Houston. Das Ausmaß der Schäden durch Hurrikan „Harvey“ ist immens. Die Flutopfer versuchen, nach vorn zu blicken – zum Teil auch etwas trotzig.

Als Benny Pastoras Ehefrau Hellen an diesem sengend heißen Donnerstag wieder schlammigen Boden unter den Füßen hat, huscht ein Anflug tiefer Dankbarkeit über das Gesicht des pensionierten Mathematik-Lehrers.

Weil sein Haus in der Mason Street 35 Kilometer westlich der glitzernden Hochhaus-Silos von Houstons Innenstadt bedingt durch Hurrikan „Harvey“ 1,50 Meter unter Wasser steht, haben die Polizeichefs von Fort Bend, Troy Nehls und dessen Zwillingsbruder Trevor, spontan einen Notfalldienst eingerichtet, der Gold wert ist.

Per Airboot zurück zu den Haustieren

Auf dröhnend lauten Airbooten, wie man sie aus den Everglades in Florida kennt, werden die Bewohner der auf zehn Quadratmeilen wie eine Badewanne vollgelaufenen „Cinco Ranch“-Siedlung im Westen der texanischen Metropole in kleinen Gruppen zu ihren Häusern geschifft. Um Haustiere abzuholen, die bei der Flucht zurückgelassen wurden.

Ein Mann rettet in Houston seinen Vogel in einem Käfig aus seiner überfluteten Wohnung.
Ein Mann rettet in Houston seinen Vogel in einem Käfig aus seiner überfluteten Wohnung. © dpa | Carol Guzy

„Wenn wir Familien, die alles verloren haben, mit ihren Lieblingen wiedervereinen können“, sagt der auf seine deutsche Wurzeln stolze Ordnungshüter Nehls, „dann nimmt das etwas den Schmerz und ist jede Mühe wert.“

Hurrikan nicht nur ein ökonomisches Desaster

Nach und nach kommen so Meerschweinchen, Papageien, Wellensittiche, Hamster und sogar ein Leguan an Land. Hellen Pastora bringt die Katze „Pinto“ mit. Und, sie ist Orchester-Musikerin, eine wertvolle Violine. „Der Rest ist wohl verloren“, sagt sie und muss dabei die Tränen unterdrücken.

Die Geschichte der Pastoras ist eine Woche nach dem Landgang des wohl regenreichsten Wirbelsturms aller Zeiten, der Amerika ökonomisch wie mental mitnimmt wie kein anderes Naturereignis der vergangenen Jahre, beinahe typisch.

Alles verloren wegen politischer Entscheidung

Nicht der Hurrikan an sich hat ihr Leben durcheinander gewirbelt. Nicht die kleineren Tornados, die danach über das Land fegten. Nicht die apokalyptischen Niederschlagsmengen von bis zu 1250 Liter pro Quadratmeter.

Erst als die in den 1940er-Jahren von Army-Ingenieuren angelegten einzigen großen Regen-Rückhaltebecken Houstons, „Barker Cypress“ und „Addicks“, wegen Überfüllung zu bersten drohten und die Verantwortlichen um Bürgermeister Sylvester Turner den Stöpsel zogen, war ihr Schicksal und das Tausender anderer Hausbesitzer besiegelt – durch kontrollierte Überflutung.

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    Keine Versicherung gegen Flutschäden

    Die Konsequenzen für die Pastoras sind verheerend: Wertverlust von knapp 250.000 Dollar. Schlussstrich nach 17 Jahren Glücklichsein an der Peripherie von Amerikas Energie-Hauptstadt. Und die bange Frage, wie lange die existenzielle Notlage angesichts fehlender Flutschäden-Versicherung andauern wird, von der Präsident Donald Trump auch bei seinem zweiten Besuch in der Krisen-Region am Samstag wieder sagen wird, dass man sie doch für alle Betroffenen „ganz bestimmt sehr zügig“ lindern will.

    Knapp sechs Milliarden Dollar Soforthilfe soll der Kongress in Washington schon nächste Woche auf Drängen des Präsidenten bewilligen. Zum Vergleich: Für Hurrikan Sandy, der 2012 an der Küste New Jerseys wütetet, machte das Parlament ein Paket von 50 Milliarden Dollar locker.

