Zwar soll der Parteitag heute formell eröffnet, dann aber sofort auf Dienstag vertagt werden. Damit werde auch die ursprünglich für heute geplante offizielle Nominierung Romneys als Spitzenkandidat um einen Tag verschoben, sagte der Vorsitzende des Nationalen Komitees der Republikaner, Reince Priebus, am Sonntag dem Sender CNN.

Washington. Der Tropensturm „Isaac“ wirbelt den Nominierungsparteitag des US-Republikaners Mitt Romney durcheinander. Der erste Tag des Spektakels in Tampa (Florida), bei dem der schwerreiche Ex-Gouverneur Romney zum Herausforderer von Präsident Barack Obama gekürt werden soll, fällt am Montag ins Wasser.

Zwar soll der Parteitag heute formell eröffnet, dann aber sofort auf Dienstag vertagt werden. Damit werde auch die ursprünglich für heute geplante offizielle Nominierung Romneys als Spitzenkandidat um einen Tag verschoben, sagte der Vorsitzende des Nationalen Komitees der Republikaner, Reince Priebus, am Sonntag dem Sender CNN. Er erwarte, dass ab Dienstag das Wetter kein Problem mehr sei und die politische Botschaft der Republikaner auch bei einem komprimierten Programm voll überkomme.

Zum Parteitag werden 50 000 Delegierte, Gäste und Journalisten erwartet. Wie Priebus sagte, könnte „Isaac“ bei seinem Zug durch den Golf von Mexiko Tampa heftige Winde und schwere Regenfälle bescheren. Teilnehmer und Besucher seien daher in ihren Hotelräumen besser aufgehoben, zumal es massive Verkehrsprobleme geben könne.

Dem Republikaner zufolge sollen fast alle geplanten Parteitagsreden trotz der nur dreitägigen Tagungszeit gehalten werden, wenn auch vielleicht manche verkürzt. Ein Auftritt von Anne Romney, der potenziellen künftigen First Lady der USA, war bereits zuvor von Montag auf Dienstag verschoben worden, um ihre größere Medienaufmerksamkeit zu sichern.

Eine Reihe Fernsehsender hatte auch ohne „Isaac“ am ersten Parteitagsabend nicht stundenlang live berichten wollen, weil ihnen die geplanten Reden anscheinend nicht hochkarätig genug erschienen. Höhepunkt der Veranstaltung ist der Donnerstagabend (Ortszeit): Dann soll Romney seine Antrittsrede als Spitzenkandidat halten.

Nicht das erste Mal macht den Republikanern ein Unwetter einen Strich durch die Parteitagsstrategie. Auch 2008 begann der Parteitag in St. Paul im Bundesstaat Minnesota wegen eines Hurrikans mit einem Tag Verspätung. Zwar wütete der Sturm „Gustav“ damals mehr als 1000 Kilometer weiter südlich an der Küste des Golfs von Mexiko. Aber die Republikaner wollten kein buntes Spektakel feiern, während Zehntausende Landsleute im Süden Sturm und Überschwemmung fürchteten.

De Bewohner der US-Golfküste rüsten sich für derweil den Hurrikan „Isaac“. In den Staaten Louisiana und Mississippi wurde der Notstand ausgerufen und auch in Florida verbarrikadierten Menschen ihre Häuser und stockten ihre Vorräte auf. Meteorologen erwarteten, dass der noch als Tropensturm eingestufte „Isaac“ über dem Golf von Mexiko an Stärke gewinnen und als Hurrikan der Stufe 2 am Mittwoch die Küste erreichen könnte – am siebten Jahrestag von Hurrikan Katrina, der 2005 weite Teile der Region verwüstet hatte.

Der genaue Kurs, den der Tropensturm nehmen wird, nachdem er am Sonntag über die Florida Keys gezogen war, ist jedoch unklar. Das Nationale Hurrikanzentrum in Miami gab deshalb eine Hurrikanwarnung für weite Teile der nördlichen Golfküste heraus. In Louisiana rief Gouverneur Bobby Jindal den Notstand aus und erklärte, er werde wegen des Sturms möglicherweise nicht beim Parteitag der US-Republikaner in dieser Woche sprechen. Der Beginn des Treffens, bei dem Mitt Romney als offizieller Präsidentschaftskandidat der Partei nominiert werden soll, war wegen des Sturms bereits von Montag auf Dienstag verschoben worden.

Auch der Gouverneur im angrenzenden Mississippi veröffentlichte aus Sorge vor Überschwemmungen in niedrig liegenden Gegenden eine Notstandserklärung und die Betreiber von Bohrinseln und Förderplattformen evakuierten einen Teil ihrer Anlagen im Golf von Mexiko. Bereits vor Erreichen der Hurrikanstärke sorgte „Isaac“ nicht nur beim Parteitag der Republikaner in Tampa für Probleme. Am Flughafen von Miami wurden am Sonntag 550 Flüge gestrichen. Von Key West an der Südspitze Floridas bis in den Norden von Miami kam es zu vereinzelten Stromausfällen. Der Gouverneur des Staates, Rick Scott, erklärte, es habe keine größeren Schäden gegeben, als der Sturm über den äußersten Süden von Florida zog. Die Bewohner dort ließen sich vom Sturm auch nicht von Spaziergängen und Einkaufsbummel abhalten.

Anders könnte es allerdings an der Golfküste aussehen, wenn „Issac“ über dem warmen Wasser des Golfs an Stärke zunimmt. Erreicht er die erwartete Stärke 2 würde er mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 177 Kilometern pro Stunde auf Land treffen. Bevor er Florida erreichte, hatte „Isaac“ in Haiti für Überschwemmungen gesorgt. Dort kamen durch den Sturm sieben Menschen ums Leben, in der benachbarten Dominikanischen Republik zwei. Auch in Kuba riss der Tropensturm Bäume aus dem Boden und sorgte für Stromausfälle.

Am späten Sonntagabend (Ortszeit) lag das Zentrum des Sturms rund 820 Kilometer südöstlich des Mississippi-Deltas. Das Hurrikanzentrum in Miami registrierte maximale Windgeschwindigkeiten von 100 Kilometern pro Stunde. Für Romney kommt es in Tampa vor allem darauf an, die Begeisterung der eigenen Basis anzufachen. Umfragen zufolge zeichnet sich bei der Präsidentenwahl am 6. November ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab – mit leichtem Vorteil für Obama.

Die Demokraten halten ihren Nominierungsparteitag in der nächsten Woche in Charlotte im Bundesstaat North Carolina ab.

Mit Material von dpa und dapd