Bei dem Flugzeugabsturz Nordwestlich von Moskau kamen 43 Menschen ums Leben. Medwedew will die russische Luftflotte modernisieren.

Moskau. Den maroden Zustand der russischen Luftflotte hat Kremlchef Dmitri Medwedew kritisiert. Der Präsident besuchte am Donnerstag den Ort, wo tags zuvor die Maschine einer Eishockey-Mannschaft abgestürzt war. 43 Menschen starben. Falls russische Firmen keine sicheren Flugzeuge bauen könnten, müssten sie diese im Ausland kaufen, sagte Medwedew an der Absturzstelle rund 280 Kilometer nordöstlich von Moskau. „Priorität haben die Passagiere, nicht die Interessen der Luftfahrtbranche“, erklärte Medwedew nach Angaben der Agentur Interfax bei einem Treffen mit Verkehrsminister Igor Lewitin. Nach einer solchen Katastrophe könne man nicht zur Tagesordnung übergehen, sagte der Präsident.

Viele Bedienstete der russischen Luftflotte seien schlecht ausgebildet oder würden keine Leistung bringen, sagte Medwedew. Wer aber nicht arbeite, müsse gefeuert werden. Der von dem Unglück sichtlich erschütterte Staatschef räumte ein, dass nicht alle Probleme sofort zu lösen seien. „Ich werde die Regierung mit der Modernisierung der Branche beauftragen. Aber die Lage bleibt schwierig, wie die Serie der Luftfahrtkatastrophen zeigt.“ Allein in den vergangenen drei Monaten waren in Russland bei drei Flugzeugabstürzen mehr als 60 Menschen getötet worden.

Bei dem Absturz eines fast 20 Jahre alten Flugzeugs vom Typ Jakowlew (Jak-42) war am Mittwoch fast die gesamte Mannschaft des Eishockey-Erstligisten Lokomotive Jaroslawl ums Leben gekommen, darunter der deutsche Nationalspieler Robert Dietrich . Die beiden Überlebenden waren laut Ärzten noch in einem kritischen Zustand.

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Robert Dietrich - ein Nachruf von Jörg Mebus

Robert Dietrich war kein Freund großer Worte. Der Eishockey-Profi wirkte mit seiner zurückhaltenden, introvertierten Art in seiner ruppigen Sportart mitunter seltsam deplatziert. „Robert war ein ausgezeichneter und ein ganz feinfühliger Profi“, sagte DEB-Sportdirektor Franz Reindl und rang wie alle Vertreter des deutschen Eishockeys am Mittwoch um Fassung.

Erst im Juni war der 25-Jährige in die russische Eliteklasse Kontinental Hockey League (KHL) gewechselt, um sich dort mit den Besten zu messen. Weltstars wie Sergej Fedorow oder Dominik Hasek spielen mittlerweile dort, einige Experten halten die KHL für die beste Liga nach der nordamerikanischen Profiliga NHL. Die Adler Mannheim, wo er bis zum Sommer aktiv war, genügten Robert Dietrich nicht mehr. Seinen bis 2013 gültigen Vertrag löste er auf. Im zweiten Versuch wollte er den Durchbruch in einer ganz großen Liga schaffen. Der erste, bei den Nashville Predators in der NHL, war fehlgeschlagen.

Die Aussichten standen gut, auch weil er sich in seiner neuen sportlichen Heimat perfekt verständigen konnte. Robert Dietrich ist im kasachischen Ordschonikidse geboren, seinen größten Auftritt im Trikot einer Nationalmannschaft hatte er aber in Deutschland - und für Deutschland. Er absolvierte bei der Weltmeisterschaft 2010 in Gelsenkirchen, Köln und Mannheim neun Spiele für die Gastgeber.

„Robert hat sich in Jaroslawl sehr wohlgefühlt. Er war den Sommer über in Düsseldorf. Wir haben uns ab und zu auf der DEG-Geschäftsstelle noch gesehen“, sagte Teamleiter Walter Köberle von der Düsseldorfer EG, bei der Dietrich zwischen 2006 und 2008 gespielt hatte, der Rheinischen Post. Wenige Stunden vor dem Absturz hatte der Ex-Nationalspieler noch mit Köberle telefoniert: „Er hat mir gesagt, dass er gleich losfliegen würde. Das ist brutal und unglaublich.“

Dietrich hatte die Jugendabteilungen bei seinem Heimatverein ESV Kaufbeuren durchlaufen, im Allgäu stand er im Alter von fünf Jahren erstmals mit einem Schläger auf dem Eis. Sein Talent blieb nicht lange verborgen, 2002 wechselte er zu den Junioren der Adler Mannheim. Über die Stationen EC Peiting, ETC Crimmitschau und Straubing Tigers landete er 2006 in Düsseldorf, wo ihm unter Trainer Don Jackson der Durchbruch gelang. Er zeigte derart beeindruckende Leistungen, dass auch die Scouts aus der nordamerikanischen Profiliga NHL auf ihn aufmerksam wurden.

2008 wechselte Dietrich nach Nashville, schaffte dort aber nicht den Sprung in die erste Mannschaft, sondern nur ins Farmteam - zu wenig für den ehrgeizigen Verteidiger. Im Sommer 2010 kehrte Dietrich deshalb nach Deutschland zurück und wurde Leistungsträger in Mannheim. In 48 Spielen sammelte er 20 Punkte (3 Tore, 17 Vorlagen). Wahrscheinlich waren die Adler für ihn von Beginn an nur eine Durchgangsstation. Das Russland-Abenteuer war noch einmal ein Versuch, ganz groß rauszukommen. Er endete tragisch.