    Tropensturm „Harvey“ wütet weiter

    Tropensturm „Harvey“ wütet weiter im Süden der USA und eine Entspannung ist nicht in Sicht.
    Tropensturm „Harvey“ wütet weiter im Süden der USA und eine Entspannung ist nicht in Sicht. © dpa | William Luther
    Tausende Menschen wurden evakuiert, denn schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Der Nationale Wetterdienst warnte weiter vor sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen.
    Tausende Menschen wurden evakuiert, denn schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Der Nationale Wetterdienst warnte weiter vor sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen. © REUTERS | JONATHAN BACHMAN
    Viele Häuser liegen in Trümmern – die Kosten der Katastrophe werden hoch sein, sagt Präsident Donald Trump.
    Viele Häuser liegen in Trümmern – die Kosten der Katastrophe werden hoch sein, sagt Präsident Donald Trump. © dpa | Gabe Hernandez
    Verschmutztes Trinkwasser wurde mehr und mehr zum Problem für die Menschen in den betroffenen Gebieten. Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, Trinkwasser abzukochen.
    Verschmutztes Trinkwasser wurde mehr und mehr zum Problem für die Menschen in den betroffenen Gebieten. Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, Trinkwasser abzukochen. © dpa | David J. Phillip
    Nach Angaben von Meteorologen ist „Harvey“ der zweitstärkste Wirbelsturm seit „Katrina“ vor zwölf Jahren die Gegend um New Orleans schwer in Mitleidenschaft zog.
    Nach Angaben von Meteorologen ist „Harvey“ der zweitstärkste Wirbelsturm seit „Katrina“ vor zwölf Jahren die Gegend um New Orleans schwer in Mitleidenschaft zog. © dpa | Charlie Riedel
    Die Rettungsmannschaften konzentrierten sich darauf, in Gefahr geratene Menschen in Sicherheit zu bringen. Die Teams waren mit Booten und Hubschraubern unterwegs.
    Die Rettungsmannschaften konzentrierten sich darauf, in Gefahr geratene Menschen in Sicherheit zu bringen. Die Teams waren mit Booten und Hubschraubern unterwegs. © dpa | David J. Phillip
    Präsident Trump sprach den Menschen Mut zu: „Wir werden das überstehen. Wir werden gestärkt daraus hervorgehen und glaubt mir, wir werden größer, besser, stärker sein als jemals zuvor.“
    Präsident Trump sprach den Menschen Mut zu: „Wir werden das überstehen. Wir werden gestärkt daraus hervorgehen und glaubt mir, wir werden größer, besser, stärker sein als jemals zuvor.“ © dpa | Yi-Chin Lee
    Die Küstenwache sprach von mehr als 3000 Menschen, die allein am Montag aus den überschwemmten Gebieten gerettet worden seien.
    Die Küstenwache sprach von mehr als 3000 Menschen, die allein am Montag aus den überschwemmten Gebieten gerettet worden seien. © REUTERS | JONATHAN BACHMAN
    54 Bezirke wurden zu Notstandsgebieten erklärt. Besonders betroffen ist die Millionenmetropole Houston, in deren Großraum 6,5 Millionen Menschen leben.
    54 Bezirke wurden zu Notstandsgebieten erklärt. Besonders betroffen ist die Millionenmetropole Houston, in deren Großraum 6,5 Millionen Menschen leben. © REUTERS | JONATHAN BACHMAN
    Nach Einschätzung der Behörden könnte der Sturm in dem Bundesstaat bis zu 30.000 Menschen vorübergehend obdachlos machen.
    Nach Einschätzung der Behörden könnte der Sturm in dem Bundesstaat bis zu 30.000 Menschen vorübergehend obdachlos machen. © REUTERS | RICK WILKING
    Wie viele Menschen bisher durch den Sturm ums Leben gekommen sind, ist unklar. Offiziell bestätigt sind drei Tote.
    Wie viele Menschen bisher durch den Sturm ums Leben gekommen sind, ist unklar. Offiziell bestätigt sind drei Tote. © dpa | Ralph Barrera
    Zahlreiche Menschen werden noch vermisst.
    Zahlreiche Menschen werden noch vermisst. © dpa | Jay Janner
    Trump wird am Dienstag in der texanischen Stadt Corpus Christi erwartet, wo er sich über die Rettungsmaßnahmen informieren wird. Später will er weiter nach Austin reisen.
    Trump wird am Dienstag in der texanischen Stadt Corpus Christi erwartet, wo er sich über die Rettungsmaßnahmen informieren wird. Später will er weiter nach Austin reisen. © dpa | Gabe Hernandez
    Viele Straßen und Autobahnen sind unpassierbar, der Unterricht in den Schulen wurde abgesagt.
    Viele Straßen und Autobahnen sind unpassierbar, der Unterricht in den Schulen wurde abgesagt. © dpa | Charlie Riedel
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    Katastrophenschutz hat kaum noch Geld übrig

