Heftige Regenschauer, Stromausfälle, starker Wind: Hurrikan “Isaac“ hat die USA mit Wucht erreicht. Halten die neuen Deiche in New Orleans?

Washington. Mit Windböen von 130 Stundenkilometern und heftigen Regenfällen ist Hurrikan "Isaac“ an der Golfküste der USA auf Land geschlagen. Vor allem im Süden des Bundesstaates Louisiana verursachte der Sturm heftige Überflutungen. Auch in den umliegenden Staaten Mississippi, Alabama und Arkansas sorgten seine Ausläufer für Stromausfälle. Nach Angaben lokaler Versorger saßen zeitweise mehr als eine halbe Millionen Einwohner im Dunkeln.

Am Mittwoch bewegte sich "Isaac“ quälend langsam auf New Orleans zu. Auf den Tag genau vor sieben Jahren hatte Hurrikan "Katrina“ der Jazzmetropole Tod und Verwüstung gebracht. 1800 Menschen starben damals in der Region. "Isaac“ erreichte das Festland in Louisiana am Dienstag nach Einbruch der Dunkelheit und verursachte im Umkreis von mehr als 100 Kilometern extremes Unwetter. Trotz aller Warnungen wurden viele Menschen vor allem in flachen Küstenregionen von dem Starkregen und den Sturmfluten überrascht.

+++ Härtetest für die neuen Deiche +++

In der Gemeinde Plaquemines Parish nahe der Küste brach nach Behördenangaben ein etwa 30 Kilometer langer Deich an zwei Stellen. Mehrere Anwohner, die ihre Häuser entgegen aller Aufforderungen nicht evakuierten, hätten sich auf ihre Dächer retten müssen, sagte Gemeindepräsident Billy Nungesser. Der Sturm habe "schwerer zugeschlagen als zunächst gedacht“, sagte er.

Auch nach seiner Ankunft auf dem Festland stufte der Wetterdienst "Isaac“ in der niedrigsten von fünf Stärke-Kategorien für Hurrikane ein. Experten rechnen daher nicht damit, dass von ihm die gleiche Zerstörungskraft wie von "Katrina“ ausgehen kann.

Dennoch warnten Experten vor der Lebensgefahr, die aus plötzlichen Überflutungen und Sturmschäden hervorgehe. "Für viele Menschen ist es nicht einmal zur Hälfte vorbei“, sagte der Direktor des Nationalen Hurrikanzentrums in Miami, Richard Knabb, dem TV-Sender CNN. Es werde bis zum Donnerstag ununterbrochen regnen. Heimtückisch sei, dass sich "Isaac“ mit neun Stundenkilometern sehr langsam wegbewege.

Sorgenvolle Blicke richteten sich am Mittwoch vor allem auf New Orleans, wo das Hochwasser von mehr als dreieinhalb Metern über normal den nach "Katrina“ errichteten Flutschutz auf die Probe stellte. Am Dienstag hatte die Stadt ihre 127 knapp acht Meter hohen Fluttore geschlossen. Nach Behördenangaben hielt das System auch am Mittwoch zunächst dicht. Dennoch wollte Bürgermeister Mitch Landrieu kein Risiko eingehen. Mehr als 1000 Nationalgardisten und fast 3000 Polizisten seien in Bereitschaft, um in Notfällen einzugreifen, schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter.

Der Hurrikan war zunächst in Plaquemines Parish auf Land getroffen. Dann zog er sich auf das Meer zurück, bewegte sich in Richtung der Mississippi-Mündung und schlug dann nahe dem Hafen von Port Fourchon – etwa 100 Kilometer südöstlich von New Orleans - erneut an Land auf. Der Sturm setzte Straßen unter Wasser und knickte Bäume und Strommasten um. Mehrere Flughäfen in der Region seien geschlossen worden und etwa 1500 Flüge ausgefallen. Auch einige Häfen wurden gesperrt.

+++ Die Hurrikan-Stärken der Saffir-Simpson-Skala +++

Auf den meisten Öl- und Gasplattformen im Golf von Mexiko ruht wegen des Sturms die Produktion. Ein Großteil der fast 600 Förder-Plattformen und 76 Bohrinseln wurde evakuiert, heißt es von der US-Umweltbehörde BSEE. Fast die gesamte Ölförderung und zwei Drittel der Gasgewinnung liegen brach. Der Benzinpreis in den USA stieg am Mittwoch merklich nach oben, Experten rechnen aber mit einer schnellen Normalisierung der Lage. (dpa)