Bangkok. Der Kampf um die eingeschlossenen Jungen in Thailand wird immer dramatischer. Am Freitag starb ein Taucher bei der Höhlen-Rettung.

Das Drama um zwölf Nachwuchsfußballer, die seit zwei Wochen in einer thailändischen Höhle eingeschlossen sind, hat ein erstes Todesopfer gefordert. Der 38-jährige Saman Kunan, im Hauptberuf Chef der Sicherheitsleute an Bangkoks Internationalem Flughafen, starb an Sauerstoffmangel, nachdem er mit einem Gefährten stundenlang volle Sauerstoffflaschen für die Helfer in der Höhle verteilt hatte. Möglicherweise waren seine Sauerstoffflaschen defekt, hieß es. Es sollte nicht der einzige Rückschlag bleiben.

Kaum hatte Gouverneur Narongsak Osottanakorn am Freitagmorgen die tägliche Pressekonferenz beendet, begann es heftig zu regnen – glücklicherweise nur für fünf Minuten. Aber die Sorge vor starken Regenfällen bleibt. Sie könnten Bemühungen zunichte machen, den Wasserspiegel in dem teilweise überschwemmten, unterirdischen und 800 bis 1000 Meter tiefen Labyrinth zu senken.

Noch am Donnerstag hatte der Gouverneur verkündet, die Retter würden alles daran setzen, Wasser aus der Höhle in die Umgebung zu pumpen. Am Freitagmorgen erklärte er: „Die wichtigste Aufgabe ist es, Sauerstoff in die Gewölbe zu bekommen.“

Sauerstoff soll in Höhle gepumpt werden

Auch Arpakorn Yookongkaew, der Kommandeur der Rettungsgruppe, drängt zur Eile: „Wir dachten zunächst, die Kinder könnten dort länger aushalten. Aber viele Dinge haben sich geändert. Wir ­haben nur begrenzte Zeit übrig.“ So sank der Sauerstoffgehalt der Luft in der kleinen Kammer, in der die Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren ausharren, von 21 Prozent auf 15 Prozent.

„Wegen der vielen Aktivitäten wurde die Luft verbraucht“, sagte der Gouverneur. Deshalb soll nun Sauerstoff zu den Eingeschlossenen gepumpt werden. Die Leitung müsse 4,7 Kilometer lang sein, um vom Höhleneingang bis zur Kammer zu reichen. Wie lange die Jungen noch ohne zusätzlichen Sauerstoff ausharren können, blieb offen.

Zwei Jungen und der Trainer gelten als schwach

Die Jugendlichen hatten nach einem Training am 23. Juni die viertgrößte Höhle Thailands besucht, waren dann aber wohl von einer Sturzflut überrascht worden und hatten sich vor den Wassermassen immer tiefer ins Innere gerettet. Zehn Jungen – so kalkulieren entgegen aller Skepsis einige zuversichtliche Retter – könnten von Tauchern herausgelotst werden.

Zwei Jungen und der Trainer gelten als schwach. Der 25-jährige Coach Ekapol Chanthawong hat die wenigen Essensvorräte, die die Gruppe mitgenommen hatte, bereits an die Kinder verteilt, während diese nach wie vor auf Hilfe warten.

Bislang gelang es nicht einmal, ein Kabel durch die stockdunklen Gänge zu verlegen. Mühe macht den Rettern neben der nach wie vor starken Strömung ein Engpass. Erwachsene Taucher müssen ihre Sauerstoffflaschen ablegen und durch das Gestein schieben, bevor sie selbst folgen können.