    Pastoras Nachbar Larry Monahan, ein Mann mit dem Händedruck einer Bärentatze, glaubt Trumps Versprechen ebenso wenig wie der Beteuerung der unermüdlichen Einsatzkräfte, dass sein gediegenes Vorort-Haus in drei Wochen wieder fußläufig erreichbar sein wird. „Eher werden es drei Monate, bis das Wasser weg ist.“

    Der Versicherungsvertreter kennt sich im Kleingedruckten der Etats der Katastrophenschutzbehörde „Fema“ aus, die gerade noch drei Milliarden auf der hohen Kante hat – aber bereits 300.000 Anträge von Flutopfern aus Texas (Stand: Freitag) im Registrierungssystem. „Die Schäden reichen von Rockport im Westen bis Beaumont an der Grenze zu Louisiana. Das sind fast 500 Kilometer Küste. Sie können sich ungefähr ausrechnen, was da für jeden übrig bleibt.“

    Wasser stinkt nach Fäulnis und Abfällen

    Ob Texas’ Gouverneur Greg Abbott, der sich mit Donald Trump seit Tagen ein republikanisches Duell der gegenseitigen Lobhudelei liefert, darum die voraussichtliche Schadenssumme für „Harvey“ (bisher 100.000 beschädigte Häuser) auf über 125 Milliarden Dollar taxiert hat?

    Monahan zuckt mit den Schultern und blickt auf das wie kalte Kaffee-Brühe aussehende Wasser in seiner Straße, über der Geschwader von Libellen kreisen. Es stinkt nach Fäulnis und Abfällen. Vereinzelt ragen Auto-Dächer und Kofferraum-Klappen aus den Fluten. Moskitos suchen nach nackten Helfer-Waden.

    „Katrina“-Veteranen geben Tipps

    Dass es soweit kommen konnte, „kommen musste“, ist für John und Dee Dillmann sonnenklar. Sie sind Hurrikan-Veteranen. Bis Ende August 2005 hatte das Ehepaar im French Quarter von New Orleans einen florierenden Second-Hand-Buchladen. Wirbelsturm „Katrina“ hat sie erst um 70.000 Dollar ärmer und kurz danach zu Heimatvertriebenen gemacht. Im Houstoner Stadtteil Woodland Heights bietet ihr „Kaboom“-Laden heute Leseratten 100.000 eng gestapelte Bände. Und literweise Erfahrung im Umgang mit dem, was der trocken-ironische Patron „Wasser-Ereignisse“ nennt.

    „Es hört sich vielleicht seltsam an. Aber man darf sich einfach davon nicht überwältigen lassen“, sagt Dillmann, „sonst kommt man nie mehr davon weg im Leben.“ Dee, seine Frau, lacht verlegen und streichelt die Hauskatze. „Wir sind ja diesmal auch glimpflich davon gekommen. Eine kaputte Fensterscheibe vom Sturm, viel mehr war nicht. Katrina hatte ein anderes Kaliber.“

    Bevölkerungsboom trug zur Katastrophe bei

    Nur die tieferen Ursachen beider Katastrophen, die seien vergleichbar: menschliches Fehlverhalten. In New Orleans waren es fahrlässig porös und zu klein dimensionierte Deiche, die ganze Stadtviertel absaufen ließen. „Houston entwickelt sich dagegen wie eine Metastase“, sagt Dillmann.

    Das Bevölkerungswachstum (seit 2000 knapp zwei Millionen mehr) geht einher mit einem ungezügelten Boom bei der Erschließung neuer Quartiere. Weil eine Bebauungsplanung nach europäischer Tradition nicht existiert, hat sich die Metropol-Region samt versiegelter Flächen, Einkaufszentren und Schnellstraßen immer weiter und betonlastiger in die von Natur aus sumpfige Prärielandschaft gefressen.

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      Bringt „Harvey“ einen Sinneswandel in Texas?

