Am Sonntag wird in Duisburg die Gedenkfeier zum Jahrestag der Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten stattfinden. Mehrere tausend Besucher werden erwartet.

Duisburg. Tausende Besucher und viele Angehörige werden an diesem Sonntagnachmittag in Duisburg zu einer Gedenkfeier zum Jahrestag der Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten erwartet. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und fast ihr ganzes Kabinett werden dabei sein. Kraft wird eine Fürbitte vortragen, wie die Staatskanzlei mitteilte. Nach der Feier sollen in der gesamten Stadt die Kirchenglocken läuten.

Wer hingegen nicht zu der Feier im MSV-Stadion kommen ist, ist Duisburgs heftig kritisierter Oberbürgermeister Adolf Sauerland: Er werde am Samstag und Sonntag in Duisburg mit Freunden privat Gottesdienste besuchen, sagte sein Sprecher. Angehörige wollten Sauerland nicht dabeihaben, er wird für die Genehmigung der verhängnisvollen Technoparty politisch verantwortlich gemacht.

Erwartet wird eine bewegende Feier mit Ansprachen von Betroffenen, Kirchenvertreter und einer Schweigeminute. Viel Musik ist eingeplant - von Eric Claptons „Tears in heaven“, gesungen von der Sopranistin Richetta Manager, bis zur inoffiziellen Hymne für die Loveparade- Opfer „Geboren um zu leben“, gesungen vom Popsänger „Der Graf“. Beides sind Lieder, die für Tote geschrieben wurden. Das Wetter passt zum traurigen Anlass: Nasses Herbstwetter, kühle 15 Grad und ständige Regenschauer, kündigte der Wetterdienst Meteomedia für den Nachmittag in Duisburg an.

Im NRW-Landtag gab es am Freitag in einer Debatte zur Loveparade ungewohnt stille und nachdenkliche Äußerungen. „Statt Schuld hin und her zu schieben, ist es die Stunde, Mitgefühl zu zeigen“, sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD). Abgeordnete von SPD, Grünen, CDU und Linken mahnten übereinstimmend, auf „parteipolitisches Gezänk“ zu verzichten. Die Grünen riefen dazu auf, den „Geräuschpegel“ zu senken, um in Würde und Anstand gedenken zu können. Nur die FDP nutzte die von ihr beantragte Debatte zu Angriffen auf den Innenminister.

Bei der Massenpanik während der Techno-Veranstaltung am 24. Juli vergangenen Jahres waren 21 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 500 wurden verletzt. Die Schuldfrage ist ungeklärt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 16 Beschuldigte. Der Veranstalter Rainer Schaller und OB Sauerland sind nicht darunter.

Ein zentraler Streitpunkt bis heute ist neben der Schuldfrage die schnelle Entschädigung der Opfer. Der Anwalt Thomas Kämmer, der die Mutter einer Loveparade-Toten vertritt, forderte in der „Welt“ (Freitag) eine Vermittlungskommission, die Schadenersatz- und Schmerzensgeldforderungen zügig außergerichtlich klären soll. Ein langwieriges Zivilverfahren würde für die Opfer „eine fortgesetzte Ohnmacht bedeuten“, sagte Kämmer.

Einen ersten Durchbruch für eine schnelle Entschädigung gibt es: Die Versicherung des Loveparade-Veranstalters, Axa, und der kommunale Versicherungsverband, der die Stadt Duisburg vertritt, haben Ende Mai gemeinsam beschlossen, schon vor der endgültigen juristischen Klärung Schadenersatz zu zahlen. Diese Einigung sei vielleicht der größte Erfolg seiner Arbeit, sagt Jürgen Hagemann, Vorsitzender der Opferorganisation „Massenpanik Selbsthilfe“ (dpa)