mussten sich immer tiefer in die Höhle zurückziehen. Die Rettung verlief dramatisch. Schließlich konnten die Rettungskräfte am 10. Juli alle Eingeschlossenen befreien. Wir zeigen die Bilder der Rettung. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
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Als weit entfernte Gruppe stehen uns die Ostasiaten nicht besonders nahe, wir hegen keine besondere Empathie, aber weil andere Faktoren hinzukommen, identifizieren wir uns mit ihnen, reagieren empathisch, zeigen Mitgefühl. Das ist keine reine Sensationslust.

Welche anderen Faktoren sind das?

Walschburger: Das Einfühlen in die Situation der Eingeschlossenen läuft über ganz konkrete sinnliche Erfahrungen. Eingeschlossensein in der Dunkelheit – das hat etwas mit menschlichen Urängsten zu tun. Dann handelt es sich um halbe Kinder. Wir fühlen nicht nur mit ihnen, sondern auch mit den Eltern, stellen uns vor, unsere eigenen Kinder wären betroffen. Die Bilder präsentieren uns Kinder und Eltern als „Menschen wie Du und Ich“, nicht als abstrakte Mitglieder einer fremden Gesellschaft.

Die Eltern leiden im Übrigen in der Situation vermutlich noch schlimmer als die Jungen. Anders als die Eingeschlossenen konnten sie nichts tun, nur warten. Sie waren ohnmächtig und hilflos.

Warum solidarisieren wir uns stärker mit 13 Menschen in einer Höhle als mit Menschen, die bei größter Gefahr für Leib und Leben über das Mittelmeer flüchten – viele von ihnen nicht älter als die Jungen in Thailand?

Walschburger: Anfangs hat es durchaus eine ähnlich große Empathie-Welle mit aktiven Formen des Engagements für die Mittelmeer-Flüchtlinge gegeben. Doch das Trauerspiel dauert nun schon allzu lange an. Dies führt bei vielen ohnmächtig zuschauenden Menschen zu einer Abart eines „Gewöhnungs“-Effektes mit gemischten Gefühlen im Zwiespalt zwischen frustrierter Hilfsbereitschaft und innerer Abwendung vor den bildhaft-konkret anklagenden Botschaften einer unmenschlichen Realität.

Diese Dynamik hat einen emotionalisierten Stil öffentlicher Debatten und einen Umschlag von einem anfänglich vorherrschenden Mitgefühl in eine Festungsmentalität gefördert, von der die Politik nicht unberührt geblieben ist.

Die Menschen sind abgestumpft, weil es seit so langer Zeit keine Lösung gibt? Daraus entstehen dann Abschottung und zum Teil Hass?

Walschburger: Bei objektiv abnehmenden Einwanderungszahlen und soliden materiellen Grundlagen reagieren zunehmend mehr Menschen bei uns mit einer Fremdenfurcht, die es ihnen schwer macht, den empathischen Blick auf einzelne Menschen zu richten, die Schutz suchen oder sich ein besseres Leben wünschen.

