Für Michael Westhagemann war der Weg zum Chef von 3800 Mitarbeitern nicht unbedingt vorgezeichnet. “Mein Vater hatte entschieden, ,du gehst nicht...

Für Michael Westhagemann war der Weg zum Chef von 3800 Mitarbeitern nicht unbedingt vorgezeichnet. "Mein Vater hatte entschieden, ,du gehst nicht aufs Gymnasium'. Er war Betriebsleiter in einem Zementwerk, und ich sollte sein Nachfolger werden." Doch für den Siemens-Chef der Region Hanse, der für Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und das nordwestliche Niedersachsen verantwortlich ist, kam es anders. Der Vater starb unerwartet früh, "ich habe dann mein Fachabitur nachgeholt und Informatik studiert", erzählt er einer Runde von Schülern des Albrecht-Thaer-Gymnasiums, denen er sein Abendblatt-Paten-Abo persönlich überbringt. Das Gymnasium ist eine von 70 Siemens-Partnerschulen bundesweit.

Schüler sind für den 51-Jährigen potenzielle spätere Mitarbeiter, deshalb wirbt er auch hier um Nachwuchs in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern: "Wir haben einen riesigen Bedarf an jungen Menschen in diesen Berufen. Vor allem brauchen wir mehr junge Frauen." 2600 offene Stellen habe Siemens allein in Deutschland. In der Schülerrunde kann er mit seinen motivierenden Worten trotzdem nicht punkten. Keines der jungen Mädchen strebt in diesen Bereich. "Meine Töchter haben auch einen anderen Weg gewählt", bekennt der zweifache Vater lächelnd. Auch seine innige Begeisterung für das Zeitunglesen teilten diese nicht im gleichen Ausmaß, sagt Westhagemann. Aber er will die Schüler anspornen, Zeitung wichtig zu nehmen: "Wer sich ein Urteil erlauben will, muss informiert sein. Und es ist interessant zu sehen: Ist die Meinung, die in der Zeitung vertreten wird, auch meine, oder habe ich eine andere?"

Kevin Bittner (16) und Florian Reit (17) nutzen die Gelegenheit, dem "großen" Siemens-Boss ihre Schülerfirmen vorzustellen. Kevin und seine Mitstreiter wollen ein Schuljahrbuch herausgeben, Florian und seine Crew bieten Dienstleistungen an wie Garten- oder Hausarbeiten, aber auch Hilfe bei Computerproblemen. "Das finde ich eine pfiffige Idee", sagt der Siemens-Chef. "Hattet ihr schon Aufträge?" Einer sei gerade unterwegs, um einen W-LAN-Anschluss einzurichten, erzählt Florian. Ein interessanter Weg, in das Berufsleben reinzuschnuppern, meint Westhagemann und betont: "Man bleibt nie in einer Sparte verhaftet, Berufsbilder sind heute fließend."