Die beiden Überlebenden des Flugzeugabsturzes in Jaroslawl befinden sich weiter in kritischem Zustand. Russland trauert um die Toten.

Moskau/Jaroslawl. Nach dem Flugzeugabsturz mit einem russischen Eishockey-Team an Bord kämpfen Ärzte weiter um das Leben der beiden Geretteten. Der Zustand des Spielers Alexander Galimow vom Erstligisten Lokomotive Jaroslawl sei weiter kritisch, teilten die Spezialisten einer Klinik in Moskau am Freitag nach Angaben der Agentur Interfax mit. Auch ein Besatzungsmitglied wurde nach dem Absturz der Jak-42 weiter behandelt.

Im Gebiet Jaroslawl begann eine offizielle dreitägige Trauer. Ermittler suchten weiter die Ursache des Unglücks vom Mittwoch, bei dem 43 Menschen starben. Jaroslawl liegt rund 280 Kilometer nordöstlich von Moskau.

Nach Medienberichten geht die Mehrheit der Spezialisten bisher von einem technischen Versagen und einem Pilotenfehler aus. Unklar war nach wie vor, warum die Maschine hunderte Meter über die Startbahn aufs Feld hinausrollte, dann beim Abheben nicht die nötige Höhe erreichte und schließlich abstürzte. Experten erhoffen sich Aufschluss beim Auswerten der Flugschreiber.

An diesem Sonnabend ist im Sportkomplex „Arena-2000“ in Jaroslawl eine Trauerfeier für die Spieler geplant. Am Ort der Katastrophe werde schon bald in Absprache mit den Fans und Bürgern ein Denkmal errichtet, sagte Gouverneur des Gebiets.

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Robert Dietrich - ein Nachruf von Jörg Mebus

Robert Dietrich war kein Freund großer Worte. Der Eishockey-Profi wirkte mit seiner zurückhaltenden, introvertierten Art in seiner ruppigen Sportart mitunter seltsam deplatziert. „Robert war ein ausgezeichneter und ein ganz feinfühliger Profi“, sagte DEB-Sportdirektor Franz Reindl und rang wie alle Vertreter des deutschen Eishockeys am Mittwoch um Fassung.

Erst im Juni war der 25-Jährige in die russische Eliteklasse Kontinental Hockey League (KHL) gewechselt, um sich dort mit den Besten zu messen. Weltstars wie Sergej Fedorow oder Dominik Hasek spielen mittlerweile dort, einige Experten halten die KHL für die beste Liga nach der nordamerikanischen Profiliga NHL. Die Adler Mannheim, wo er bis zum Sommer aktiv war, genügten Robert Dietrich nicht mehr. Seinen bis 2013 gültigen Vertrag löste er auf. Im zweiten Versuch wollte er den Durchbruch in einer ganz großen Liga schaffen. Der erste, bei den Nashville Predators in der NHL, war fehlgeschlagen.

Die Aussichten standen gut, auch weil er sich in seiner neuen sportlichen Heimat perfekt verständigen konnte. Robert Dietrich ist im kasachischen Ordschonikidse geboren, seinen größten Auftritt im Trikot einer Nationalmannschaft hatte er aber in Deutschland - und für Deutschland. Er absolvierte bei der Weltmeisterschaft 2010 in Gelsenkirchen, Köln und Mannheim neun Spiele für die Gastgeber.

„Robert hat sich in Jaroslawl sehr wohlgefühlt. Er war den Sommer über in Düsseldorf. Wir haben uns ab und zu auf der DEG-Geschäftsstelle noch gesehen“, sagte Teamleiter Walter Köberle von der Düsseldorfer EG, bei der Dietrich zwischen 2006 und 2008 gespielt hatte, der Rheinischen Post. Wenige Stunden vor dem Absturz hatte der Ex-Nationalspieler noch mit Köberle telefoniert: „Er hat mir gesagt, dass er gleich losfliegen würde. Das ist brutal und unglaublich.“

Dietrich hatte die Jugendabteilungen bei seinem Heimatverein ESV Kaufbeuren durchlaufen, im Allgäu stand er im Alter von fünf Jahren erstmals mit einem Schläger auf dem Eis. Sein Talent blieb nicht lange verborgen, 2002 wechselte er zu den Junioren der Adler Mannheim. Über die Stationen EC Peiting, ETC Crimmitschau und Straubing Tigers landete er 2006 in Düsseldorf, wo ihm unter Trainer Don Jackson der Durchbruch gelang. Er zeigte derart beeindruckende Leistungen, dass auch die Scouts aus der nordamerikanischen Profiliga NHL auf ihn aufmerksam wurden.

2008 wechselte Dietrich nach Nashville, schaffte dort aber nicht den Sprung in die erste Mannschaft, sondern nur ins Farmteam - zu wenig für den ehrgeizigen Verteidiger. Im Sommer 2010 kehrte Dietrich deshalb nach Deutschland zurück und wurde Leistungsträger in Mannheim. In 48 Spielen sammelte er 20 Punkte (3 Tore, 17 Vorlagen). Wahrscheinlich waren die Adler für ihn von Beginn an nur eine Durchgangsstation. Das Russland-Abenteuer war noch einmal ein Versuch, ganz groß rauszukommen. Er endete tragisch.