Die Träume der Flüchtlingskinder

„Ich bin genau sieben Jahre alt. Ich komme aus Somalia. Seit fast einem Jahr lebe ich in Deutschland und es gefällt mir. Meine Schwester und ich lieben es, zu spielen und wir lieben ,Die Eiskönigin’. Ich lerne Deutsch in der Schule. Das mag ich. Mein größter Traum ist es, eines Tages ein eigenes Fahrrad zu haben. Wir haben hier in der Unterkunft Fahrräder, aber ich möchte mein eigenes. Vielleicht kann ich dann, wenn ich richtig schnell fahren, davonfliegen.“ Dieses Zitat stammt von Marianne, die mittlerweile in Berlin lebt. Sie ist Teil des Fotoprojekts „Dream Diaries“  des Uno-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR (www.unhcr.de/dream-diaries). Zwei Fotografinnen haben dafür die Träume von Flüchtlingskindern wahr werden lassen. Wir zeigen eine Auswahl dieser wunderbaren Arbeit.
„Ich bin genau sieben Jahre alt. Ich komme aus Somalia. Seit fast einem Jahr lebe ich in Deutschland und es gefällt mir. Meine Schwester und ich lieben es, zu spielen und wir lieben ,Die Eiskönigin’. Ich lerne Deutsch in der Schule. Das mag ich. Mein größter Traum ist es, eines Tages ein eigenes Fahrrad zu haben. Wir haben hier in der Unterkunft Fahrräder, aber ich möchte mein eigenes. Vielleicht kann ich dann, wenn ich richtig schnell fahren, davonfliegen.“ Dieses Zitat stammt von Marianne, die mittlerweile in Berlin lebt. Sie ist Teil des Fotoprojekts „Dream Diaries“ des Uno-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR (www.unhcr.de/dream-diaries). Zwei Fotografinnen haben dafür die Träume von Flüchtlingskindern wahr werden lassen. Wir zeigen eine Auswahl dieser wunderbaren Arbeit. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Gerald Kelsall/iko/Shutterstock.com
„Ich liebe Computerspiele. Eines meiner Lieblingsspiele heißt ,Combat Zombies’, also‚ ,Kampfzombies’. Einmal habe ich mich mit einem Freund unterhalten, ob es Zombies wirklich gibt. Er meinte, dass es Zombies wirklich gibt, aber ich habe ihm nicht geglaubt. Dann hatte ich doch ein bisschen Angst, nachts alleine zur Toilette zu gehen, denn man kann ja nie wissen. Deshalb möchte ich gerne ein Superheld werden, dann brauche ich keine Angst mehr zu haben. Ich wäre gern ein Superheld mit goldenen Armreifen, wie Wonder Woman. Ich würde die Kämpfe in Syrien beenden.“ Ayham ist acht Jahre alt und musste aus seiner Heimat Syrien fliehen. Er lebt nun in Wien (Österreich).
„Ich liebe Computerspiele. Eines meiner Lieblingsspiele heißt ,Combat Zombies’, also‚ ,Kampfzombies’. Einmal habe ich mich mit einem Freund unterhalten, ob es Zombies wirklich gibt. Er meinte, dass es Zombies wirklich gibt, aber ich habe ihm nicht geglaubt. Dann hatte ich doch ein bisschen Angst, nachts alleine zur Toilette zu gehen, denn man kann ja nie wissen. Deshalb möchte ich gerne ein Superheld werden, dann brauche ich keine Angst mehr zu haben. Ich wäre gern ein Superheld mit goldenen Armreifen, wie Wonder Woman. Ich würde die Kämpfe in Syrien beenden.“ Ayham ist acht Jahre alt und musste aus seiner Heimat Syrien fliehen. Er lebt nun in Wien (Österreich). © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Image Source Trading Ltd /Shutterstock.com
Zwei niederländische Fotografinnen haben für das Uno-Flüchtlingshilfswerk Flüchtlingskinder in ganz Europa porträtiert und ihre Träume und Wünsche visualisiert. Debra Barraud (r.) fotografierte die Kinder, Annegien Schilling erstellte am Computer die Kinderträume in surreale Kunstwerke.
Zwei niederländische Fotografinnen haben für das Uno-Flüchtlingshilfswerk Flüchtlingskinder in ganz Europa porträtiert und ihre Träume und Wünsche visualisiert. Debra Barraud (r.) fotografierte die Kinder, Annegien Schilling erstellte am Computer die Kinderträume in surreale Kunstwerke. © © UNHCR/Humans of Amsterdam
