Bankdirektor Carsten Dieck will vor allem Schulen in Hamburgs sozial benachteiligten Stadtteilen fördern.

Dass sein Berufsstand derzeit nicht den besten Ruf hat, weiß Carsten Dieck. "Im Moment gibt es eine Pauschalverurteilung", sagt der Direktor der HypoVereinsbank und verhehlt nicht, dass ihn das persönlich kränkt. Doch eines sei hundertprozentig sicher, sagt er, und ein Lächeln huscht über sein Gesicht: "Irgendwann ist die Krise vorbei, die Auguren sind sich nur noch nicht sicher, in welchem Quartal." Auf das Ende der Krise könne man aber nicht warten, um sich zu engagieren, sagt Dieck. "Wenn wir wieder in den konjukturellen Aufschwung kommen, dann müssen wir dafür schon heute in Bildung und Leseerfahrung investieren", betont der Bankmanager. "Deshalb übernehmen wir jetzt 100 Abendblatt-Patenschaften, um das Zeitunglesen an Schulen zu fördern."

Dieck hat den Wunsch, dass von den Patenschaften der HypoVereinsbank vor allen Schulen in sozial benachteiligten Stadtteilen profitieren: "Vermutlich wird die Zeitung vor allem die Schüler erreichen, die ohnehin besonders interessiert sind. Diese täglichen zehn, 15 Minuten des Lesens, der Reflexion, wenn sie ein Thema besonders anspricht, wenn sie Gesamtzusammenhänge erkennen können, diese Minuten schenken wir den Kindern mit den Abos."

Für Dieck, in dessen Elternhaus es gleich mehrere Tageszeitungen gab ("mein Vater hat ein Vermögen dafür ausgegeben"), ist Zeitunglesen bis heute ein ganz wichtiges Ritual. "Ich lese das Abendblatt schon morgens beim Frühstück mit meiner Frau Elke. Wir frühstücken immer gemeinsam, egal, wie früh ich losmuss. Dabei ist ganz klar, wer welchen Abendblatt-Teil zuerst bekommt. Ich kriege immer den Hamburg-Teil als Erstes", sagt der 55-Jährige.

Als Carsten Dieck 1979 nach dem BWL-Studium sein Trainee-Programm bei der damaligen Vereins- und Westbank begann, wollte er nur kurz im Bankgeschäft bleiben und danach in die Industrie wechseln. Doch es kam anders. Er sei "über eine ruhige stetige Karriereleiter" geklettert, sagt der Hamburger, den es nie in die Ferne zog. Doch so geradlinig sein eigener Weg war, so sehr bekümmert ihn, dass viele junge Leute heutzutage nicht wüssten, wohin ihre berufliche Reise gehen soll: "Ich stelle fest, dass es bei vielen Jugendlichen eine gewisse Orientierungslosigkeit und Zukunftsangst gibt", sagt der Vater von zwei Söhnen. "Diese Themen müsste man in den Schulen noch mehr ansprechen."

Genau das macht beispielsweise Dorothea Scheele. Die 20-Jährige absolviert bei der HypoVereinsbank eine Ausbildung zur Bankkauffrau und studiert nach dem Hamburger Modell zudem Betriebswirtschaft: "Ich gehe regelmäßig in Schulen und erzähle den Jugendlichen von meinem Beruf." Es sei wichtig, Schüler schon früh darauf vorzubereiten, was nach dem Schulabschluss kommt, sagt die junge Mitarbeiterin: "Man denkt immer, wenn man das Abi in der Tasche hat, hat man es geschafft, dabei geht es dann erst richtig los."

Unternehmen hätten eine Verpflichtung für das Gemeinwohl, betont Dieck. Deshalb unterstütze die Bank das soziale Engagement seiner Mitarbeiter mit zusätzlichen freien Tagen. Private Spenden der Mitarbeiter habe die Bank im vergangenen Jahr verdoppelt, anstatt Weihnachtsgeschenke für Kunden verteilte die Bank zudem 190 000 Euro an unterschiedliche Empfänger wie etwa die Schutzstation Wattenmeer oder das Theater für Kinder. "Die HypoVereinsbank fördert auch seit 1981 den kulturellen Nachwuchs mit dem Förderprogramm "Jugend kulturell", betont Dieck. Als im November 2008 der Jugend-kulturell-Förderpreis in der Sparte "Popmusik" vergeben wurde, war nicht etwa die ehrwürdige Laeiszhalle der Veranstaltungsort. "Das haben wir in der Fabrik gemacht, wo ich in den 70ern meine Freitagabende verbrachte", erinnert sich der musische Banker, der in seiner Jugend viele Jahre Geige gespielt hat. Einige der langjährigen "Jugend- kulturell-Besucher hätten postwendend kehrtgemacht. Er dagegen blieb und genoss den Abend. "Dabei ist Popmusik auch nicht unbedingt meine Richtung", bekennt er lächelnd.