Der Freiheitsdrang der Kuh sorgte für Aufregung. Jetzt wollen Tierschützer die entlaufende Yvonne mit Hilfe eines Prachtbullen anlocken.

Mühldorf. Von wegen "dumme Kuh". Die schlaue Yvonne aus Österreich sorgte in der letzten Zeit ordentlich für Furore und genießt nach wie vor ein Leben in Freiheit. Die entlaufene Kuh weckte viele Sympathien und wurde so zum Medienstar des Sommerlochs. Sie ist ihren Verfolgern bislang immer einen Schritt voraus und tappt in keine Falle. Im oberbayerischen Landkreis Zangberg hat sie sich ein Versteck im Wald gesucht. Jetzt soll die Kuh Yvonne in Oberbayern eine Verschnaufpause bekommen. Das Landratsamt will keine großen Such-Aktionen mehr. Und Tierfreunde bereiten dem Rind ein trockenes Lager aus Stroh zum Ausruhen.

Eine Tierschutzorganisation allerdings will schon am Mittwoch mithilfe eines Stiers einen neuen Versuch starten, die vor mehr als zwei Monaten ausgerissene Kuh Yvonne nach mehreren gescheiterten Versuchen zu finden. Dann soll der Prachtbulle Ernst in dem Waldstück im oberbayerischen Zangberg eingesetzt werden, sagte Britta Freitag von der Tierschutz-Initiative "Gut Aiderbichl“ am Montag in Salzburg. "Er ist seriös, ruhig und aus Sicht der Kühe ein sehr schöner Stier.“ Die Tierschützer hoffen, dass das flüchtige Rind seine Nähe suchen wird.

Ernst stammt von einem Deggendorfer Gnadenhof, den das Gut betreibt. Dort soll nach dem Willen der Tierschützer auch Yvonne, die zum Abschuss freigegeben wurde, ihr neues Zuhause finden.

Zuletzt hatten dutzende Freiwillige im Landkreis Mühldorf am Inn mit Helfern des Tier-Gnadenhofes Gut Aiderbichl nach dem scheuen Rind im Wald gesucht. "In meinen Augen bräuchte man nichts anderes als Ruhe da draußen“, sagte Sicherheitsexperte Erich Kozel vom Mühldorfer Landratsamt am Montag. Eine Futterfalle, die Gut Aiderbichl vergangene Woche im Wald installiert hatte, reiche völlig aus. "Ich finde es an der Zeit, dass die Aktionen zurückgefahren werden.“

Kozel hatte vor gut einer Woche den Abschuss der Kuh aus Sicherheitsgründen erlaubt, nachdem sie vor ein Polizeiauto gerannt war. Er schließe nicht aus, dass Yvonne bereits damals durch die Einfangversuche von Gut Aiderbichl aufgeschreckt worden sei, sagte Kozel. Derzeit laufe sie aber nicht auf die Straße, so dass sie nicht getötet werden müsse. "Die Kuh steht gut da draußen. Wenn sie zur Ruhe kommt, soll man das Einfangen weiter probieren.“

Gut Aiderbichl versucht seit knapp zwei Wochen mit immer neuen Mitteln, die Kuh zu fangen. Mal war es ein Dackel, der die Kuh aufstöbern sollte, mal suchten Helfer mit Pferden, Jeep und Quad nach dem ausgebüxten Tier. Dann wiederum kauften die Tierretter eigens Yvonnes Schwester Waltraud und das Kälbchen Waldi und stellten beide in ein Gehege im Wald, um Yvonne anzulocken. Das hatte auch fast schon geklappt.

Doch angesichts des regnerischen und kalten Wetters wurden Waltraud und Waldi inzwischen auf den Aiderbichl-Hof nach Deggendorf gebracht, wo möglichst bald auch Yvonne ein neues Zuhause finden soll. "Es ist kalt, es ist windig, es ist regnerisch. Jetzt habe ich sie in den Stall gebracht, damit sie nicht krank werden“, sagte Hans Wintersteller, Salzburger Gutsverwalter von Gut Aiderbichl, zum Rücktransport von Waltraud und Waldi.

Seine Sorge um Yvonne bleibt groß. Noch am Montag sollte ein trockenes Lager aus Stroh mit Zeltdach gebaut werden, wo sie sich erholen kann. Dort soll sie auch frisches Wasser und Futter finden - Kraftfutter aus Mais und Weizen gehöre zu ihren Lieblingsspeisen. "Es ist einfach eine Gemütlichkeit für sie“, sagt Wintersteller. In dem Lager solle Yvonne nicht gefangen werden. "Ich möchte, dass sie erst mal Vertrauen gewinnt.“

Zugleich steht weiter die Futterfalle in einem anderen Waldstück. Sobald die Yvonne dort Heu oder Silage frisst, schließt sich ein Bügel und hält sie fest. Bleibt abzuwarten, welche der beiden Futterstellen das Tier, das Wintersteller immer als "blitzgescheit“ bezeichnet hat, sich aussucht. (dpa/dapd)