Der Amokläufer hatte am 7. April zehn Mädchen und zwei Jungen erschossen. Jetzt hat die “Tasso da Silveira“-Schule wieder geöffnet.

Rio de Janeiro. Eineinhalb Wochen nach dem Amoklauf mit zwölf getöteten Kindern in einer Schule in Rio de Janeiro ist in dem Gebäude der Unterricht wieder angelaufen. Insgesamt kehrten am Montag rund 80 Schülerinnen und Schüler in die „Tasso da Silveira“-Schule in Rios westlich gelegenen Stadtteil Realengo zurück. Für sie und auch die Lehrer begann der Unterricht mit psychologischer Betreuung. Ein 23-jähriger Ex-Schüler hatte am 7. April zehn Mädchen und zwei Jungen im Alter von 12 bis 14 Jahren erschossen und anschließend Selbstmord begangen.

Die Polizei stellte vor wenigen Tagen Video-Botschaften auf dem Computer des Täters sicher. Darauf posierte er mit mehreren Waffen. Mit der Tat wollte er sich nach eigenen Angaben für erlittene Demütigungen rächen. Mehrere Schüler waren bei dem Massaker teils schwer verletzt worden. Am Montag (Ortszeit) konnte ein 14-Jähriger das Krankenhaus verlassen. Damit liegen nur noch drei Jugendliche im Hospital. Die Schule wird von etwa 1000 Schülern besucht.

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Amokläufer von Rio war Einzeltäter und litt an Psychose

Der Amokläufer von Rio de Janeiro ist ein Einzeltäter gewesen. Das steht für die Behörden eine Woche nach dem Amoklauf an einer Schule fest. Der 23-Jährige, der am vergangenen Donnerstag in der Schule Tasso da Silveira in einem Arbeiterviertel der Stadt 12 Kinder tötete und sich dann mit einem Kopfschuss das Leben nahm, sei psychisch krank gewesen. Er habe eine Psychose gehabt, die in der Tragödie ihren traurigen Höhepunkt gefunden habe, erklärten die Ermittler am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

Zuvor war aufgrund diverser Tagebucheinträge des Todesschützen vermutet worden, dieser habe möglicherweise einer muslimischen Extremistengruppe nahegestanden. Dieser Anfangsverdacht bestätigte sich jedoch nach Gesprächen mit Angehörigen, Freunden und Nachbarn nicht.

Dritter Mann festgenommen

Am Donnerstag nahmen die Behörden einen dritten Mann wegen des Verdachts fest, dem Täter eine der beiden Waffen verkauft zu haben, die er beim Amoklauf bei sich trug. Der 57-Jährige hat Behördenangaben zufolge gestanden, dem jungen Mann im September 2010 eine 38er und 60 Kugeln verkauft zu haben. Der Mann sei Großvater und bedaure seine Tat. Der 23-Jährige habe behauptet, er wolle eine Waffe zur Selbstverteidigung.

Wie aus zwei Videos des Täters hervorgeht, fühlte sich dieser offenbar als Mobbingopfer. "Unser Kampf, für den viele Brüder in der Vergangenheit gestorben sind, und für den ich sterben werde, richtet sich nicht ausschließlich gegen das, was allgemein als Mobbing bekannt ist", sagte der junge Mann in einem der beiden Videos, das offenbar nur zwei Tage vor der Tat aufgenommen wurde. Er richte sich gegen "grausame, feige Menschen, die die Freundlichkeit, die Unschuld, die Schwäche derer ausnutzten, die sich nicht selbst verteidigen" könnten.

Die Schule Tasso da Silveira bleibt unterdessen weiterhin geschlossen. Es wurde noch nicht entschieden, wann der Unterricht dort wieder aufgenommen werden soll. Die Schule feierte an dem Tag des Amoklaufs ihr 40-jähriges Bestehen.