      Dillmann kennt die Konsequenz: „Der Boden kann das Wasser nicht mehr aufnehmen. Kommt es wie schon 2001, 2009, 2015 und 2016 zu extremen Wetterlagen, steht Houston radikal unter Wasser.“ Ob „Harvey“ im wachstumshörigen Texas einen Sinneswandel einleiten wird?

      Bevor Dillmann den Kopf schüttelt, geht im „Kaboom“ die Tür auf. David Theis kommt herein. Englisch-Lehrer und Buchautor. Er will zwei Dutzend Bücher kaufen. „Damit die Kinder in den Notunterkünften etwas Schönes erleben in diesen schweren Tagen“.

      Die Gefahr ist noch nicht gebannt

      Die führende Lokalzeitung, der „Chronicle“, berichtet von rund 50 Toten, die „Harvey“ mittlerweile gefordert hat. Und die Gefahr ist trotz des blauen Spätsommerhimmels und Temperaturen über 30 Grad noch immer nicht gebannt. Der Brazos-Fluss stieg am Freitag auf einen Rekord-Pegel von über 17 Metern. Neue Überflutungen in einem 200 Quadratkilometer großen Gebiet südwestlich von Houston sind nach Angaben von Katastrophenschützern programmiert.

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      Im NRG-Zentrum außerhalb der Innenstadt, wo nebenan die Football-Profis der „Texans“ ihre Heimat haben, versuchen Frida Villalobos und die anderen Mitarbeiter der über 100 Jahre alten Sozial-Organisation BakerRipley die düsteren Nachrichten nicht an ihre Schutzbefohlenen heranzulassen.

      Mutter mit Neugeborenem ist nun obdachlos

      Spielsachen für die Kinder, frische Bettdecken und Ersatzkleidung in allen Größen und Farben, Zahnpasta und Shampoo, warme Mahlzeiten, weiche Feldbetten – wer hier, wo sonst Kongresse und Rodeoreiter herrschen, die kommenden Nächte verbringt, weil es „Zuhause“ nur noch unter Wasser gibt, dem soll es an möglichst nichts fehlen.

      Kierra Kenebrew, eine von 900 Kurzzeitbewohnerinnen, ist „verdammt froh“ darüber. Die 25-Jährige gehört zu den Hunderten Zwangsevakuierten, deren Wohnung zur Entlastung der Dämme geflutet werden mussten. „Mein Auto ist hinüber. Mein Haus ebenfalls. Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht.“ Wir, das ist neben der jungen Afro-Amerikanerin Söhnchen Messiah, gerade mal vier Wochen alt.

      Mutige Freiwillige retteten viele vor dem Ertrinken

      „Nicht mal 30 Minuten hatten wir Zeit, um das Nötigste zu packen“, sagt die junge Mutter mit feuchten den Augen, „dann kam schon die Cajun Navy und hat uns abgeholt.“ Über die Freiwilligen-Truppe, die mit Booten und Wagemut aus Louisiana herbeigeeilt ist, um Houstonians vor dem Ertrinken zu retten, erzählt man sich in den Notunterkünften, in denen zurzeit über 30.000 Menschen untergebracht sind, wahre Wunderdinge. Zum Beispiel, dass sie die wahren Umweltschützer hier unten in den Bayous sind.