Fußballer aus Höhle in Thailand gerettet

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© REUTERS | REUTERS / SOE ZEYA TUN
Die Sorge um die Vermissten war bei Angehörigen und Freunden groß. Schüler der Mae-Sai-Prasitsart-Schule in Nordthailand beteten vor Schulbeginn für sechs ihrer Schulkameraden, die zu der eingeschlossenen Jugendfußballmannschaft gehörten.
Die Sorge um die Vermissten war bei Angehörigen und Freunden groß. Schüler der Mae-Sai-Prasitsart-Schule in Nordthailand beteten vor Schulbeginn für sechs ihrer Schulkameraden, die zu der eingeschlossenen Jugendfußballmannschaft gehörten. © REUTERS | REUTERS / SOE ZEYA TUN
© dpa | Thai Navy Seals
Wechselbad der Gefühle: Familienangehörige erfahren am 2. Juli die frohe Botschaft, dass die Vermissten gefunden wurden.
Wechselbad der Gefühle: Familienangehörige erfahren am 2. Juli die frohe Botschaft, dass die Vermissten gefunden wurden. © dpa | Sakchai Lalit
Ein junger Familienangehöriger freut sich sehr über die guten Nachrichten.
Ein junger Familienangehöriger freut sich sehr über die guten Nachrichten. © dpa | Sakchai Lalit
Doch ob die Rettung gelingen kann, bleibt lange ungewiss. Familienangehörige harren in der Nähe der Tham-Luang-Höhle aus.
Doch ob die Rettung gelingen kann, bleibt lange ungewiss. Familienangehörige harren in der Nähe der Tham-Luang-Höhle aus. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
Zunächst werden die Jugendlichen und ihr Trainer mit Lebensmitteln versorgt. Sie müssen zu Kräften kommen und auf den Befreiungstauchgang vorbereitet werden. Sie haben massiv an Gewicht verloren. Viele der Jungen sind Nichtschwimmer.
Zunächst werden die Jugendlichen und ihr Trainer mit Lebensmitteln versorgt. Sie müssen zu Kräften kommen und auf den Befreiungstauchgang vorbereitet werden. Sie haben massiv an Gewicht verloren. Viele der Jungen sind Nichtschwimmer. © REUTERS | HANDOUT
Die zwölf Jungen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren und ihr Trainer wickeln sich in Alufolie ein, um sich warm zu halten.
Die zwölf Jungen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren und ihr Trainer wickeln sich in Alufolie ein, um sich warm zu halten. © REUTERS | REUTERS TV
Tagelang wird nach dem besten Weg gesucht, die Eingeschlossenen zu retten.
Tagelang wird nach dem besten Weg gesucht, die Eingeschlossenen zu retten. © dpa | -
Helfer bereiten kleine Tauchmasken vor, die die Jungen bei ihrer Rettung tragen sollen. Es besteht die Gefahr, dass die Jungen bei ihrem Tauchgang aus der Höhle eine Panikattacke erleiden.
Helfer bereiten kleine Tauchmasken vor, die die Jungen bei ihrer Rettung tragen sollen. Es besteht die Gefahr, dass die Jungen bei ihrem Tauchgang aus der Höhle eine Panikattacke erleiden. © Getty Images | Linh Pham
Weitere Regenfälle erschweren die Bergungsarbeiten. In der Region am 20. nördlichen Breitengrad ist zwischen Juni und Oktober Regenzeit.
Weitere Regenfälle erschweren die Bergungsarbeiten. In der Region am 20. nördlichen Breitengrad ist zwischen Juni und Oktober Regenzeit. © REUTERS | ATHIT PERAWONGMETHA
Welchen enormen Gefahren Retter und Eingeschlossene ausgesetzt sind, beweist ein dramatischer Zwischenfall am 5. Juli: Bei den Rettungsbemühungen kommt ein Taucher ums Leben. Der 37-Jährige starb aufgrund von Sauerstoffmangel. Das ehemalige Mitglied der thailändischen Spezialeinheit Navy Seals wollte Behälter mit Atemluft in der Höhle platzieren und verlor auf dem Rückweg das Bewusstsein. Dennoch müssen die Vorbereitungen für die Rettung der Jungen weitergehen.
Welchen enormen Gefahren Retter und Eingeschlossene ausgesetzt sind, beweist ein dramatischer Zwischenfall am 5. Juli: Bei den Rettungsbemühungen kommt ein Taucher ums Leben. Der 37-Jährige starb aufgrund von Sauerstoffmangel. Das ehemalige Mitglied der thailändischen Spezialeinheit Navy Seals wollte Behälter mit Atemluft in der Höhle platzieren und verlor auf dem Rückweg das Bewusstsein. Dennoch müssen die Vorbereitungen für die Rettung der Jungen weitergehen. © REUTERS | ATHIT PERAWONGMETHA
