Das Hamburger Abendblatt hatte zur Schuldebatte ins Café Fees im Hamburgmuseum geladen. 120 Abo-Paten waren dabei.

Hamburg. Einen Tag vor der Bildungsdemonstration gegen die Schulreform hat sich Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) am Freitagabend den Fragen kritischer Zeitungsleser gestellt. Das Hamburger Abendblatt hatte zur Schuldebatte ins Café Fees im Hamburgmuseum geladen. Die 120 Gäste machen bei der Abendblatt-Bildungsinitiative „Werden Sie Pate“ mit und haben Zeitungspatenschaften für weiterführende Schulen in Hamburg und in der Region übernommen. „Das Wichtigste ist, dass man Spaß am Lesen hat“, lobte Goetsch die Aktion.

In der kontroversen Diskussion, die von Abendblatt-Chefredakteur Claus Strunz und dem Schulexperten der Zeitung, Peter Ulrich Meyer, moderiert wurde, übte Ulrike Langerbeins, Elternratsvorsitzende des Gymnasiums Eppendorf und Mutter von drei Kindern, deutliche Kritik an den Reformplänen des schwarz-grünen Senats: „Die weiterführenden Schulen werden mit der Einführung der Primarschulen das Niveau ihrer Profile senken müssen. Frau Goetsch, warum reißen Sie diese gereiften Strukturen mit einem Federstreich ein?“ Den gebe es nicht, widersprach die Senatorin: „Die Vielfalt der Angebote wird weitergeführt.“ Nachfrage: „Aber wie schaffen Sie es, dieses Angebot auch an den Primarschulen zu gewährleisten?“ Genau das, so Goetsch, sei das Ziel. „Wir wollen eine bessere Vorbereitung auf die weiterführenden Schulen.“ Den Hamburger Unternehmer und Mäzen Ian Karan, der vier Kinder hat, überzeugte das nicht: „Was tun Sie, damit die guten Schüler ausreichend gefördert und gefordert werden?“ Antwort der Senatorin: „Der individualisierte Unterricht an der Primarschule wird dazu beitragen, dass nicht nur Lernschwache gefördert werden, sondern auch Lernstarke mehr Futter bekommen.“ Auf die Nachfrage, dass das auch ohne Primarschule möglich sei, zog sich Goetsch auf die zunehmende Demokratisierung durch längeres gemeinsames Lernen zurück.

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Immer wieder ging es in der zunehmend hitzigen Debatte um die Frage, ob die umfassende Strukturreform tatsächlich nötig sei. Der Geschäftsführer der Bucerius Law School, Hariolf Wenzler, hakte kritisch nach, ob nicht kleinere Klassen die Bildungsqualität eher steigern könnten. Goetsch verwies auf die im Schulgesetz verankerten Klassengrenzen von 25 beziehungsweise 20 Schülern, gab aber auch zu: „Wir können nur machen, wofür wir auch Geld haben.“

Das sind alle Paten.

Besonders emotional wurde es bei dem Thema Elternwahlrecht. „Was denkt sich die Schulsenatorin dabei, das Wahlrecht den Eltern wegzunehmen?“, fragte die PR-Unternehmerin Alexandra von Rehlingen, deren viertes Kind gerade eingeschult wurde. „Wir nehmen den Eltern nichts weg“, versicherte Goetsch. Auch jetzt entschieden über den Verbleib auf einer weiterführenden Schule die Noten. Zudem würden Eltern nicht wie heute oft üblich von den Entscheidungen überrascht. „Es gibt eine neue Form von Leistungsnachweisen, mit begleitenden Lernentwicklungsgesprächen.“ Im Übrigen glaube sie nicht, dass das Elternwahlrecht „eine große Errungenschaft“ sei. Warum sie sich gerade in dieser bedeutenden Frage mit den Eltern anlege, wollte Abendblatt-Chefredakteur Strunz wissen. Goetsch: „Ich lege mich nicht an. Wir sind im intensiven Dialog.“

Diesen betonte die Senatorin immer wieder. Und verkündete auf die Frage von Peter Haas, Pressesprecher der Nordmetall-Stiftung, nach der Förderung der mittlern Bildungsabschlüsse einen Erfolg: „Wir haben gerade ein Konzept mit allen Wirtschaftsverbänden abgestimmt, damit möglichst viele Schüler eine Ausbildung bekommen.“

Der Direktor der Hypo-Vereinsbank, Carsten Dieck, fragte: „Ist das Projekt der Katharinenschule in der HafenCity als öffentlich-private Partnerschaft Modell für andere Bauprojekte?“ Ein tolles Projekt, lobte Goetsch. Man könne aber Mittel, die im Baubereich eingespart würden, nicht unmittelbar für schulische Inhalte einsetzen.