      Texas versinkt in „Harvey’s“ Fluten

      Vor drei Tagen traf Wirbelsturm „Harvey“ auf die texanische Küste, seither regnet es. Und so könnte es die ganze Woche weitergehen. Die Straßen in Buffalo Bayou in der Innenstadt von Houston (Texas) sind überschwemmt und schwere Verwüstungen angerichtet.
      Vor drei Tagen traf Wirbelsturm „Harvey“ auf die texanische Küste, seither regnet es. Und so könnte es die ganze Woche weitergehen. Die Straßen in Buffalo Bayou in der Innenstadt von Houston (Texas) sind überschwemmt und schwere Verwüstungen angerichtet. © dpa | Lm Otero
      Sturm „Harvey“ hat aus Teilen von Texas ein Katastrophengebiet gemacht. Die verheerenden Überschwemmungen nach dem Tropensturm machen nach Einschätzung der Behörden bis zu 30.000 Menschen in Texas vorübergehend obdachlos.
      Sturm „Harvey“ hat aus Teilen von Texas ein Katastrophengebiet gemacht. Die verheerenden Überschwemmungen nach dem Tropensturm machen nach Einschätzung der Behörden bis zu 30.000 Menschen in Texas vorübergehend obdachlos. © REUTERS | RICHARD CARSON
      Sieben Männer versuchen einen Kleintransporter über eine überflutete Straße zu schieben.
      Sieben Männer versuchen einen Kleintransporter über eine überflutete Straße zu schieben. © dpa | Charlie Riedel
      Dieses Auto steht auf einem Highway unter Wasser.
      Dieses Auto steht auf einem Highway unter Wasser. © dpa | Charlie Riedel
      Der 14-jährige Deleon Gambel kämpft sich in den Straßen der Millionenmetropole Houston durch die Fluten. Im Großraum Houston leben insgesamt 6,5 Millionen Menschen.
      Der 14-jährige Deleon Gambel kämpft sich in den Straßen der Millionenmetropole Houston durch die Fluten. Im Großraum Houston leben insgesamt 6,5 Millionen Menschen. © dpa | Lm Otero
      Teile einer Straße sind von Wassermassen weggespült worden.
      Teile einer Straße sind von Wassermassen weggespült worden. © dpa | -
      Die Interstate 45 in der Millionenmetropole Houston ist in weiten Teilen unpassierbar, ebenso wie die Autobahnen in der Umgebung.
      Die Interstate 45 in der Millionenmetropole Houston ist in weiten Teilen unpassierbar, ebenso wie die Autobahnen in der Umgebung. © REUTERS | RICHARD CARSON
      Der Blick auf die Innenstadt der 2,3-Millionen-Stadt am Sonntag. Für Teile von Südtexas war bereits am Freitag der Notstand ausgerufen worden. Insgesamt sind 250 Fernstraßen geschlossen worden.
      Der Blick auf die Innenstadt der 2,3-Millionen-Stadt am Sonntag. Für Teile von Südtexas war bereits am Freitag der Notstand ausgerufen worden. Insgesamt sind 250 Fernstraßen geschlossen worden. © REUTERS | SOCIAL MEDIA
      Ohne Boot sind die Straßen von Houston derzeit nicht mehr befahrbar.
      Ohne Boot sind die Straßen von Houston derzeit nicht mehr befahrbar. © REUTERS | ADREES LATIF
      Ein Junge watet durch die überfluteten Straßen von Houston in Richtung seines Wohnhauses. Das Bild entstand am Sonntag (Ortszeit). Die Schulen in der Stadt sollen bis mindestens 5. September geschlossen bleiben.
      Ein Junge watet durch die überfluteten Straßen von Houston in Richtung seines Wohnhauses. Das Bild entstand am Sonntag (Ortszeit). Die Schulen in der Stadt sollen bis mindestens 5. September geschlossen bleiben. © dpa | Lm Otero
      Diese zwei Männer mussten sich am Samstag bei heftigem Regen mit einem Schlauchboot in Sicherheit bringen. Houston muss sich im Laufe der Woche auf zusätzliche 100 bis 125 Zentimeter Niederschlag einstellen.
      Diese zwei Männer mussten sich am Samstag bei heftigem Regen mit einem Schlauchboot in Sicherheit bringen. Houston muss sich im Laufe der Woche auf zusätzliche 100 bis 125 Zentimeter Niederschlag einstellen. © dpa | Mark Mulligan
      Ein Mann auf der Mittelleitplanke der Interstate 225 in Houston am Sonntag (Ortszeit).
      Ein Mann auf der Mittelleitplanke der Interstate 225 in Houston am Sonntag (Ortszeit). © REUTERS | NICK OXFORD
      Diese Anwohner ließen es drauf ankommen und steuerten ihren Pick-up in die Fluten.