Narongsak Osatanakorn, Gouverneur von Chiang Rai, erklärt bei einer Pressekonferenz, dass die Jungen und ihr Trainer körperlich und seelisch für die Rettung bereit seien. Das Zeitfenster für den Rettungsversuch ist klein, weil wieder starke Regenfälle erwartet werden.
Narongsak Osatanakorn, Gouverneur von Chiang Rai, erklärt bei einer Pressekonferenz, dass die Jungen und ihr Trainer körperlich und seelisch für die Rettung bereit seien. Das Zeitfenster für den Rettungsversuch ist klein, weil wieder starke Regenfälle erwartet werden. © dpa | Uncredited
18 Rettungstaucher sind an dem Einsatz beteiligt, fünf aus Thailand, 13 aus anderen Ländern. Jeder der Eingeschlossenen soll von zwei Tauchern auf dem Weg aus der Höhle begleitet werden.
18 Rettungstaucher sind an dem Einsatz beteiligt, fünf aus Thailand, 13 aus anderen Ländern. Jeder der Eingeschlossenen soll von zwei Tauchern auf dem Weg aus der Höhle begleitet werden. © REUTERS | TYRONE SIU
Es geht los: Medienvertreter und alle Rettungskräfte, die nicht unmittelbar für die Rettung im Einsatz sind, müssen das Areal verlassen.
Es geht los: Medienvertreter und alle Rettungskräfte, die nicht unmittelbar für die Rettung im Einsatz sind, müssen das Areal verlassen. © dpa | Sakchai Lalit
Nach Stunden dann die Nachricht: Die ersten Jungen sind gerettet.
Nach Stunden dann die Nachricht: Die ersten Jungen sind gerettet. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
Sie werden mit Rettungswagen und Helikoptern ins Krankenhaus gebracht.
Sie werden mit Rettungswagen und Helikoptern ins Krankenhaus gebracht. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
Die letzten Gefangenen können die Höhle zwei Tage später verlassen. Das glückliche Ende des Höhlendramas grenzt für viele an ein Wunder. Auch Experten hatten es kaum für möglich gehalten, das Team des Fußballvereins „Wildschweine“ aus ihrem Zufluchtsort in vier Kilometern Tiefe sicher nach draußen zu bringen.
Die letzten Gefangenen können die Höhle zwei Tage später verlassen. Das glückliche Ende des Höhlendramas grenzt für viele an ein Wunder. Auch Experten hatten es kaum für möglich gehalten, das Team des Fußballvereins „Wildschweine“ aus ihrem Zufluchtsort in vier Kilometern Tiefe sicher nach draußen zu bringen. © Getty Images | Lauren DeCicca
17 Tage lang waren zwölf Jugendfußballer und ihr Trainer in einer Höhle in Thailand eingeschlossen. Sie waren am 23. Juni von schweren Regenfällen überrascht worden. Weil die Höhle durch die Wassermassen überflutet wurde, war der Rückweg aus der Höhle abgeschnitten. Die Fußballer mussten sich immer tiefer in die Höhle zurückziehen. Die Rettung verlief dramatisch. Schließlich konnten die Rettungskräfte am 10. Juli alle Eingeschlossenen befreien. Wir zeigen die Bilder der Rettung.
17 Tage lang waren zwölf Jugendfußballer und ihr Trainer in einer Höhle in Thailand eingeschlossen. Sie waren am 23. Juni von schweren Regenfällen überrascht worden. Weil die Höhle durch die Wassermassen überflutet wurde, war der Rückweg aus der Höhle abgeschnitten. Die Fußballer mussten sich immer tiefer in die Höhle zurückziehen. Die Rettung verlief dramatisch. Schließlich konnten die Rettungskräfte am 10. Juli alle Eingeschlossenen befreien. Wir zeigen die Bilder der Rettung. © REUTERS | SOE ZEYA TUN
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Mehrere Stunden braucht ein Taucher bis zur Grotte

Am Freitag versuchten die Retter, das Kabel innerhalb der Luftröhre bis zum Zufluchtsort der Kinder zu verlegen. Die Verbindung würde den Rettern ermöglichen, erstmals direkt mit den Eingeschlossenen zu kommunizieren und auf Notfälle zu reagieren. Gegenwärtig braucht ein Taucher etwa fünf bis sechs Stunden, um bis zu der Grotte vorzudringen.

Das Kabel würde den eingeschlossenen Jungen auch ermöglichen, mit ihren Eltern zu sprechen – und so auf beiden Seiten die Moral heben. Denn die anfängliche Erleichterung, die nach der Entdeckung der vermissten Jungen aufgekommen war, weicht angesichts der vielen Rückschläge bei den Rettungsbemühungen wieder zunehmender Anspannung. Mit dem Tod des Tauchers und dem befürchteten Regen stehen die Retter vor schwierigen Entscheidungen.