Auch die 14-jährige alte Manaal ist Teil des Projektes: „Ich bin erst einmal in einem Flugzeug geflogen und das war, als wir aus Somalia hierher kamen. Im Flugzeug habe ich die ganze Zeit Schmetterlinge in meinem Bauch gespürt. Als wir am Flughafen ankamen, habe ich endlich meinen Papa wiedergesehen. Ich habe ihn sehr, sehr lange nicht gesehen, deshalb bin ich zu ihm gelaufen und habe ihn umarmt – so fest ich nur konnte. Vor einiger Zeit habe ich einen Film über eine Stewardess gesehen und sie hat so hübsch ausgesehen und war so clever, dass ich beschlossen habe, später auch Stewardess zu werden. Ich möchte reisen, Paris sehen und Schmetterlinge in meinem Bauch spüren.“ Manaals neue Heimat ist Amsterdam in den Niederlanden.
Auch die 14-jährige alte Manaal ist Teil des Projektes: „Ich bin erst einmal in einem Flugzeug geflogen und das war, als wir aus Somalia hierher kamen. Im Flugzeug habe ich die ganze Zeit Schmetterlinge in meinem Bauch gespürt. Als wir am Flughafen ankamen, habe ich endlich meinen Papa wiedergesehen. Ich habe ihn sehr, sehr lange nicht gesehen, deshalb bin ich zu ihm gelaufen und habe ihn umarmt – so fest ich nur konnte. Vor einiger Zeit habe ich einen Film über eine Stewardess gesehen und sie hat so hübsch ausgesehen und war so clever, dass ich beschlossen habe, später auch Stewardess zu werden. Ich möchte reisen, Paris sehen und Schmetterlinge in meinem Bauch spüren.“ Manaals neue Heimat ist Amsterdam in den Niederlanden. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/popcatter/Shutterstock.com
Shoaib lebt heute in Berlin. Der Krieg zwang ihn, seine Heimat Afghanistan zu verlassen. „Ich denke schon an Fußball, wenn ich morgens aufwache. Auch wenn ich abends ins Bett gehe, denke ich an Fußball. Ich habe Fußball in Afghanistan gespielt und spiele jetzt in Deutschland. Viele Sachen haben sich in meinem Leben verändert – aber Fußballspielen ist gleich geblieben. Meistens spiele ich mit meinem Onkel und meinem Bruder. Sie passen nie den Ball, wenn sie spielen. Sie möchten diejenigen sein, die die Tore schießen. Deswegen möchte ich nicht mit ihnen in einem Team sein. Für mich ist es egal, wer das Tor schießt. Sobald einer aus dem Team das Tor macht, punktet das gesamte Team und das gesamte Team gewinnt.“
Shoaib lebt heute in Berlin. Der Krieg zwang ihn, seine Heimat Afghanistan zu verlassen. „Ich denke schon an Fußball, wenn ich morgens aufwache. Auch wenn ich abends ins Bett gehe, denke ich an Fußball. Ich habe Fußball in Afghanistan gespielt und spiele jetzt in Deutschland. Viele Sachen haben sich in meinem Leben verändert – aber Fußballspielen ist gleich geblieben. Meistens spiele ich mit meinem Onkel und meinem Bruder. Sie passen nie den Ball, wenn sie spielen. Sie möchten diejenigen sein, die die Tore schießen. Deswegen möchte ich nicht mit ihnen in einem Team sein. Für mich ist es egal, wer das Tor schießt. Sobald einer aus dem Team das Tor macht, punktet das gesamte Team und das gesamte Team gewinnt.“ © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Bernatskaya Oxana/Shutterstock.com
Sie sei ein sehr starkes Mädchen (7), stark wie ein Löwe. Diese Worte stammen von Hannahs Onkel. Das Mädchen flüchtete mit ihrer Großmutter und ihrem Onkel aus Syrien nach Deutschland. Sie leben in Berlin. Hannah vermisst ihren Zwillingsbruder und ihre Eltern, die weiterhin in Syrien leben.
Sie sei ein sehr starkes Mädchen (7), stark wie ein Löwe. Diese Worte stammen von Hannahs Onkel. Das Mädchen flüchtete mit ihrer Großmutter und ihrem Onkel aus Syrien nach Deutschland. Sie leben in Berlin. Hannah vermisst ihren Zwillingsbruder und ihre Eltern, die weiterhin in Syrien leben. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Maggy Meyer/Shutterstock.com
Amr (15) musste seine Heimatland Syrien mit einem Schlauchboot verlassen und lebt mittlerweile in Wien. Er träumt von einer Welt ohne Krieg. Eines Tages will er Journalist werden, damit „ die Menschen die Wahrheit erfahren. Journalisten haben die Macht dazu“.
Amr (15) musste seine Heimatland Syrien mit einem Schlauchboot verlassen und lebt mittlerweile in Wien. Er träumt von einer Welt ohne Krieg. Eines Tages will er Journalist werden, damit „ die Menschen die Wahrheit erfahren. Journalisten haben die Macht dazu“. © ©Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/petoei/andrea crisante/andrewvect/kasha_malasha/Shutterstock.com
