Die NRW-Staatskanzlei hat die Trauerfeier für die Loveparade-Opfer geplant. Die Stadt Duisburg erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Organisatoren.

Duisburg. Die Stadt Duisburg hat die Organisation der Gedenkfeier für die Opfer der Loveparade im Juli durch die Staatskanzlei kritisiert. In einem Brief an die Landesregierung erklärte Stadtdirektor Peter Greulich, die Vorbereitungen hätten Fingerspitzengefühl und Professionalität teils missen lassen. Bei einer Bühne für die Gedenkveranstaltung in der MSV-Arena habe es sich um einen „nicht genehmigten Schwarzbau“ gehandelt. Ein Regierungssprecher sagte in Düsseldorf, auf Arbeitsebene sei die Stadt Duisburg eingebunden gewesen.

Am ersten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten hatten sich in Duisburg am 24. Juli Angehörige, Freunde der Opfer und Rettungskräfte versammelt. Tausende Besucher waren dabei, darunter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), fast das gesamte rot-grüne Kabinett sowie der CDU-Landesvorsitzende Norbert Röttgen. Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) war dagegen nicht anwesend - die Angehörigen hatten seine Teilnahme nicht gewünscht.

Der von der Staatskanzlei beauftragte Veranstaltungsleiter Arno Eich wies die Vorwürfe der Stadt Duisburg mit Nachdruck zurück: Weil Starkregen und Böen bis Windstärke zehn aus Richtung Süd angekündigt waren, sei das Podest um etwa 80 Meter von der Nord- vor die Südtribüne verlegt worden. Akteure und Technik sollten vor dem widrigen Wetter geschützt werden. „Wir haben keine Feld-, Wald- und Wiesenveranstaltung auf einem Schotterplatz durchgeführt. Wir haben einen erprobten und bewährten Veranstaltungsort genommen“, sagte Eich der Nachrichtenagentur dpa.

Schauplatz der Loveparade-Tragödie war das Gelände eines ausrangierten Güterbahnhofs, es gab nur zwei Zugänge durch einen engen Tunnel. In einem Zwischenbericht hatte die Staatsanwaltschaft festgestellt, dass die Genehmigung für die Loveparade rechtswidrig erfolgte. Ermittelt wird gegen 16 Beschuldigte. Darunter sind viele städtische Mitarbeiter.

Nach Angaben von Uwe Rieske, Landespfarrer für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland, wurde die Gedenkfeier bei Angehörigen und Betroffenen ausschließlich positiv aufgenommen. „Wir sind allen Beteiligten, vor allem der Staatskanzlei, sehr dankbar, dass diese Veranstaltung so durchgeführt werden konnte“, sagte Rieske der dpa. Der Pfarrer hatte die Gedenkveranstaltung inhaltlich geplant.

Er habe auch volles Verständnis dafür, dass bei der Stadt Duisburg besondere Sorgfalt bei der Genehmigung der Gedenkveranstaltung waltete. Teilweise hätten dieselben Leute geplant wie bei der Loveparade. „Ich finde es sehr schade, dass diese Dinge, die allenfalls einen internen Kreis angehen, nun in die Öffentlichkeit gelangt sind“, sagte er über den Brief aus der Stadtverwaltung. Stadtdirektor Greulich hatte Feingefühl im Umgang mit Mitarbeitern vermisst, von denen einige auch die Genehmigung für die Loveparade erteilt hätten.