Der Prozess gegen die Berliner U-Bahn-Gewalttäter ist mit der Aussage eines Zeugen fortgesetzt worden. Georg Baur hat dem Opfer geholfen.

Berlin. Im Prozess um den brutalen Überfall am Berliner U-Bahnhof Friedrichstraße hat am Donnerstag der Zeuge ausgesagt, der dem 30-jährigen Opfer möglicherweise das Leben gerettet hat. Georg Baur aus dem bayerischen Ederheim beklagte vor dem Landgericht, dass andere Passanten auf dem U-Bahnhof nicht zu Hilfe geeilt seien. „Das Opfer lag auf dem Bahnsteig“, erinnert sich Georg Baur an die schockierende Szene nach dem Angriff auf einen damals 29-jährigen Berliner. „Ich habe an nichts gedacht, ich habe ihn weggezogen“ vom Täter, sagt der Maler und Lackierer im Prozess vor dem Berliner Landgericht. Er habe den Täter im Schwitzkasten gehabt und den Leuten zugeschrien, sie sollten helfen. Vergebens.

Der Hauptangeklagte, ein 18-jähriger Gymnasiast, hat die Tat vor dem Jugendgericht inzwischen gestanden. Überwachungskameras hatten aufgezeichnet, wie der Schüler viermal wuchtig auf den Kopf des am Boden liegenden Opfers eintritt. Der Berliner selbst bezeichnete seinen Exzess als „Schweinerei“, er habe keine Erklärung. Dem Schüler aus gutem Elternhaus wird versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Der Fall hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Das Opfer ist bis heute in Therapie und kann sich an den Angriff nicht erinnern.

Baur, der aus Ederheim stammt, hatte die Tritte selbst nicht gesehen. Auch den Schlag mit einer Flasche ins Gesicht, der das Opfer zu Boden brachte, hatte der Bayer nicht beobachtet. Er hörte nur einen dumpfen Knall und rannte los, um zu helfen. „Als der Täter nochmals auf das Opfer zuging, habe ich ihn in den Schwitzkasten genommen“, erinnert sich der 22-Jährige. Doch er bekam einen Tritt in seinen Rücken. Der Bayer ging zu Boden. Automatisch ließ er den 18-jährigen Schläger los. „Es standen viele Leute herum, keiner hat mir geholfen“, klagte der Helfer. Als er hinterher eine Reinigungskraft fragte, warum dieser nichts unternahm, habe der Mann erwidert, er dürfe das nicht.

Durch die Schläge und Tritte des Gymnasiasten und seines mitangeklagten Freundes hatte Baur Rückenschmerzen und trug eine Schürfwunde im Gesicht davon. Für seine Courage wurde der Bayer öffentlich geehrt. Für viele in Berlin ist er ein Held.