Shana ist acht Jahre alt. Auch sie kommt aus Syrien und lebt nun in Österreichs Hauptstadt. Mit der Unterstützung des UNHCR fand ihre Familie wieder zueinander. Shana glaubt an Märchen und träumt davon, als Prinzessin in einer Burg zu leben.
Shana ist acht Jahre alt. Auch sie kommt aus Syrien und lebt nun in Österreichs Hauptstadt. Mit der Unterstützung des UNHCR fand ihre Familie wieder zueinander. Shana glaubt an Märchen und träumt davon, als Prinzessin in einer Burg zu leben. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Juhku/Shutterstock.com
Die fünfjährige Avien und ihre achtjährige Schwester Farida sind aus Syrien geflohen und haben in Berlin Zuflucht gefunden. Sie lieben es, ihre Geheimnisse miteinander zu teilen, im Park zu spielen und Schmetterlinge zu jagen.
Die fünfjährige Avien und ihre achtjährige Schwester Farida sind aus Syrien geflohen und haben in Berlin Zuflucht gefunden. Sie lieben es, ihre Geheimnisse miteinander zu teilen, im Park zu spielen und Schmetterlinge zu jagen. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/Dimedrol68/Shutterstock.com
Khalid ist 20 Jahre alt und 2009 aus Somalia nach Wien (Österreich) gekommen. Seit seiner Ankunft lernt er fleißig die deutsche Sprache und geht zur Abendschule, um eines Tages studieren zu können. Er träumt davon, eines Tages einen „Job mit Sinn“ zu haben. „Während des Fastenmonats Ramadan bin ich freiwillig in Kinder- und Altersheime gegangen, um mit den Menschen dort zu reden und zu spielen. So habe ich hautnah erlebt, was es heißt, anderen zu helfen. Ich wünsche mir, dass die Menschen besser miteinander auskommen, sich gegenseitig zuhören und verschiedene Meinungen wertschätzen.“ Als Kind hatte er nie die Möglichkeit gehabt, seinen Geburtstag zu feiern. Er träumt von einer Mottoparty bei der sich seine Freunde als Harry Potter oder Batman verkleiden. Seine Schwester sagt immer zu ihm: „Du bist die Tinte und das Leben ist ein Buch. Du kannst deine eigene Geschichte schreiben.“
Khalid ist 20 Jahre alt und 2009 aus Somalia nach Wien (Österreich) gekommen. Seit seiner Ankunft lernt er fleißig die deutsche Sprache und geht zur Abendschule, um eines Tages studieren zu können. Er träumt davon, eines Tages einen „Job mit Sinn“ zu haben. „Während des Fastenmonats Ramadan bin ich freiwillig in Kinder- und Altersheime gegangen, um mit den Menschen dort zu reden und zu spielen. So habe ich hautnah erlebt, was es heißt, anderen zu helfen. Ich wünsche mir, dass die Menschen besser miteinander auskommen, sich gegenseitig zuhören und verschiedene Meinungen wertschätzen.“ Als Kind hatte er nie die Möglichkeit gehabt, seinen Geburtstag zu feiern. Er träumt von einer Mottoparty bei der sich seine Freunde als Harry Potter oder Batman verkleiden. Seine Schwester sagt immer zu ihm: „Du bist die Tinte und das Leben ist ein Buch. Du kannst deine eigene Geschichte schreiben.“ © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerrs/UNHCR/kzww/Shutterstock.com
Ghazels Traum ist es, dass jeder Mensch Flügel hat, um fliegen zu können, den Mond zu umarmen und den Himmel zu berühren. Die zehn Jahre alte Ghazel aus Syrien lebt in Lausanne in der Schweiz.
Ghazels Traum ist es, dass jeder Mensch Flügel hat, um fliegen zu können, den Mond zu umarmen und den Himmel zu berühren. Die zehn Jahre alte Ghazel aus Syrien lebt in Lausanne in der Schweiz. © © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerss/UNHCR/Claudio Divizia/Shuttershock.com
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An Stelle des empathischen Blicks auf den Mitmenschen treten archaische, klischeehafte, kollektivierende Antipathien gegen „das bedrohliche Fremde“ schlechthin und Vorlieben für fragwürdige politische Begriffe, wie „Asyltourismus“.

Und das war beim Rettungseinsatz an der Höhle anders?

Walschburger: Die Höhle bietet sich förmlich an, Mitgefühl zu wecken, wegen der Faktoren, die ich schon genannt habe. Das Thema war neu, es war spannend und überschaubar. Und es gab einen Hoffnungsschimmer. Denn in der Geschichte steckt das Potenzial zu einer Heldengeschichte, die Retter und Gerettete gleichermaßen umfasst.