Schwächer, aber dennoch lebensbedrohlich: Tropensturm “Isaac“ hält auf seinem Kurs den Süden der USA weiter in Atem. Große Schäden befürchtet.

Washington. Tropensturm „Isaac“ hat an der Südküste der USA Tausende Menschen in die Flucht getrieben. Allein in der Gemeinde St. John Parish, westlich von New Orleans, brachte die Nationalgarde rund 3000 Einwohner in Sicherheit, wie der TV-Sender CNN am Donnerstag berichtete. Mit Windböen von rund 85 Stundenkilometern habe der Sturm den Pontchartrain-Salzwassersee über die Ufer treten lassen und die Gegend überflutet. Mancherorts stand das Wasser fast zwei Meter hoch, wie es hieß. Die Versicherer befürchten Schäden von bis zu 1,5 Milliarden Dollar (fast 1,2 Milliarden Euro) durch „Isaac“. Hunderttausende Menschen waren zeitweise ohne Strom.

Im Gebiet von New Orleans stellte Hochwasser von mehr als drei Metern die Flutwälle auf die Probe, die nach Hurrikan „Katrina“ ausgebaut wurden. Zunächst wurden aber keine größeren Probleme aus der Jazzmetropole gemeldet. Das System funktioniere wie es solle, hieß es in einer Mitteilung des zuständigen Ingenieurkorps der Armee. Vor sieben Jahren hatte „Katrina“ Tod und Verwüstung nach New Orleans gebracht. 80 Prozent der Stadt waren überflutet worden, an der US-Golfküste starben damals etwa 1800 Menschen.

+++ Aufatmen in New Orleans - "Isaac" zu Tropensturm herabgestuft +++

Aus New Orleans wurden jedoch etwa ein Dutzend Plünderungen gemeldet. Es habe Festnahmen gegeben, teilte die Polizei mit. Bürgermeister Mitch Landrieu hatte eine Ausgangssperre verfügt, um derartige Vorfälle zu vermeiden.

„Isaac“ hatte sich am Mittwoch vom Hurrikan zum Tropensturm abgeschwächt. „Er ist aber weiter lebensgefährlich“, warnte das Hurrikanzentrum in Miami. Das größte Risiko gehe von den Sturmfluten aus. „Isaac“ ist auch deshalb so gefährlich, weil er sich nur sehr langsam fortbewegt – zuletzt mit etwa sieben Kilometern in der Stunde - und dadurch lange über einzelnen Regionen verharrt. Louisiana, Mississippi und Alabama mussten daher weiter mit heftigen Regenfällen und hohe Flutwellen rechnen.

Vielerorts ließ „Isaac“ auch die Lichter ausgehen. Rund 840 000 Menschen in fünf Bundesstaaten saßen laut CNN ohne Strom im Dunkeln, davon fast 700 000 in Louisiana. Aber auch Einwohner in Texas und Arkansas waren betroffen – so weit reichte das Unwettergebiet.

In der besonders niedrig gelegenen Gemeinde Plaquemines Parish nahe der Küste Louisianas hatten Rettungsmannschaften Dutzende Menschen von Dächern und aus Dachböden überfluteter Häuser gerettet. Sie waren aufgefordert worden, sich vor dem Sturm in Sicherheit zu bringen, waren aber geblieben.

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Jesse Shaffer, einer der Retter, sagte dem Sender CNN, er selbst habe 60 Menschen plus Haustiere auf trockenen Boden gebracht. Bei einer fünfköpfigen Familie hätten nur noch ungefähr 15 Zentimeter gefehlt, „dann wäre sie untergegangen“. Allein in Plaquemines Parish, wo „Isaac“ am Mittwoch als erstes auf Land getroffen war, wurden nach Angaben örtlicher Stellen etwa 800 Häuser beschädigt.

Nach Einschätzung von Experten hat „Isaac“ möglicherweise Schäden in Milliardenhöhe verursacht. Alleine die Versicherungsbranche werde für die Zerstörungen an Land mit 500 Millionen bis 1,5 Milliarden US-Dollar geradestehen müssen, teilte der auf Risikoanalysen spezialisierte Versicherungsdienstleister Eqecat in Oakland mit. Hinzu kämen wirtschaftliche Schäden an Ölbohrplattformen im Golf von Mexiko in Höhe von einer halben bis einer Milliarde Dollar. (dpa)