      Diese Anwohner ließen es drauf ankommen und steuerten ihren Pick-up in die Fluten. © REUTERS | ADREES LATIF
      Diese Familie brachte sich am Sonntag in Sicherheit.
      Diese Familie brachte sich am Sonntag in Sicherheit. © REUTERS | ADREES LATIF
      Eine Frau und ihr Pudel warteten am Sonntagabend (Ortszeit) in Houston auf einer Luftmatratze darauf, in Sicherheit gebracht zu werden. Im Hintergrund ist ein Helikopter im Anflug zu sehen.
      Eine Frau und ihr Pudel warteten am Sonntagabend (Ortszeit) in Houston auf einer Luftmatratze darauf, in Sicherheit gebracht zu werden. Im Hintergrund ist ein Helikopter im Anflug zu sehen. © REUTERS | ADREES LATIF
      Wo die Straßen noch befahrbar waren, wurden Menschen mit Lkw in Sicherheit gebracht. Dem texanischen Gouverneur Greg Abbott zufolge sind 3000 Angehörige der Nationalgarde im Einsatz.
      Wo die Straßen noch befahrbar waren, wurden Menschen mit Lkw in Sicherheit gebracht. Dem texanischen Gouverneur Greg Abbott zufolge sind 3000 Angehörige der Nationalgarde im Einsatz. © REUTERS | NICK OXFORD
      Die US-Küstenwache unterstützt die Evakuierung von Houston mit Helikoptern.
      Die US-Küstenwache unterstützt die Evakuierung von Houston mit Helikoptern. © REUTERS | NICK OXFORD
      Helfer setzen eine Frau in ein Kanu, im Hintergrund warten weitere Menschen darauf, abgeholt zu werden.
      Helfer setzen eine Frau in ein Kanu, im Hintergrund warten weitere Menschen darauf, abgeholt zu werden. © REUTERS | RICK WILKING
      Auch die Stadt Dickinson ist von Überschwemmungen betroffen.
      Auch die Stadt Dickinson ist von Überschwemmungen betroffen. © REUTERS | RICK WILKING
      Viele Straßen der Stadt waren am Sonntag nur noch mit Booten passierbar. Bei den Rettungsaktionen helfen auch viele Freiwillige und private Bootsbesitzer mit.
      Viele Straßen der Stadt waren am Sonntag nur noch mit Booten passierbar. Bei den Rettungsaktionen helfen auch viele Freiwillige und private Bootsbesitzer mit. © REUTERS | RICK WILKING
      Menschen berichten von einer Welle der Hilfsbereitschaft unter Nachbarn. Hier werden Menschen in Dickinson von einem gepanzerten Polizeifahrzeug aus ihrer Notlage befreit.
      Menschen berichten von einer Welle der Hilfsbereitschaft unter Nachbarn. Hier werden Menschen in Dickinson von einem gepanzerten Polizeifahrzeug aus ihrer Notlage befreit. © REUTERS | RICK WILKING
      Stark getroffen hat „Harvey“ auch die 10.000-Einwohner-Stadt Rockport. Dort haben Melanie Starnauld und ihr 19 Jahre alter Sohn Matthew ihr Zuhause verloren. Das Foto entstand am Samstag (Ortszeit).
      Stark getroffen hat „Harvey“ auch die 10.000-Einwohner-Stadt Rockport. Dort haben Melanie Starnauld und ihr 19 Jahre alter Sohn Matthew ihr Zuhause verloren. Das Foto entstand am Samstag (Ortszeit). © REUTERS | Adrees Latif
      Julie und ihr Hund Pee-wee mussten Rockport ebenfalls am Samstag in Richtung Austin verlassen, der Hauptstadt von Texas.
      Julie und ihr Hund Pee-wee mussten Rockport ebenfalls am Samstag in Richtung Austin verlassen, der Hauptstadt von Texas. © REUTERS | Adrees Latif
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      Für Dan Harris ist das alles sehr weit weg. Der 69-Jährige hat sich mit seinem Pitbull Bruno im Golf-Cart an der Kreuzung postiert, an der die Polizei die Straße zur Chemie-Fabrik Arkema nördlich von Houston abgesperrt hat. Dort gab es Hochwasser-bedingt mehrere Explosionen. Anwohner wurden im Umkreis von 2,5 Kilometer evakuiert. Harris blieb. „Angst habe ich nicht. Ich weiß, die stellen da gefährliches Zeug her. Muss man mit leben.“ Genau so wie mit Hurrikan „Harvey“ und der Flut?

      Mit Gottesglauben durch die Krise

      „Demokraten denken sofort immer an Klimawandel“, sagt Harris, „Republikaner wissen: Mutter Natur hat schon immer das gemacht, was sie wollte. Gegen zwei Meter Wasser richtet niemand etwas aus.“ Sieht Nachbar Wendell Franklin auch so. Bevor der 62-jährige Mechaniker seinen Kautabak-Saft in den Straßengraben spukt und sich zur Arbeit aufmacht, sagt er: „Der liebe Gott hat mich vor der Flut beschützt. Sonst niemand.“